Als Volkswagen-Vorstandschef Matthias Müller Ende April dieses Jahres vor die Presse trat, hatte er keine guten Nachrichten im Gepäck: Der Autokonzern hatte 2015 den größten Verlust der Unternehmensgeschichte eingefahren. Unterm Strich stand ein Minus von 1,6 Milliarden Euro. Allein die Rückstellungen im Zusammenhang mit dem Abgasskandal türmten sich auf 16,2 Milliarden Euro.

Der erste Verlust seit 20 Jahren reißt nicht nur tiefe Löcher in die Volkswagen-Bilanz. Auch die Kriterien für unsere Rangliste der 30 wachstumsstärksten Unternehmen, in der die Wolfsburger jahrelang Dauergast waren, sind damit verletzt. Denn um in das Klassement, das wir bereits seit 2004 regelmäßig erstellen, aufgenommen zu werden, durchlaufen die Aktien einen strengen Auswahlprozess (siehe Seite 3). Nur wer die Prüfungen besteht, hat auch eine Chance, in unser Wachstumswerte-Wikifolio aufzusteigen. Erstmals seit Auflage des zugehörigen Zertifikats im August 2015 haben wir eine größere Umschichtung vorgenommen und das Wikifolio mit den aussichtsreichsten Werten bestückt (siehe Seite 13).

Oberste Priorität hat die Profitabilität: Nur Unternehmen, die in den vergangenen acht Jahren durchweg schwarze Zahlen geschrieben haben, werden in das Auswahluniversum aufgenommen. Dazu haben wir die Geschäftsberichte der Jahre 2008 bis 2015 durchforstet.

Da in den Untersuchungszeitraum die schwere Rezession 2008/09 fällt, überrascht es nicht, dass die meisten Unternehmen unserer Datenbank an dieser Hürde scheiterten: Allein 2008 schrieben 140 Gesellschaften rote Zahlen, 2009 weitere 79 Unternehmen. Auf Basis der Analystenschätzungen und eigener Prognosen dürfen zudem auch für 2016 und 2017 keine roten Zahlen in Sicht sein. Nach diesem Schritt und nach Ausschluss mehrfach notierter Aktiengattungen blieben gerade einmal 157 Titel übrig.

Kontinuität ist Trumpf



Damit aber noch nicht genug: Als weiteres Kriterium haben wir die Gewinnreihen mit Blick auf Kontinuität geprüft. Denn nur Unternehmen, die in der Lage sind, ihren Profit kontinuierlich zu steigern, halten wir für Investments geeignet. Also haben wir über den gesamten Untersuchungszeitraum nur in zwei Jahren einen Gewinnrückgang zugelassen. Diese Hürden überstanden am Ende nur 52 der untersuchten 523 Aktien.

Die 30 wachstumsstärksten Papiere haben es in unsere Top-Rangliste geschafft, wobei das Kriterium "durchschnittliches Gewinnwachstum 2008 bis 2015" ausschlaggebend war. Die interessantesten Aktien - Gerresheimer, CompuGroup, BMW, Sixt, GFT, USU Software, Leifheit, Dialog Semiconductor und Cancom - stellen wir Ihnen ausführlich vor (siehe Seiten 4 bis 12). Alle neun Papiere hält die Redaktion derzeit für kaufenswert. Hinzu kommen weitere 15 Papiere, die wir aktuell für interessant halten. Diese haben wir Ihnen in einer übersichtlichen Tabelle zusammengestellt (Seite 3).



Auf Seite 2: Gesamtsieger Gerresheimer





Gesamtsieger Gerresheimer



Wie in den Vorjahren sind auch dieses Mal wieder einige Neu- und Wiedereinsteiger dabei. Überraschend ist, wie weit vorne die Neulinge gelandet sind. Unter den zehn wachstumsstärksten Aktien sind gleich sieben Papiere zu finden, die es im Vorjahr noch nicht mal unter die Top 30 geschafft hatten. Die Gründe sind unterschiedlich: Gerresheimer etwa hat 2008 zum ersten Mal überhaupt schwarze Zahlen geschrieben. Seit dem Turnaround ging es mit dem Profit Jahr für Jahr bergauf.

