Apple-Investoren haben in den vergangenen Wochen starke Nerven gebraucht. Anfang Januar griff die aktivistische Investorengruppe Jana Partners den Konzern wegen angeblicher Suchtgefahren bei übermäßigem Smartphone-Konsum von Kindern und Jugendlichen frontal an.

Dazu gab’s jede Menge Ärger mit den Behörden in der EU und den USA wegen der Drosselung bei älteren iPhone-Modellen. Und zuletzt machten auch noch Spekulationen die Runde, das neue iPhone X verkaufe sich nicht so gut, weshalb die Kalifornier die Produktion ihres Konzern-Flaggschiffs zu Jahresbeginn halbieren müssten.

Und dann? Liefert die Firma mit dem angebissenen Apfel mal eben den höchsten Quartalsgewinn ihrer Unternehmensgeschichte ab. Satte 20 Milliarden Dollar verdiente Apple im wichtigen Weihnachtsquartal und damit zwölf Prozent mehr als noch vor Jahresfrist. Zwar sank der iPhone-Absatz zwischen Oktober und Dezember gegenüber dem Vorjahr tatsächlich um rund eine Million auf 77,3 Million Einheiten. Aber die Erlöse stiegen dennoch um 12,7 Prozent auf 88,3 Milliarden Dollar. Damit pulverisierte der Konzern seinen Umsatz-Rekord aus dem Vorjahr gleich um zehn Milliarden Dollar.

Zerstreute iPhone-Sorgen



Der satte Umsatz-Anstieg bei leicht rückläufigen iPhone-Verkäufen spiegelt den Erfolg des iPhone X wider. Denn das Highend-Smartphone ist mit einem Startpreis von 1149 Euro das bislang teuerste Smartphone von Apple. Dies trieb den viel beachteten Durchschnittsumsatz je Gerät auf 796 Dollar.



Dabei wäre sogar noch mehr drin gewesen, erklärte Apple-Finanzvorstand Luca Maestri. "Das Weihnachtsquartal war 2017 eine Woche kürzer als im Vorjahr", sagte Maestri. Bereinigt um diesen Effekt läge das Absatzplus beim iPhone bei "22 Prozent". "Das iPhone X", beschied denn auch Apple-Boss Tim Cook Zweifler, Skeptiker und Hardcore-Defätisten am Donnerstag, sei seit seinem "Start Anfang November in jeder Woche die meist verkaufte iPhone-Version" gewesen. Er könne "gar nicht stolzer sein".

Neben dem iPhone, das alleine rund 70 Prozent zum Konzern-Umsatz beiträgt, schnitten auch die meisten anderen Apple-Sparten ziemlich ordentlich ab. Der App Store-Umsatz wuchs um 18 Prozent auf 8,5 Milliarden, die iPad-Erlöse kletterten dank des neuen Top-Modells iPad Pro um sechs Prozent auf 5,8 Milliarden und das übrige Geschäft rund um Apple TV, die kabellosen AirPod-Kopfhörer sowie die Apple Watch schafften vor Weihnachten sogar ein Umsatzplus von 70 Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar. Einziger Ausreißer in einer ansonsten nahezu makellosen Bilanz war nur das Geschäft um die Macs. Die Apfel-Rechner schleppten sich mit einem Umsatz-Minus von fünf Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar über die Ziellinie.

Prall gefüllte Kassen



Angesichts des neuen Gewinnrekords schwillt die ohnehin prall gefüllte Apple-Kasse weiter an. Ende Dezember hatten die Kalifornier insgesamt kaum noch vorstellbare 285 Milliarden Dollar auf der hohen Kante, das meiste davon im Ausland. Mit der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump soll ein Großteil davon nun in die Heimat fließen.

Kein Wunder, dass Analysten und Investoren angesichts dieses Szenarios nun munter über höhere Dividenden, steigende Aktienrückkäufe sowie Zukäufe spekulieren.

Auch Apple-Finanzboss Luca Maestri schürt die Fantasie. Man plane ein "Gleichgewicht zwischen Barvermögen und Schulden", sagte er am Donnerstag Abend. Damit hätte der Konzern locker 100 Milliarden Dollar zur Verfügung. Was mit all den Milliarden passieren soll, will Apple mit der Vorlage der nächsten Quartalszahlen im April verkünden. Dem iPhone-Absatz droht dann wohl eher die ungewohnte Nebenrolle.

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Einschätzung der Redaktion



Die Zweifel an Apple und vor allem am Erfolg des iPhone sind in den vergangenen Tagen stark gewachsen. Doch ein Blick auf die jüngste Zwischenbilanz dürfte die Unkenrufe zunächst verstummen lassen. 20 Milliarden Dollar hat der Konzern in abgelaufenen Quartal verdient - netto. Dafür brauchen Daimler und SAP ein ganzes Jahr - und zwar zusammen.

Es stimmt: Apple hat die Preisschraube für das iPhone in den vergangenen Jahren kontinuierlich angezogen und bei seinem neuen Flaggschiff iPhone X noch mal eine dicke Schippe draufgepackt hat. Die Premium-Preisstrategie ist durchaus riskant, weil Apple Gefahr läuft, den Bogen zu überspannen. Doch bislang ist davon noch nichts zu sehen - im Gegenteil. Das iPhone bleibt so begehrt, dass die Kunden sich auch von Preisen jenseits der 1100-Euro-Marke nicht abschrecken lassen.

Dazu baut der Konzern sein Geschäft rund um das iPhone kontiniuerlich aus. Weltweit nutzen immerhin rund 1,3 Milliarden Menschen ein iPhone. Das ist eine lukrative Zielgruppe für Zusatz-Geschäft mit Musik-Abos, der Apple Watch, Kopfhörern und den neuen Homepod-Lautsprecher, die demnächst auch in Deutschland an den Start gehen.

Fundamental ist ohnehin kein Konzern so gesund wie Apple. Barmittel von 285 Milliarden Dollar hat der Konzern weltweit angehäuft, gut ein Drittel davon sollen demnächst genutzt werden, für Aktienrückkäufe, Dividenden und Akquisitionen. Das dürfte den Kurs nach unten prima absichern.

Zwar haben Tim Cook und sein Finanzchef Luca Maestri für das laufende Quartal einen zurückhaltenden Ausblick gegeben. Aber Apple hält bei Prognosen den Ball traditionell eher flach. Anlass zu übertriebener Sorge ist das also kaum.

Auch charttechnisch bleibt die Ampel auf grün. Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt. Wir bleiben daher bei unserer Empfehlung: Kaufen.

Stopp: 160 Dollar

Ziel: 180 Dollar