Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 05.01.2017 in Heftausgabe 01/2017

Kaum Verschiebungen gegenüber dem Vorjahr gibt es auf den vorderen Plätzen in der Rangliste der wertvollsten Unternehmen der Welt. Apple bleibt die Nummer 1 - und auch auf den sechs nachfolgenden Rängen hat sich nichts geändert. Der iPhone-Hersteller war zum Jahresende an der Börse 589 Milliarden Euro wert. Er liegt damit weiter vor der Google-Holding Alphabet und Microsoft (siehe Tabelle).

Unter den weltweiten Top 30 findet sich keine deutsche Firma, selbst DAX-Schwergewicht SAP ist auf Rang 60 weit von den Top 30 entfernt. Dominiert wird die Rangliste von BÖRSE ONLINE weiter von US-Konzernen. Erst auf Rang 13 findet sich mit Royal Dutch Shell ein Europäer, die zwölf weltweit wertvollsten Unternehmen stammen aus den Vereinigten Staaten.

Das spiegelt sich im Vermögenszuwachs der dortigen Milliardäre: Deren Reichtum stieg 2016 laut Bloomberg um 237 Milliarden auf etwa 4,4 Billionen Dollar. Der größte Sprung gelang US-Investor Warren Buffett. Der Chef von Berkshire Hathaway wurde laut Bloomberg um knapp zwölf Milliarden Dollar reicher.

In Europa hat die Schweiz mit drei von fünf Vertretern die Nase vorn. Dabei fällt auf, dass die Eidgenossen 2016 einige Plätze eingebüßt haben: Nestlé, Novartis und Roche leiden unter der anhaltenden Stärke des Schweizer Franken. Da die Eidgenossen gelernt haben, mit dieser Situation umzugehen, sollte sich das Blatt aber bald wieder wenden. Wir sehen Einstiegsgelegenheiten bei allen drei Schweizer Börsenschwergewichten, insbesondere bei Roche. Die weiteren Favoriten der Redaktion finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.





Alphabet: Auf dem Weg zur Nummer 1



Nur wenige Tage lang war Alphabet - gemessen am Börsenwert - 2016 der größte Konzern der Erde, dann zog Apple dank steigender Aktienkurse wieder vorbei. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dafür spricht zumindest, dass Apple mit Wachstumsproblemen zu kämpfen hat, während der Google-Mutterkonzern offenbar immer neue Wege findet, um Umsatz und Gewinn zu steigern. In etlichen Geschäftsfeldern rund um das Thema Technologie mischt die Holding mit.

Das ist zugleich einer der größten Kritikpunkte von Analystenseite. Denn der große technologische Durchbruch der Randaktivitäten lässt auf sich warten. Exemplarisch dafür steht das Thema autonomes Fahren: Die Entwicklung eigener Roboterautos wird gestoppt. Beerdigt werden die in der Tochter Wymo gebündelten Aktivitäten damit aber keineswegs, außer mit Fiat Chrysler will man offenbar auch mit Honda kooperieren.

Da Unternehmenslenker Larry Page und Finanzchefin Ruth Porath offenbar in allen defizitären Sparten auf die Kostenbremse drücken, haben mehrere Manager das Unternehmen 2016 verlassen. Das könnte einige Projekte verzögern, sollte aber der Marge guttun, denn so fließt weniger Geld aus dem Suchmaschinengeschäft in Quersubventionierungen. Wir erhöhen das Kursziel auf 950 Euro.





Amazon: Der Onlinehändler wächst und wächst



Ein brillantes Weihnachtsgeschäft lässt den weltgrößten Onlinehändler Amazon jubilieren: Allein seinen Prime-Kunden hat er zur Weihnachtszeit mehr als eine Milliarde Produkte ausgeliefert. Es sei das "beste Weihnachtsgeschäft aller Zeiten" gewesen, hieß es. Absoluter Verkaufsschlager: Echo, der smarte Lautsprecher mit der Spracherkennung Alexa. Er wurde so oft bestellt, dass Amazon Mühe hatte, mit der Produktion nachzukommen.

Vor nicht einmal 25 Jahren ging Gründer Jeff Bezos mit seiner Idee für einen elektronischen Buchhandel an den Start, inzwischen ist seine Firma unter den Top Ten der wertvollsten Unternehmen der Welt. Bezos selbst ist mit 67,2 Milliarden Dollar laut Bloomberg Milliardärsindex der viertreichste Mann der Erde.

Und während die Lebensmittelhändler hierzulande dem Lieferdienst Amazon Fresh entgegenzittern, bastelt Tausendsassa Bezos schon an der nächsten revolutionären Idee. Sein jüngster Coup klingt nach durchgeknallter Science-Fiction für eine komplett neue Infrastruktur: "Luftgestützte Ausführungszentren", kurz AFC, sind Warenhäuser, die an einem Zeppelin knapp 14 Kilometer über der Erde schweben und Paketdrohnen Richtung Erde abwerfen. Ob dieses Luftliefernetzwerk je Realität wird, muss sich zeigen - das Konzept ließ sich Visionär Bezos jedenfalls schon mal in den USA patentieren.