Mit einem durchschnittlichen Gewinnplus von fast 62,6 Prozent in den vergangenen acht Jahren war dem Verpackungshersteller und Pharmazulieferer der Sieg in unserer diesjährigen Auswertung nicht zu nehmen (siehe Seite 4). Auch Dialog Semiconductor hat nach sieben verlustreichen Jahren 2008 den Turnaround geschafft. Den Umsatz schraubte der Chipentwickler und Apple-Zulieferer seit 2008 beinahe um 1000 Prozent nach oben - beziehungsweise um 38,5 Prozent pro Jahr und damit so stark wie kein anderes Unternehmen unserer Rangliste. Beim Gewinn ging es durchschnittlich um immerhin 28,7 Prozent nach oben, was für Platz neun reichte. Zwar machen sich einige Börsianer wegen der hohen Abhängigkeit von Apple Sorgen, wir hingegen sehen in der aktuellen Kursschwäche eine Kaufgelegenheit (siehe Seite 11).

Talanx wiederum, auf Platz 15 positioniert, ist neu dabei. Das Datenmaterial des Versicherungskonzerns reicht erstmals weit genug zurück, um unseren Anforderungen zu genügen. Talanx ist eines von fünf Unternehmen unserer Rangliste, die im MDAX gelistet sind. Während der SDAX drei Aktien beisteuert, sind aus dem DAX nur BMW und Fresenius vertreten. Mit sieben Firmen stammen die meisten Mitglieder aus dem TecDAX. Damit wird der Technologie-Index seinem Ruf durchaus gerecht, besonders wachstumsstarken Unternehmen eine Heimat zu bieten. Mit der Performance unserer letztjährigen Kaufkandidaten können wir indes nicht zufrieden sein. Zwar konnten Anleger mit elf der 24 Kaufempfehlungen Gewinne erzielen (siehe Grafik Seite 1), doch bei 13 Aktien stehen aktuell Verluste zu Buche.

Allerdings haben wir die Analyse auch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt veröffentlicht: Der DAX stand damals bei mehr als 11 600 Punkten, sollte aber in den Monaten darauf rund 3000 Zähler verlieren. Angesichts des miserablen Marktumfelds ist der Verlust von 4,2 Prozent, den ein gleichgewichtetes Portfolio aus den damals mit "Kaufen" beurteilten Aktien erzielt hätte, noch einigermaßen zu verschmerzen.

Der DAX hat seither fast 14 Prozent verloren, der TecDAX gut zehn Prozent. Auch die Nebenwerte-Indizes MDAX (minus 2,2 Prozent) und SDAX (minus 1,7 Prozent) haben nur unwesentlich besser abgeschnitten als unsere Auswahl. Anleger sollten sich von einem Jahr mit negativer Bilanz ohnehin nicht aus der Ruhe bringen lassen. Denn in den mehr als zehn Jahren, in der wir die Top-30-Rangliste nun schon erstellen, hat sich eindeutig gezeigt, dass Anleger mit Papieren von wachstumsstarken Unternehmen überdurchschnittliche Gewinne erzielen können.

Übrigens: Volkswagen hatten wir bereits bei unserer Analyse vor einem Jahr bei Kursen um 200 Euro mit "Beobachten" eingestuft. Lesern, die den Rat befolgten, und den Anlegern des Wikifolio-Zertifikats blieben somit die heftigen "Dieselgate"-Verluste erspart.



Auf Seite 3: Unsere Kriterien





Unsere Kriterien



Ausreichend lange Historie



Für die Auswertung haben wir nur Aktien von Unternehmen berücksichtigt, bei denen Geschäftsberichte mindestens bis ins Jahr 2008 zurück verfügbar sind. Denn nur über einen langen Zeitraum betrachtet sind verlässliche Aussagen möglich. Auf diese Weise kamen 469 Titel in die Vorauswahl.

Niemals Verlust



Im gesamten Untersuchungszeitraum von 2008 bis 2015 durften die 469 Firmen kein einziges Verlustjahr ausweisen. Auch für 2016 und 2017 muss aus heutiger Sicht ein positives Ergebnis absehbar sein. 302 Konzerne hielten diesem Test nicht stand. Nach deren Ausscheiden blieben 167 Firmen übrig, nach Ausschluss mehrfach notierter Aktiengattungen waren es noch 157.

Kontinuität



Den verbliebenen Unternehmen wurden grundsätzlich lediglich zwei Jahre mit Gewinnrückgängen erlaubt. Nur 54 Unternehmen überstanden diesen Schritt.

Gewinnwachstum entscheidend



Ausschlaggebendes Kriterium für das Ranking der 30 Top-Wachstumswerte Deutschlands ist das durchschnittliche jährliche Gewinnwachstum von 2008 bis 2015.



