"Vor Ort zeigt sich ein Bild des Grauens", erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier vor Ort nach einem Überflug der Absturzstelle. Die Lufthansa geht bislang davon aus, dass es sich um einen Unfall handelt. Der Airbus startete am Vormittag in Barcelona und war auf dem Weg nach Düsseldorf, etwa 100 Kilometer nördlich von Nizza ging die Maschine nieder. Es gebe keine Überlebenden, erklärte die französische Polizei. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich erschüttert und kündigte an, am Mittwoch zur Absturzstelle zu reisen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach von einem "schwarzen Tag" für Deutschlands größte Airline.

Die 144 Passagiere und die sechs Besatzungsmitglieder sahen den Absturz womöglich kommen, denn laut Germanwings befand sich die Maschine acht Minuten im Sinkflug. Auf etwa 2000 Metern Höhe brach der Kontakt dann ab.

Am Düsseldorfer Flughafen wurden Angehörige der Passagiere seelsorgerisch betreut. Neben der Flugnummer 4U9525 war auf der Flugtafel noch die geplante Ankunftszeit 11:55 Uhr angeschlagen, das Feld daneben war leer. Hier steht normalerweise, ob ein Flug verspätet oder bereits gelandet ist. Passanten fotografierten die Tafel mit ihren Handys. Auch 45 Spanier und ein Belgier sollen an Bord gewesen sein. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sagte, vermutlich stammten viele Passagiere aus Nordrhein-Westfalen. "Wir trauern um alle Opfer", sagte sie. Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein.

Auch Lufthansa-Chef Spohr wollte zur Absturzstelle reisen. Bundespräsident Joachim Gauck und zahlreiche weitere Politiker sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. US-Präsident Barack Obama und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras, der zu Gesprächen in Berlin war, drückten ihr Mitgefühl aus.

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FLUGDATENSCHREIBER SOLLEN ABSTURZURSACHE KLÄREN

Die Absturzursache war zunächst völlig unklar. "Bis auf weiteres sagen wir, es war ein Unglück", erklärte Lufthansa-Managerin Heike Birlenbach in Barcelona. "Mehr können wir derzeit nicht sagen. Alles andere wäre Spekulation."

Am Nachmittag teilte das französische Innenministerium mit, dass einer der beiden Flugschreiber gefunden worden sei. Die US-Regierung geht nicht von einem Anschlag aus. Es gebe derzeit keine Hinweise auf einen solchen Zusammenhang, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats.

Der A320 war laut Germanwings um 10.01 Uhr mit 144 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern an Bord gestartet. Knapp eine Stunde später erreichte er um 10.45 Uhr seine reguläre Flughöhe von 12.000 Metern. Flugverfolgungsdaten inoffizieller Webseiten deuten darauf hin, dass der Airbus dann in einen steilen Sinkflug überging, aber nicht wie bei einem völligen Kontrollverlust direkt abstürzte. Während des Sinkfluges habe es keine Kommunikation mit den Piloten gegeben, erklärte Germanwings. Die Piloten setzten nach Angaben der französischen Flugaufsicht auch keinen Notruf ab.

Die verschneite Absturzstelle nahe dem Dorf Meolans-Revel am Fuße der französischen Alpen ist schwer zugänglich. Die Bergung der Leichen wird daher nach Angaben der Polizei voraussichtlich mehrere Tage dauern. "Das Flugzeug ist regelrecht auseinandergerissen worden, (...) es gibt kein einziges intaktes Stück Tragfläche oder Rumpf", sagte Staatsanwalt Bruce Robin aus Marseille zu Reuters, nachdem er die Absturzstelle mit dem Hubschrauber überflogen hatte.

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"DAS GESCHEHENE TUT UNS UNENDLICH LEID"

Der abgestürzte Airbus war 24 Jahre alt und damit deutlich älter als viele andere Maschinen in der Flotte der Lufthansa. Der letzte Check fand nach Angaben von Germanwings am Montag bei Lufthansa-Technik statt. Im Schnitt sind die Flugzeuge der Lufthansa-Flotte seit 11,5 Jahren im Einsatz. Airbus erklärte, man bemühe sich um eine Aufklärung des Vorfalls. Der abgestürzte A320 habe auf 46.700 Flügen fast 58.300 Flugstunden absolviert. Germanwings sicherte allen Betroffenen rasche Hilfe zu. "Germanwings wird alle Kräfte aufbieten, um allen Betroffenen schnell und unbürokratisch zu helfen und ihnen ihr schweres Schicksal zu erleichtern, so gut es irgend geht", sagte Geschäftsführer Oliver Wagner. "Das Geschehene tut uns unendlich leid." Vor der Germanwings-Zentrale am Flughafen Köln/Bonn versammelten sich am Abend mehr als 100 Mitarbeiter, um der Opfer zu gedenken. Sie legten Blumen ab und zündeten Kerzen an.

Erschüttert äußerte sich auch der Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Stadt Haltern am See, woher die Schüler stammten, die in Barcelona ein Austauschprogramm absolvierten. Bodo Klimpel rang mit den Tränen, als er vom "schwärzesten Tag" in der 725-jährigen Geschichte der Stadt sprach. Die Einwohner befänden sich im Schockzustand. Für Angehörige gibt es mehrere Telefonhotlines: Beim Auswärtigen Amt unter der Rufnummer 030 5000 3000, bei Germanwings unter der Nummer 00800-11 33 55 77 sowie beim Düsseldorfer Flughafen unter der Nummer 0800-7766350.

Reuters