"Das Sommerloch in diesem Jahr war ausgeprägt, zudem zogen die Mengen auch im September nicht an." In den ersten drei Quartalen sei das Wachstum der Weltwirtschaft deutlich unter seinen Prognosen geblieben, räumte Bock ein. Das wirtschaftliche Umfeld habe sich vor allem im rezessionsgeplagten Brasilien und China, wichtigen Märkten für BASF, eingetrübt.

"Die Zeiten des einfachen Wachstums in China sind sicherlich vorbei", sagte Bock. Das Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik hat sich zuletzt auf unter sieben Prozent verlangsamt - das niedrigste Quartalsplus seit den Zeiten der Weltwirtschaftskrise Anfang 2009.

Unter anderem wegen der Bremsspuren in Fernost hatte Bock die bisherigen Ziele des Ludwigshafener Unternehmens in diesem Jahr schon mehrfach als sportlich bezeichnet. An der Börse zog die Gewinnwarnung gleichwohl deutliche Kursverluste nach sich: BASF-Aktien fielen um mehr als fünf Prozent und waren größter Verlierer im Dax, dem Leitindex der Frankfurter Börse.

"Die Aussagen des Managements sind wenig beruhigend", erklärte ein Anleger. Für 2015 rechnet der Vorstand nun mit einem leichten Rückgang von Umsatz und Ertrag. Bislang hatte Bock ein leichtes Umsatzplus prognostiziert und wollte zudem das Vorjahresergebnis von 7,36 Milliarden Euro erreichen. BASF gilt als Konjunkturbarometer, da der Konzern fast alle anderen Industriezweige beliefert.

SCHWACHER OKTOBER



Bock erwartet dieses Jahr nur noch ein Wachstum der weltweiten Chemieproduktion von 3,5 statt wie noch zu Jahresbeginn von 4,2 Prozent. "Neben der schwächeren konjunkturellen Entwicklung fiel der Ölpreis noch weiter als ohnehin erwartet." Die gesunkenen Rohstoffkosten zwingen BASF nach seinen Worten zu Preissenkungen. "Unsere Kunden verhalten sich sehr vorsichtig und preisorientiert und wir können derzeit nicht absehen, wann sich das ändern wird. Wir haben Stand heute kein wirkliches Mengenwachstum im Oktober. Das ist insofern bemerkenswert, als dass der Oktober traditionell ein sehr starker Monat ist, in dem die Kunden vor dem Jahresende noch Aufträge abgeben."

Belastet wird das Geschäft in diesem Jahr auch von der Abtrennung des Gashandels- und Speichergeschäft, das an den russischen Gasriesen Gazprom geht. Im Gegenzug erhielt BASF mehr Anteile an großen Erdgasfeldern in Sibirien.

AGRARCHEMIE BRICHT WEG



Im dritten Quartal sorgte unter dem Strich noch ein Ertrag aus dem Tausch der Vermögenswerte mit Gazprom für einen Gewinnanstieg um 19 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Bereinigt um Sondereinflüsse sank das Betriebsergebnis jedoch um zehn Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Analysten hatten einen geringeren Rückgang erwartet. BASF setzte 17,4 Milliarden Euro um, ein Minus von fünf Prozent. Rund lief es vorwiegend im Geschäftsbereich Functional Materials & Solutions, zu dem etwa das Geschäft mit Autokatalysatoren, Lacken, technischen Kunststoffen und Produkten für die Bauindustrie gehört. Dort legte der bereinigte Betriebsgewinn um 20 Prozent zu.

In fast allen anderen Bereichen sank dagegen das Ergebnis. Vor allem das Öl- und Gasgeschäft leidet unter dem Verfall des Ölpreises, lange Zeit war dieser Bereich die "Cash-Cow" des Chemiekonzerns. Im Agrarchemiegeschäft, dem kleinsten Segment, brach der Gewinn sogar um 84 Prozent auf sieben Millionen Euro ein. Dabei setzten der schwache Real im wichtigen Markt Brasilien und höhere Kosten dem Chemieriesen zu.

Auch die Konkurrenz bekommt im Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut die Marktschwäche in Lateinamerika zu spüren. Der US-Rivale DuPont hatte deshalb kürzlich bereits seine Ergebnisprognose gesenkt und wies am Dienstag einen Gewinneinbruch im dritten Quartal aus. Dow Chemical hatte sein Agrarchemiegeschäft in der vergangenen Woche nach einem erneut schwachen Quartal auf den Prüfstand gestellt. Ob BASF daran Interesse habe, wollte Bock nicht kommentieren. Der Konzern will sein Agrarchemiegeschäft aber ausbauen.