Auf Seite 4: Gerresheimer





Gerresheimer



Noch nie war die Gerresheimer-Aktie in der BÖRSE ONLINE-Rangliste der 30 wachstumsstärksten deutschen Unternehmen vertreten, 2016 steht der Titel auf Anhieb ganz oben. Die Gründe liegen auf der Hand: Zwischen 2005 und 2007 hat der Verpackungsspezialist Verluste erzielt. Damit sind die Papiere automatisch durch unser strenges Raster gefallen. Doch seit acht Jahren schreibt der Konzern kontinuierlich Gewinne, womit unser erstes wichtiges Kriterium schon einmal erfüllt ist. Damit aber noch nicht genug: Zwischen 2008 und 2015 hat Gerresheimer den Profit Jahr für Jahr und so stark wie kein anderes deutsches Unternehmen gesteigert. Für 2016 erwarten Analysten zwar einen ganz leichten Rückgang. Doch der ist noch nicht in Stein gemeißelt, wie die jüngsten Zahlen belegen: Unterm Strich blieben zwischen März und Mai mit 31,1 Millionen Euro knapp 39 Prozent mehr übrig als im Vorjahr. Gerresheimer profitierte vom schwachen Euro und von der Übernahme des US-Pharmazulieferers Centor. Im gesamten Geschäftsjahr soll der Umsatz bei konstanten Wechselkursen um etwa neun Prozent und das operative Ergebnis von 278 auf rund 320 Millionen Euro zulegen. Angesichts dieser Perspektiven verwundert es nicht, dass der Aktienkurs das Allzeithoch wieder ins Visier genommen hat.



Auf Seite 5: Compugroup Medical





Compugroup Medical



Ebenso wie die Siegeraktie Gerresheimer (siehe links) sind auch die Papiere von Compugroup Medical zum ersten Mal in unserem Ranking dabei. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Software für Arztpraxen sowie Apotheken und hat seinen Gewinn seit 2008 um durchschnittlich 62 Prozent pro Jahr gesteigert. Zu den Produkten gehören beispielsweise digitale Dienste und Softwarelösungen, die einen sicheren Austausch medizinischer Daten sowie vollständig internetbasierte Abrechnungs- und Bürodienste für niedergelassene Ärzte und Zahnärzte ermöglichen. Der zunehmende Datenverkehr im Gesundheitssystem spielt Compugroup natürlich in die Karten. Nicht von ungefähr zählen die Analysten von HSBC die TecDAX-Aktie zu ihren Mid-Cap-Favoriten für das zweite Halbjahr. Die Gesellschaft glänze durch ihre "starke Marktposition und einen hohen Anteil wiederkehrender Umsätze", so die Experten. Im ersten Quartal 2016 hat das Unternehmen seine Profitabilität spürbar verbessert: Bei einem Umsatzwachstum von zwei Prozent auf 135,2 Millionen Euro legte der operative Gewinn um zehn Prozent auf 31,2 Millionen Euro zu. Das entspricht einer Marge von stattlichen 23 Prozent. Am 4. August wird sich mit Vorlage des Zwischen-berichts für das erste Halbjahr zeigen, ob sich dieser Trend fortgesetzt hat.



Auf Seite 6: BMW





BMW



Der Autobauer BMW schaffte in der Wachstumswerte-Rangliste den größten Sprung nach vorn. Nachdem die Münchner 2015 mit Platz 25 zum ersten Mal seit 2008 wieder den Einzug in die Top 30 schafften, kam dieses Mal Rang 3 heraus. Seit 2008 musste der Konzern nur ein einziges Jahr einen Gewinnrückgang hinnehmen. Insgesamt ist das Ergebnis im Schnitt pro Jahr um gut 53 Prozent gestiegen. Wegen Absatzschwächen in den USA - im Juni schrumpften die Verkaufszahlen den siebten Monat in Folge - und Sorgen um einen Konjunktureinbruch in China ist die Aktie im laufenden Jahr massiv unter Druck gekommen. Doch allmählich stellt sich heraus, dass der Verfall übertrieben war, zumal BMW andernorts starke Zuwächse verzeichnet: In Europa setzte der Premiumautohersteller allein im Juni 16,3 Prozent mehr Autos ab. Insgesamt wuchs der Absatz des Konzerns um 9,1 Prozent auf 227 849 Autos. Lediglich Oberklassekonkurrent Mercedes-Benz ist derzeit etwas besser unterwegs. Doch das BMW-Management dürfte alles daran setzen, die Stuttgarter wieder zu überholen. Für den Umbruch in der Automobilbranche ist BMW gut gerüstet: Der Konzern gilt als einer der Vorreiter bei E-Autos und will zudem bis 2021 einen komplett selbstfahrenden Pkw auf den Markt bringen.



