Während der Gesamtmarkt noch in einer mittelfristigen Abwärts- oder bestenfalls Seitwärtsbewegung steckt, haben einzelne Aktien ganz andere Trends: Sie fallen entweder viel stärker als der Gesamtmarkt und gehören damit auf keinen Fall in das Portfolio - oder sie steigen entgegengesetzt der Markttendenz und glänzen durch eine Outperformance. Bei der Suche nach diesen Perlen hilft unser Überblick über die statistische Entwicklung aller DAX-Aktien.

Wir haben für alle Papiere im Index die kurzfristige und langfristige Relative Stärke ermittelt, also den Abstand in Prozent zu dem Durchschnittskurs der vergangenen 21 und 200 Börsentage berechnet. Die Position eines jedes Papiers in dieser Rangliste zeigt, wie populär es in den vergangenen Wochen oder Monaten war, und ob die Nachfrage nach der entsprechenden Aktie eher zunimmt (kurzfristiger Rang höher als langfristiger Rang) oder abnimmt (kurzfristiger Rang niedriger als langfristiger Rang).

Dazu geben wir eine Einschätzung des Trends einer Aktie, die zum Großteil auf die Bewegung der Durchschnittskurve basiert, aber auch individuelle Eigenheiten im Kursverlauf jedes Papiers berücksichtigt - beispielsweise einen unmittelbar bevor stehenden, massiven Verkaufsbereich, der den Kurs aufhalten könnte. Entsprechende Zonen mit starkem Kauf- oder Verkaufsinteresse (Unterstützungen und Widerstände) geben wir auf den folgenden Seiten für jede Aktie als Kursziele an. Im ersten Teil der Analyse durchleuchten wir Adidas, Allianz, BASF, Bayer, Beiersdorf, BMW, Commerzbank, Continental, Daimler und Deutsche Bank.



Adidas



Die Aktie ist aktuell noch starker Verkaufsbereitschaft bei rund 63,40 Euro ausgesetzt. Gleichzeitig ziehen die Käufer aber kurzfristig auch rapide an, die Aktie ist langfristig mit einem Abstand von fast minus zehn Prozent von der 200-Tage-Durchschnittslinie auf dem viertletzten Rang, ist also eines der schwächsten Papiere im DAX. Doch gleichzeitig ist die um fast sieben Prozent über den Monatsdurchschnittskurs gestiegen, zeigt also eine gute Erholung.

Bleibt die Nachfrage so hoch wie in den vergangenen Wochen, könnte ein Ausbruch über den eingangs genannten Widerstand erfolgen. Nach dem steilen Anstieg könnte sich die Aktie dafür aber auch noch etwas Zeit lassen. In einem schwachen Marktumfeld wird die Aktie aber besonders gefährdet sein und könnte bis mindestens an die erste Zone mit stärkerem Kaufinteresse bei 56 Euro zurück fallen.













Allianz



Die Allianz-Aktie gehört gemessen an ihrer Trendstärke zum besten Drittel im DAX, langfristig sogar zu den besten 20 Prozent (Rang 9 und 6). Allerdings war sie in der jüngeren Vergangenheit starken Schwankungen ausgesetzt, so dass sich ein neuer stabiler Trend erst noch ausbilden muss. Kurzfristig ist nach dem steilen Anstieg seit Mitte Oktober eine starke Überhitzung feststellbar, der Kurs hat sich mit fast fünf Prozent Abstand zur 21-Tage-Linie in einen Extrembereich bewegt, was in der Vergangenheit oft Anlass zu Korrekturen gab. Auf längere Sicht ist ein Test der Jahreshöchststände im Bereich der 139er-Marke eine realistische Option, die erste stärkere Unterstützung bei 115/120 Euro sollte dagegen vorerst nicht mehr gebraucht werden, eine kleine Zwischenkorrektur könnte schon vorher stoppen, Zonen mit leichtem Kaufinteresse dürften sich bei 125 oder 128 Euro bilden.













BASF



Die BASF-Aktie ist schon seit Monaten unter Druck und gehört folgerichtig zu den langfristig schlechtesten Papieren im Index (Rang 26 von 30 beim Abstand zur 200-Tage-Linie). Auch kurzfristig muss eine Bodenbildung sich noch ausbilden. Immerhin scheint es bei 64/66 Euro wiederholt zu Käufen zu kommen, was eine Stabilisierung begünstigt. Fällt die Aktie unter diese Zone, wäre das ein klares Verkaufssignal. Angesichts des intakten übergeordneten Abwärtstrends sollten Anleger bei Preisen um 73/74,50 Euro Gewinne mitnehmen, falls die Aktie noch im persönlichen Depot vorhanden ist. An dieser ehemaligen Kaufzone muss mit einem häufig zu beobachtenden Rollentausch, und damit in Zukunft mit stärkerem Verkaufsdruck gerechnet werden.













