Schwer verliebt? Dann kann man seinen aufgeregten Herzschlag mithilfe der neuen Apple Watch an seinen Partner versenden. Vorausgesetzt, er trägt ebenfalls eine solche Uhr. Für manchen mag das überflüssiger Firlefanz sein, doch gerade Anleger spüren gern zumindest den Pulsschlag der Märkte. Auch sie will die seit 24. April in Deutschland erhältliche Smartwatch ansprechen.

Bankkunden mit Spaß an technischen Neuerungen, die immer auf dem Laufenden über ihre Finanzen bleiben wollen - ohne dafür extra ihr iPhone aus der Tasche zu ziehen -, können pünktlich seit Marktstart der Uhr die Banking-Apps mehrerer Filial- und Direktbanken nutzen, die explizit auch auf die neue Uhr ausgerichtet wurden. Von Anfang an mit dabei sind zum Beispiel Deutsche Bank, Consorsbank, DAB Bank, Commerzbank und IG, in Kürze folgen will Comdirect, wie eine Blitzumfrage von BÖRSE ONLINE ergeben hat. Auch die bekannte bankenübergreifende Finanzblick-App gibt es bereits für die Watch. Beim S-Broker, der Postbank oder der Onvista Bank müssen sich Kunden noch gedulden. Auch Deutschlands größte Direktbank ING-DiBa hat vorerst kein Angebot.

Die bisher offerierten Apps sind keine sogenannten nativen Apps, die also speziell für die Watch programmiert wurden, da Apple das für diesen Anwendungsbereich bisher nicht vorsieht. Vielmehr handelt es sich um Apps fürs iPhone, auf die die Uhr drahtlos zugreift. Wichtig daher zu wissen: Für das Watchbanking muss man zwingend auch mindestens ein iPhone 5 oder aktueller mit Betriebssystem iOS 8.2 sein Eigen nennen, mit dem die Apfel-Uhr dann gekoppelt wird. Man kann also nicht ohne sein Handy aus dem Haus gehen, will man seinen Kontostand auf der Uhr anzeigen lassen. Mancher mag das als lästig empfinden. Dennoch zeigen sich die Deutschen den neuen Smartwatches gegenüber aufgeschlossen: Gut 40 Prozent interessieren sich dafür. Das entspricht rund 28 Millionen potenziellen Anwendern, rechnet der IT-Branchenverband Bitkom vor. Vor allem Jüngere sind angetan. "Das große Interesse der Verbraucher zeigt , dass die Geräte große Chancen auf dem Massenmarkt haben", sagt Timm Hoffmann von Bitkom - schon bald würden die Uhren zum Alltag gehören.

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Trading ist die Ausnahme

Information ja, Transaktion nein - so sieht vereinfacht gesagt das Nutzungsspektrum der meisten für die Watch ausgelegten Apps bislang aus. "Neun von zehn Kunden wollen unterwegs nur ihren Kontostand und Umsätze checken", meint Martin Kurz von der Commerzbank. Auch bei den anderen Anbietern geht man stark davon aus, dass die Uhr nur zu Informationszwecken genutzt wird. "Der kleine Bildschirm und die Bedienung mit nur einer Hand sprechen eher gegen die Nutzung zu Transaktionszwecken", sagt Dirk Althoff von der Consorsbank, eine Uhr werde ja auch eher ganz kurz zur Information genutzt. "Für Wertpapier- und Kontotransaktionen ist ein größeres Gerät wie das iPhone einfach geeigneter", glaubt auch Jürgen Eikenbusch von der DAB Bank.

In der Regel kann man sich folglich über die Watch seinen Konto- oder Depotstand oder die letzten Kontoumsätze anzeigen lassen - oder sich zur nächsten Filiale oder zum nächsten Geldautomaten lotsen lassen. Bei der Deutschen Bank oder Consorsbank lässt sich auch das digitale Haushaltsbuch am Handgelenk einsehen. Die DAB Bank wiederum ermöglicht zum Beispiel Push-Nachrichten beim Einsatz von Girocard und Kreditkarte sowie einen Überblick über Tagesgewinn oder -verlust auf dem Depot. Eine Watchlist zu Börsenkursen offerieren DAB Bank und Consorsbank.

Weil die Uhr ans Handy gekoppelt ist, werden auf ihr auch keine persönlichen Finanzdaten gespeichert. Kommt einem die Uhr abhanden, haben Dritte also keinen Zugang zu Konto- oder Depotinformationen, sobald die Verbindung zum iPhone unterbrochen wurde.

Trading direkt aus der Watch offeriert die Direktbank IG, bei den anderen genannten Anbietern ist das bislang nicht möglich: IG-Kunden können über die Uhr CFDs, Optionen und in Kürze auch klassische Aktien handeln. Ein Wirtschaftsdatenkalender informiert über marktrelevante Events. zudem kann man für beliebige Basiswerte individuelle Preisalarme hinterlegen. Der Handel über die Uhr erlaube "schnellstmögliche Reaktionsfähigkeit", sagt Michael Lippa, Leiter des Deutschland- und Skandinavien-Geschäfts bei IG. Die Funktionalität stelle "einen weiteren wichtigen Schritt dar, um den Börsenhandel zu vereinfachen und jederzeit zugänglich zu machen." So bleibt man also am Herzschlag der Börsen.