Apples Rekordjagd stößt an Grenzen: Im laufenden Quartal muss der US-Technologieriese erstmals seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen, wie das Management am Dienstagabend ankündigte. Vor allem die Konjunkturabkühlung in China drückt auf die Geschäfte mit dem Kassenschlager iPhone. Dessen Absatz dürfte ebenfalls deutlich zurückgehen. Bislang nicht in Sicht ist ein neuer Verkaufshit, der dem erfolgsverwöhnten Konzern aus Kalifornien zu alter Wachstumsstärke verhelfen könnte. Die Apple-Aktie verlor am Mittwoch im Frankfurter Handel mehr als drei Prozent an Wert.

Konzernweit kletterten Umsatz und Gewinn von Apple um jeweils knapp zwei Prozent auf Rekordmarken. Die Erlöse erreichten 75,87 Milliarden Dollar, das Ergebnis 18,36 Milliarden. Im Weihnachtsquartal setzte Apple weltweit 74,8 Millionen iPhones ab. Das entspricht nur noch einem minimalen Plus von 0,4 Prozent. Bremsspuren gibt es unter anderem im wichtigen chinesischen Markt. Vor allem in Hongkong sei die konjunkturelle Abkühlung spürbar gewesen, sagte Finanzvorstand Luca Maestri im Reuters-Interview.

"Wir erleben jetzt langsam etwas, das wir noch nicht erlebt haben." Das chinesische Geschäft trägt knapp ein Viertel zum Konzernumsatz bei. Im abgelaufenen Quartal stiegen die dortigen Erlöse nur noch um 14 Prozent, nachdem sie sich im Vorquartal noch fast verdoppelt hatten. Zuletzt wurden die chinesischen Konkurrenten Xiaomi, Lenovo und Huawei stärker, die ihre Modelle günstiger anbieten als die Platzhirsche Apple oder Samsung aus Südkorea.

Für die laufenden drei Monate erwartet Apple nur noch einen Konzernumsatz von 50 bis 53 Milliarden Dollar. Das wäre weniger als von Analysten geschätzt und läge merklich unter den 58 Milliarden vor Jahresfrist. Die Zahl der iPhone-Verkäufe wird nach einer Prognose der Konzernführung auf 50 bis 52 Millionen sinken von zuvor gut 61 Millionen. Das wäre der erste Rückgang seit der Markteinführung des Geräts im Jahr 2007, erklärte Analyst Daniel Ives von der Investmentfirma FBR Capital Markets.

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ES FEHLEN NEUE KNÜLLER



Sein Kollege Joe Kinahan vom Broker TD Ameritrade nannte die Umsatzprognose enttäuschend. Weil das Wachstum beim iPhone nachlasse, brauche das Unternehmen einen neuen Knüller. "Es gab einfach kein aufregendes Produkt in letzter Zeit", kritisierte Kinahan. Der rasante Aufstieg von Apple zum wertvollsten Technologiekonzern der Welt basiert vor allem auf den Erfindungen der Kalifornier. Seit dem Tod des Firmengründers Steve Jobs 2011 stockt es hier aber.

Im vergangenen Jahr hatte Apple das iPhone zum Beispiel nur erneuert und nicht wie 2014 ein völlig neues Gerät vorgestellt. Experten zufolge könnte das iPhone 7, das in diesem Jahr auf den Markt kommen dürfte, wasserdicht sein und über kabellose Kopfhörer verfügen. Die Apple-Uhr, für die das Unternehmen keine Zahlen vorlegte, scheint bisher keine ähnlichen Erfolge vorweisen zu können wie das Smartphone. Und zu dem Auto, an dem der Konzern arbeitet, liegen keine offiziellen Pläne vor.

HOFFNUNGSSCHIMMER INDIEN



Wachstumspotenzial könnte es aber auch beim iPhone noch geben. Einer Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge wollen sich 86 Prozent der iPhone-Besitzer in Amerika wahrscheinlich auch ein neues Gerät aus dem Hause Apple leisten. Ein Hoffnungsschimmer ist für Apple-Chef Tim Cook zudem der indische Markt. Hier schoss der Quartalsabsatz des Smartphones um mehr als drei Viertel in die Höhe. Cook deutete an, dass sich die Rate sogar noch weiter erhöhen könnte. In Indien dominieren bislang Billig-Modelle. Die größer werdende Mittelschicht ist aber bereit, auch höhere Preise zu zahlen. Marktforschern zufolge hat Apple in Indien im Schlussquartal 2015 rund 800.000 iPhones verkauft, ein Rekord. Insgesamt gingen in dem Schwellenland in diesem Zeitraum aber 28 Millionen Smartphones über die Ladentheke.

Reuters