Das Unternehmen ehrte den medienscheuen Patriarchen in seinem Nachruf als "gerechten und stets berechenbaren Unternehmer", der seine christlichen Werte gelebt habe. Albrecht habe keine öffentliche Aufmerksamkeit gewollt und ihm angetragene Ehrungen stets mit dem Hinweis auf die Verdienste aller Mitarbeiter abgelehnt.

Nach Schätzungen des Wirtschaftsmagazins "Forbes" war Karl Albrecht der reichste Deutsche mit einem Vermögen von 19,15 Milliarden Euro. Vor vier Jahren war sein zwei Jahre jüngerer Bruder Theo gestorben. Die beiden hatten das Imperium 1960 in Aldi Nord, das Reich von Theo, und Aldi Süd, das Karl verantwortete, geteilt. Aldi Süd beschäftigt 35.000 Mitarbeiter in rund 1800 Filialen.

Firmenangaben zufolge schuf Karl Albrecht bereits 1973 die Voraussetzungen für unternehmerische Kontinuität. Das Vermögen der Unternehmensgruppe Aldi Süd werde seitdem von zwei Stiftungen kontrolliert.

Die medienscheuen Albrecht-Brüder entstammten einer Kaufmannsfamilie. Sie schmiedeten nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem 1913 gegründeten Tante-Emma-Laden ihrer Mutter Deutschlands größten Discounter. Der "Aldi-Äquator", der die beiden Unternehmensteile trennt, verläuft zwischen Essen und dem benachbarten Mülheim, wo Aldi Süd seinen Sitz hat. Der Norden und die östlichen Bundesländer gehören zu Aldi Nord. Auch das Ausland teilten sich die Brüder: Aldi Nord ist in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Portugal vertreten. In den USA gehört der Discounter "Trader Joe's" zum Imperium. Aldi Süd hat Filialen beispielsweise in Österreich und der Schweiz.

Die Albrecht-Brüder waren extrem medienscheu. So wenig sie von den Bilanzen preisgaben, so wenig gaben sie auch von sich preis. Selbst das exakte Geburtsdatum von Theo war bis zuletzt ein Geheimnis. Ein Grund für diese Diskretion dürfte seine Entführung 1971 gewesen sein. Zwei Männer waren durch das Buch "Die Reichen und die Superreichen in Deutschland" auf Albrecht aufmerksam geworden. Sie erpressten sieben Millionen Mark von der Familie.

Reuters