Absatz und Umsatz sollen im laufenden Jahr leicht zulegen, erklärte Peter. In der BMW-Nomenklatur bedeutet das ein Plus von jeweils rund fünf Prozent. Auch bei der operativen Marge im Automobil-Segment wollen die Münchner im laufenden Jahr erneut im langjährigen Zielkorridor von acht bis zehn Prozent landen, hieß es.



Größte Modelloffensive der Unternehmesgeschichte



BMW steckt mitten in der größten Modelloffensiver seiner Geschichte. Alleine im laufenden Jahr schickt das Unternehmen unter anderem den neuen X4, den großen SUV X7 sowie im die 8er Reihe im Luxus-Segment an den Start. Insgesamt will der Konzern bis Jahresende 20 neue oder überarbeitete Modelle auf den Markt bringen, kündigte BMW-Chef Harald Krüger an.

Für die Produktoffensive und die Investitionen in alternative Antriebe, Digitalisierung und autonomes Fahren will der Konzern im laufenden Jahr die Ausgaben noch mal um knapp eine Milliarde auf sieben Milliarden Euro erhöhen. Auch mittelfristig werde man weiter kräftig investieren, sagte Peter.

Gemessen am erwarteten Umsatz werde der Aufwand für Forschung und Entwicklung 2018 bei 6,5 bis sieben Prozent liegen. Bis 2020 solle die F&E-Quote weiter hoch bleiben, allerdings "nicht in der Größenordnung von 2018", sagte Peter. Im vergangen Jahr hatte BMW noch 6,2 Prozent vom Umsatz für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Üblicherweise stecken die Bayern 5 bis 5,5 Prozent ihres Umsatzes in F&E.

Diesel-Affäre holt BMW ein



Unterdessen bekommt der Konzern die Auswirkungen der Diesel-Affäre zu spüren. Vor allem in Märkten mit starkem Leasing-Anteil wie Deutschland und Großbritannien gingen die Restwerte für Dieselfahrzeuge zurück, räumte Peter ein. Man habe dafür entsprechende Vorsorge getroffen, sagte der BMW Finanzchef, ohne konkreten Zahlen zu nennen.

Bereits am Dienstag mussten die Bayern eine groß-angelegte Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft München über sich ergehen lassen. Insgesamt 100 Beamte hatten die BWM-Zentrale, das Forschungszentrum in München sowie das Werk in Steyr durchsucht. Es bestehe "der Anfangsverdacht, dass die BMW AG eine prüfstandsbezogene Abschalteinrichtung" verwendet habe, teilte die Staatsanwaltschaft gestern mit.

BMW wies die Vorwürfe erneut zurück. Beim Einbau von Software zum Abschalten der Diesel-Abgasreinigung habe es sich um "Versehen" gehandelt. Im Rahmen der regelmäßigen Updates der Motorsteuerungssoftware habe man eine neue Softwareversion falsch aufgespielt, erklärte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich am Mittwoch. Man prüfe derzeit, ob es auch bei weiteren Motorvarianten zu Fehlern gekommen sei und werde sicherstellen, dass Abgassteuerungssysteme bei künftigen Updates nicht mehr ohne vorherige Kontrolle überschrieben werden könnten.

Immerhin: Die geplante Einführung von Strafzöllen für den Import von Stahl und Aluminium in den USA dürfte einigermaßen überschaubare Auswirkungen auf den Konzern haben. Die Zölle würden voraussichtlich mit einem "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" zu Buche schlagen, sagte Peter.

BMW hatte im vergangenen Jahr bei Absatz, Umsatz und Ergebnis ein weiteres Rekordjahr eingefahren. Nach den bereits Anfang März veröffentlichten Eckzahlen hatte der Konzern 2017 den Überschuss dank der US-Steuerreform um satte 26 Prozent auf 8,7 Milliarden verbessert. Operativ fiel der Anstieg mit einem Plus von 5,3 Prozent auf 9,88 Milliarden Euro indes deutlich schwächer aus.

Zugleich hatte der Konzern seinen Anlegern eine Rekord-Dividende in Aussicht gestellt. Man werde der Hauptversammlung vorschlagen die Ausschüttung je Stammaktie auf 4,00 (Vorjahr: 3,50) Euro und je Vorzugsaktie 4,02 (3,52) Euro anzuheben, hieß es.

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Einschätzung der Redaktion



BMW hat erneut ein starkes Jahr hingelegt: Ob Absatz, Umsatz oder Ergebnis: Die Münchner haben das achte Rekordjahr in Folge hingelegt. Und das soll nicht das Ende sein. Man wolle "die Schlagzahl nochmals erhöhen", versicherte BMW-Chef Harald Krüger am Mittwoch in München.

Ein Blick auf die Produktanläufe zeigt, dass das nicht nur eine Phrase ist. Rund 20 neue oder überarbeitete Modelle schicken die Bayern im laufenden Jahr an den Start. Das kostet allerdings erst mal richtig Geld. Kein Wunder, dass die Sachinvestitionen weiter zulegen. Dazu kommt der Aufwand für Forschung & Entwicklung. Weil die Zukunft in wichtigen Märkten wie China elektrisch ist, steckt der Konzern Milliarden in E-Antriebe, autonomes Fahren und Digitalisierung.

Wenn der Konzern im laufenden Jahr das starke Vorjahresergebnis zumindest halten will, ist das also durchaus ambitioniert. Aber ob Investoren im laufenden Jahr die nötige Geduld mitbringen, bleibt unklar.

Schon jetzt ist BMW mit einem KGV von rund acht zusammen mit Daimler eine der am günstigsten bewerteten Aktien im Automobil-Sektor. Das ernüchternde Bild spiegelt die Sorgen vieler Investoren wegen der Dieselkrise und der Revolution bei den Antriebskonzepten wider.

Doch während Daimler im laufenden Jahr auf Rückenwind aus dem wichtigen Truck-Geschäft hoffen darf, ist BMW auf sich alleine gestellt. Dazu kommt, dass die Ertragskraft bei den Münchnern 2018 erneut leiden dürfte. Die freien Mittelzuflüsse dürften angesichts der kräftig steigenden Investitionen im laufenden Jahr bei drei Milliarden Euro liegen, sagte Finanzchef Nicolas Peter. Das wären rund 1,46 Milliarden weniger als noch im Vorjahr.

Auch charttechnisch ist das Papier derzeit nicht allzu verlockend. Zwar hat die Aktie gerade die bei 85 Euro verlaufende 200-Tagelinie zurückerobert. Doch jetzt wird es haarig. Denn zwischen 88 und 92 Euro wartet eine kräftige Widerstandszone. Wir bleiben daher zunächst bei unserer Einschätzung.

Halten.
Kursziel: 92,00 Euro
Stopp: 77,00 Euro