Bayer



Bayer ist einer der langfristigen Börsenlieblinge, Platz 4 von 30 im Ranking der Aktien mit höchster Relativer Stärke im DAX belegt dies auch statistisch. Kurzfristig hat die Aktie zwar an Schwung verloren, doch dadurch hat sich die nach dem jüngsten steilen Anstieg bestehende Überhitzung auch abgebaut - was wiederum positiv zu werten ist. Selbst wenn die Aktie nur dem Aufwärtstrend der vergangenen Jahre folgt und sich dabei bis zur Mitte des im Chart einzeichenbaren Kurskorridors bewegt, wäre schon Luft bis rund 124 Euro. Auf der Unterseite sichert dieser Trendkanal die Aktie zusammen mit der 200-Tage-Linie bei rund 100/102 Euro vor stärkeren Verlusten ab. Falls der Kurs sich kurzfristig noch einmal in diese Zone ermäßigen sollte, dürften dort zahlreiche Schnäppchenjäger zugreifen.













Beiersdorf



Beiersdorf platziert sich in der Rangliste aller DAX-Papiere im oberen Mittelfeld, doch der Blick auf die Kurskurve mahnt zur Vorsicht. Die Aktie notiert knapp unter der 200-Tage-Linie und ist gleichzeitig nach einer steilen kurzfristigen Erholung etwas zu heiß gelaufen. Dies visualisiert auch der unter dem Chart abgebildete Indikator, der den prozentualen Abstand der Kurse zur 21-Tage-Linie zeigt. Bei rund 70 Euro gab es im September schon einmal einen scharfen Schwenk zurück nach unten, was Anleger vorsichtig machen sollte. Dazu kommt das langfristige Verkaufssignal, das durch den Einbruch unter die Zone um 63/64 Euro entstanden ist. Hier wurde die Aktie seit 2013 eigentlich regelmäßig gekauft, doch auf einmal blieb die Nachfrage aus. Mittel- bis langfristig droht dadurch ein weiterer Rückschlag bis mindestens an die 55er-Marke.













BMW



Mit einer Platzierung auf den Rängen 22 (kurzfristig) und 19 (langfristig) ist BMW uninteressant für Anleger, die im DAX nach spannenden Papieren suchen. Zumal sich bei 86 bis 88 Euro viele Verkäufer einfinden dürften. Dort sorgen eine bereits bewährte horizontale Verkaufszone und die 200-Tage-Linie für Abgabedruck. Ein erneuter Rückfall an die 75er-Marke ist in einem schwachen Marktumfeld so gut wie sicher, selbst im Falle einer DAX-Seitwärtsbewegung droht diese Gefahr.













Commerzbank



Die Commerzbank steckt in einer Seitwärtsbewegung fest. Dieses Wort hat jedoch bei der schwankungsfreudigen Aktie eine andere Bedeutung - Kursbewegungen zwischen 10 und 14 Euro sind an der Tagesordnung. Aktuell neigen Investoren schon bei Notierungen um 12,90/13 Euro dazu, nervös zu werden. Im Idealfall ist aber auch das zu Jahresanfang bereits getestete Areal um 14/14,50 Euro erreichbar. Auf der Unterseite gilt es, bei Kursen um 9,90 / 10 Euro genau hinzusehen, denn wenn hier die Käufer ausbleiben, droht ein erneuter Abwärtsrutsch.













Continental



Der Abwärtstrend von Continental ist bereits im Chart auf den ersten Blick erkennbar. Das Papier notiert auch nur auf den Rängen 25 beziehungsweise 23 und steuert trotz der jüngsten Bärenmarktrally per Saldo nach unten. Das nächste Kursziel liegt bei gleich bleibendem Tempo etwa bei 130/132 Euro, wo eine Abwärtstrendlinie sich über die vergangenen Zwischentiefs konstruieren lässt. In einem positiven Marktumfeld hat die Aktie derzeit nur Luft bis 163/164,40 Euro, wo eine weitere Abwärtstrendlinie und die 200-Tage-Linie zu Gewinnmitnahmen verlocken.













Daimler



Von allen Autobauern im DAX steht Daimler mit Rang 19 und 16 noch am Besten da. Doch so richtig überzeugend ist das verglichen mit allen 30 Papieren immer noch nicht. Bei 64/65 Euro ist für die Kurse derzeit auch kein Vorbeikommen, da dort mehrere Wendepunkte und die 200-Tage-Linie auch beim nächsten Anstieg Anleger wieder verstärkt dazu animieren dürften, Profite zu realisieren. Selbst wenn sich die Aktie nur seitwärts bewegt, sind Kurse bis 55/57 Euro denkbar. Wahrscheinlich ist sogar eine leichte Abwärtstendenz, je nachdem wie der Gesamtmarkt läuft.













Deutsche Bank



Die Deutsche Bank gehört zu den schlechtesten Werten im DAX und sollte gemieden werden. Bis zum nächsten Widerstand bei rund 28/8,60 Euro ist zwar noch jede Menge Platz nach oben, aber es ist alles andere als sicher, dass es erst dort wieder zu stärkerem Verkaufsinteresse kommt. Vielmehr ist ein jederzeit möglicher Einbruch in Richtung des 2011er-Tiefs bei 20,78 und des Jahrestiefs bei 22,66 Euro zu befürchten. Finger weg von dieser Aktie!











Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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