Facebook: Neue Ideen für weiteres Wachstum gefragt



Er muss sich etwas einfallen lassen: Obwohl die Geschäfte prima laufen, muss Facebook-Gründer Mark Zuckerberg neue Einnahmequellen für das weltgrößte soziale Netzwerk erschließen. Denn das Wachstum stößt offenbar an seine Grenze. Facebook warnte, Werbeanzeigen könnten nicht unbegrenzt ausgeliefert werden. Dabei hatte gerade das boomende Geschäft mit Werbung auf Smartphones im dritten Quartal fast eine Verdreifachung des Gewinns beschert. 2017 soll nun kräftig investiert werden. Vor allem das Geschäft mit Videowerbeanzeigen gilt als aussichtsreich. Um den Markteintritt in China, weltweit der größte Internetmarkt, voranzutreiben, wurde eine Software entwickelt, die dort politisch unliebsame Inhalte unterdrückt. Es werden 500 Mitarbeiter in der neuen Londoner Zentrale eingestellt, die Entwicklung des digitalen Assistenten Messenger vorangetrieben und erstmals in der Firmengeschichte Aktien zurückgekauft. Von der irischen Zentralbank erhielt Zuckerberg die nötige Lizenz, um als Zahlungsabwickler und E-Geld-Emittent tätig zu werden. Wozu? Nach Ansicht von Zukunftsforscher Aric Dromi ebnet die Blockchain-Technologie Facebook den Weg, die "größte Bank der Welt" zu werden. Zunächst dürften die Investitionen belasten, auf lange Sicht jedoch viel Potenzial bieten.





Johnson & Johnson: Dividendenaristokrat vor Milliardendeal



Ein Milliardendeal könnte Johnson & Johnson (J & J) schon zu Jahresbeginn in die Schlagzeilen bringen: Gerade verhandelt der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern mit Actelion. Will Vorstandschef Alex Gorsky den Zuschlag für die größte Biotechnologiefirma Europas, wird er tief in die Tasche greifen müssen. Der offenbar ausgestochene Nebenbuhler Sanofi wollte angeblich bis zu 30 Milliarden Dollar zahlen. Doch J & J verfügt über ausreichend liquide Mittel, und die Zeit für eine Großakquisition ist reif. Ob mit oder ohne Biotechzuwachs - es gibt viele Gründe, die Aktie ins Depot zu legen: J & J ist seit 1944 börsennotiert, zahlt seitdem ununterbrochen eine Dividende und hat diese seit mehr als 25 Jahren erhöht - J & J ist also ein sogenannter Dividendenaristokrat. Das operative Geschäft gliedert sich in die Bereiche Medikamente, Medizintechnik und Hygiene- und Pflegeartikel. Bekannt sind Marken wie Penaten und bebe. Selbst wenn der jüngste Skandal um fehlerhafte Hüftimplantate womöglich Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe mit sich bringt, können diese J & J nichts anhaben. 2016 wurden Umsatz und Gewinnerwartung gleich zweimal erhöht, die Bilanz ist grundsolide und Experten trauen J & J bis 2019 ein durchschnittliches Gewinnwachstum von rund sieben Prozent zu. Belastet der Actelion-Deal, gilt: Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen.





Roche Genussschein: Pipeline verspricht wieder mehr Wachstum



Beinahe das ganze Jahr 2016 hindurch lastete die Ankündigung des Konkurrenten Novartis, die etwa zwölf Milliarden Euro schwere Beteiligung an Roche zu verkaufen, auf dem Kurs. Aus dem mehrfach bekräftigten Plan, die Anteile noch vor dem Jahreswechsel zu versilbern, wurde aber nichts. Langfristig gesehen ist die Kursschwäche eine gute Einstiegsgelegenheit in eines der bedeutendsten Pharmaunternehmen der Welt. Wir gehen davon aus, dass sich die Handbremse löst, sobald Novartis einen Käufer präsentiert.

Zudem machen die jüngsten Unternehmensmeldungen Mut: Die Tochter Chugai hat vom japanischen Gesundheitsministerium den "Orphan Drug Status" für das Krebsmedikament Avastin erhalten, was eine beschleunigte Markteinführung ermöglichen sollte. Zudem gab es positive Studienergebnisse für das Blutgerinnungsmittel Emicizumab. Das Medikament Ocrevus zur Behandlung von Multi-pler Sklerose steht ebenfalls kurz vor der Zulassung, auch wenn die US-Behörde FDA kürzlich meldete, sie werde sich mit der Entscheidung bis Ende März Zeit lassen, was Analysten als "kleinen Dämpfer" werteten. Erste Wahl ist der aktienähnliche Genussschein des Konzerns. Nach dem zeitweisen Unterschreiten unseres Stoppkurses bei 207 Euro stufen wir das Papier wieder auf "Kaufen" hoch.





Samsung: Alle Trumpfkarten in der Hand



Das vierte Quartal 2016 wird kaum als eines der erfolgreichsten in die Unternehmensgeschichte von Samsung eingehen. Berichten über brennende Handys folgte eine Hausdurchsuchung. Südkoreas größter Konzern ist offenbar in eine Korruptionsaffäre geschlittert. Das Unternehmen hatte Geld an Stiftungen bezahlt, die letztlich der persönlichen Bereicherung von Choi Soon-sil, einer Vertrauten der mittlerweile suspendierten Staatspräsidentin Park Geun-hye, gedient haben sollen. Im Gegenzug habe der staatliche Pensionsfonds die Fusion zweier Samsung-Töchter durchgewunken, heißt es.

Den Aktienkurs konnte das weniger belasten als anzunehmen war, weshalb wir das Papier wieder auf "Kaufen" hochstufen. Vor allem die acht Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Elektronikkonzerns Harman International kam an der Börse gut an. Damit sichern sich die Koreaner zusätzliches Know-how in der Vernetzung von Fahrzeugen, was für die Entwicklung selbstfahrender Autos von maßgeblicher Bedeutung ist.

Noch mehr Potenzial sehen Analysten allerdings im Bereich Home Automation. Hier hat Samsung als weltweit zweitgrößter Chipproduzent hinter Intel und als bedeutender Hersteller von Kühlschränken, Waschmaschinen und Fernsehern die Kompetenz im eigenen Haus - ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.