Das auf 2,28 Billionen Euro angelegte Kaufprogramm ist momentan das schärfste Schwert der EZB im Kampf gegen eine aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation. Der Euro zog am Donnerstag stark an und sprang auf über 1,1630 Dollar - den höchsten Stand seit zwei Jahren.

Im Juni hatte die EZB einen ersten Mini-Schritt in Richtung Kurswende gewagt und weitere Zinssenkungen vorerst ausgeschlossen. Manche Experten hatten nun einen zweiten Trippelschritt erwartet, wurden aber enttäuscht. Die Euro-Wächter hielten an der Option fest, den Umfang sowie die Dauer ihrer Anleihenkäufe bei Bedarf noch auszuweiten. Deswegen blicken Investoren an den Finanzmärkten nun auf die Ratssitzungen am 7. September und 26. Oktober. Dann könnte ein Abschmelzen der Anleihenkäufe beschlossen werden.

NordLB-Experte Christian Lips sagte mit Blick auf den Herbst: "Dies wird der Einstieg in den Ausstieg und somit ein Politikwechsel sein." Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe rechnet mit einem behutsamen Exit: "Die EZB hat heute vermittelt, dass sie nur sehr langsam aus der ultra-expansiven Geldpolitik aussteigen wird."

Die Entscheidung, am geldpolitischen Ausblick nicht zu rütteln, sei einstimmig gefallen, erläuterte Draghi. Dies gelte auch dafür, kein genaues Datum zu nennen, wann über Veränderungen beraten werde. Der EZB-Rat wolle nicht dazu gezwungen werden, Entscheidungen zu treffen.

Manche Experten erwarten nun, dass Draghi auf der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming im August einen Hinweis geben könnte, was im Herbst zu erwarten ist. Dort hatte Draghi 2014 die Märkte darauf vorbereitet, dass die EZB zum Kauf von Staatsanleihen bereit ist. "Nun mutmaßen viele, dass er dieses Forum nutzen könnte, um die Kommunikation für die Beendigung dieses Programms einzuleiten", sagte Jan Holthusen von der DZ Bank.

Die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder erwerben seit März 2015 Staatsanleihen und andere Wertpapiere - momentan für 60 Milliarden Euro pro Monat. Dieses Tempo soll noch bis mindestens Ende 2017 beibehalten werden. Mit den Käufen sollen Banken dazu bewogen werden, weniger in diese Titel zu investieren und stattdessen mehr Kredite auszureichen.

Ihren Leitzins zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld beließen die Euro-Wächter auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Dort liegt er bereits seit März 2016.

KONJUNKTUR ERHOLT SICH



Optimistisch äußerte sich Draghi zur Wirtschaftsentwicklung. "Endlich erleben wir eine kräftige Erholung." Nun müssten nur noch die Löhne und Preise anziehen und sich in Richtung des Zielwerts der EZB bewegen. Die Wirtschaftsleistung in der Euro-Zone hatte zu Jahresbeginn um 0,6 Prozent zugelegt und damit sogar die USA in den Schatten gestellt.

Doch Draghi macht nach wie vor die schwache Inflation Sorgen. Die Teuerung werde für einige Monate auf dem aktuellen Niveau verharren, sagte der Italiener. Im Juni lag sie nur bei 1,3 Prozent. Die EZB strebt aber knapp zwei Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft an. "Wir müssen beständig sein und geduldig, weil wir noch nicht da sind", so Draghi. Das letzte, was die EZB jetzt wolle, sei eine unerwünschte Verschärfung der Finanzierungsbedingungen. Das würde den Erholungsprozess verlangsamen oder torpedieren. Ein "sehr erhebliches Ausmaß an Konjunkturförderung" durch die Geldpolitik hält Draghi daher immer noch für nötig.

rtr