Zu Beginn seines Endspiels als Adidas-Chef verbreitet Herbert Hainer Optimismus bei dem kriselnden Sportausrüster. "Es besteht kein Zweifel: Wir erleben gerade einen erfolgreichen Start in das Jahr 2015", schrieb Hainer am Donnerstag in einem vom Unternehmen veröffentlichten Brief an die Mitarbeiter. Geschäftszahlen dazu nannte er nicht. Der Vertrag des 61-Jährigen läuft noch bis 2017, Adidas leitete nun die formale Suche nach einem Nachfolger ein.

"Ich weiß, dass wir alle in den vergangenen Wochen und Monaten hart daran gearbeitet haben, unsere Marken zu stärken und unseren Konzern neu auszurichten", erklärte der Vorstandschef. Er verwies auf den Konzernumbau, mit dem die Kernmarken Adidas und Reebok gestärkt und der schlingernde Golfausrüster TaylorMade-adidas Golf in die Spur gebracht werden sollen. Zudem seien mehrere Werbekampagnen in den USA und international in der Öffentlichkeit gut angekommen.

Börsianer ließen sich von Hainers Begeisterung anstecken: Die Aktie war mit einem Plus von bis zu sechs Prozent größter Gewinner im Leitindex Dax.

Adidas hatte die Aussichten im Golf-Geschäft zu optimistisch eingeschätzt und war davon überrascht worden, dass die Amerikaner immer seltener die Schläger schwingen. Hoffnungsträger im wichtigen US-Markt ist das langjährige Sorgenkind Reebok, das für den Konzern seit einiger Zeit das wachsende Fitnessgeschäft erobern soll.

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PROBLEM IN RUSSLAND UNGELÖST

Kein Wort verlor Hainer dagegen am Donnerstag über die massiven Probleme in Russland, dem drittwichtigsten Markt des Sportausrüsters. Weil der Rubel in den vergangenen Monaten dramatisch an Wert verloren hat und die Kauflaune der Verbraucher sinkt, hatte Adidas dort sein Expansionstempo gedrosselt und Abschreibungen auf den Firmenwert der russischen Tochter vornehmen müssen. Nur unter Herausrechnung der Belastungen gelang es Adidas 2014, sein Gewinnziel von 650 Millionen Euro zu erfüllen. Und selbst das waren 23 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Sorgen über die Rückschläge in Russland und den USA und über die zunehmende Stärke des Erzrivalen Nike treiben Investoren seit längerem um. Der Aktienkurs von Adidas hat in den vergangenen zwölf Monaten um ein Fünftel nachgegeben. Gerüchte über einen Putsch gegen Hainer erhärteten sich jedoch bisher nicht, der Aufsichtsrat stärkte ihm den Rücken.

Lediglich Fondsmanager Ingo Speich, der für Union Investment einen niedrigen einstelligen Prozentanteil der Aktien vertritt, hatte Hainer öffentlich angegriffen. "Eine neue Strategie wird erst glaubhaft mit einer neuen Führung", bekräftigte Speich am Donnerstag auf Anfrage von Reuters. "Je früher Herr Hainer den Stab an einen Nachfolger übergibt, desto besser."

Hainer bekräftigte, er werde bei Adidas in diesem und im kommenden Jahr für Wachstum sorgen, die Strategie für die nächsten fünf Jahre auf den Weg bringen und den Generationswechsel an der Unternehmensspitze fortführen. Einem Medienbericht zufolge hat Hainer sich und seinem noch unbekannten Nachfolger ehrgeizige Ziele gesteckt. Der Konzernumsatz solle bis 2020 auf 20 Milliarden Euro steigen, berichtete das "manager magazin".

Im vergangenen Jahr waren die Erlöse trotz der Fußball-WM lediglich um zwei Prozent auf 14,8 Milliarden Euro geklettert, unter anderem belastet vom Wertverfall des Rubels und weiterer Währungen. Die operative Umsatzrendite solle auf mindestens zehn Prozent zulegen, hieß es in dem Magazinbericht. In den ersten neun Monaten 2014 war sie auf 8,3 Prozent gesunken, eine neuere Zahl liegt noch nicht vor. Detaillierte Zahlen will Hainer am 5. März vorstellen. Die neue Strategie soll dann wie geplant Ende März präsentiert werden.

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AUFSICHTSRAT SUCHT AUCH EXTERN

Der Startschuss für das Rennen um Hainers Nachfolge ist nach Angaben von Aufsichtsratschef Igor Landau offiziell gefallen. "Im nächsten Schritt wird sich der Aufsichtsrat nun intensiv sowohl mit internen als auch externen Kandidaten für eine Nachfolge von Herbert Hainer befassen", erklärte Landau. Bereits vor einem Jahr hatte Hainer seinen Vertrag letztmals verlängert. Er ist der dienstälteste Chef aller Konzerne im Dax.

Die Nachwuchsmanager Roland Auschel und Eric Liedtke wurden im Vorstand bereits in aussichtsreiche Positionen gebracht. Der Deutsche Auschel leitet den Vertrieb, der US-Amerikaner Liedtke ist für die Positionierung der Marken zuständig.

Reuters