Auf Seite 7: Sixt





Sixt



Stark schwankende Gewinne verhinderten, dass sich die Sixt-Aktie in den vergangenen Jahren einen Platz unter den 30 wachstumsträchtigsten deutschen Gesellschaften sichern konnte. Das letzte Mal war Sixt 2008 dabei, damals auf Platz 14. Der Wiedereinstieg gelang Deutschlands größtem Autovermietungskonzern ein Stück weiter vorn, auf Position 4. Seit 2008 ging es mit den Gewinnen des Konzerns mit zwei Ausnahmen Jahr für Jahr nach oben. Insgesamt steht ein durchschnittliches jährliches Gewinnplus von 51,2 Prozent zu Buche. Für 2016 ist Sixt zuversichtlich, aber gewohnt vorsichtig. Aufgrund weiterer Kosten für die Auslandsexpansion rechnet das Unternehmen mit einem stabilen bis leicht steigenden Ergebnis. Die Zahlen für die ersten drei Monate deuteten bereits an, dass hier noch viel Überraschungspotenzial nach oben besteht. Bei einem Umsatzanstieg um 16 Prozent auf 538 Millionen Euro legte das Betriebsergebnis um elf Prozent auf 31 Millionen Euro zu. Lediglich wegen deutlich höherer Steuern blieb unterm Strich mit 21 Millionen Euro nicht mehr übrig als vor einem Jahr. Mehr als die Hälfte seiner Vermieterlöse erzielt Sixt mittlerweile im Ausland. Die Aktie ist trotz des starken Wachstums noch relativ moderat bewertet. Daher dürfte der Titel seine langfristige Klettertour fortsetzen.



Auf Seite 8: GFT Technologies





GFT Technologies



Die Aktie von GFT Technologies hat unter der Entscheidung der Briten, die EU verlassen zu wollen, besonders stark gelitten. Die Notiz stürzte in der Spitze um mehr als ein Viertel ab und konnte sich gegen den Trend vom Brexit-Schock bislang kaum erholen. Der Grund: Seit der Übernahme des Dienstleisters Rule Financial im Jahr 2014 ist Großbritannien für den auf die Finanzbranche spezialisierten IT-Dienstleister der größte Absatzmarkt. Daneben lastete auf dem Aktienkurs eine verhaltene Prognose für das Jahr 2016 aufgrund der vom Vorstand prognostizierten Investitionszurückhaltung sowohl von Investment- als auch Retailbanken, den Hauptkunden des Unternehmens. Aufgrund dessen hatten wir die TecDAX-Aktie bei Kursen jenseits der 22-Euro-Marke auf "Beobachten" herabgestuft (siehe Ausgabe 10/2016). Doch auf dem ermäßigten Niveau überwiegen nun wieder die Chancen. Unter der Annahme, dass die Nachfrage nach Lösungen für die Umsetzung von regulatorischen Anforderungen anhält und sich der Trend zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen fortsetzt, blickt GFT zuversichtlich nach vorn: Bis 2020 soll der Erlös auf 800 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden, bei einer stabilen operativen Marge von rund zwölf Prozent. Daraus würde ein Gewinn von 2,20 Euro je Aktie resultieren.



Auf Seite 9: USU Software





USU Software



Trotz der jüngsten Turbulenzen an den Börsen notieren derzeit mehr als 60 deutsche Aktien auf einem 52-Wochen-Hoch beziehungsweise weniger als drei Prozent darunter. Dazu gehören auch die Papiere von USU Software. Der jüngste Kursschub hält seit der Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal Ende Mai an. Die Erlöse des Anbieters von Software für das Lizenz- und Knowledge-Management kletterten um 20,5 Prozent auf knapp 17 Millionen Euro. Das um akquisitionsbedingte Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) stieg um 27 Prozent auf 1,37 Millionen Euro. Die Prognose für das Gesamtjahr 2016 hat der Softwareanbieter bestätigt. Demnach soll der Umsatz von gut 66 Millionen auf 71 bis 75 Millionen Euro und das bereinigte Ebit von knapp 8,8 Millionen auf neun bis 10,5 Millionen zulegen. Bei der Expansion setzt das weltweit mehr als 700 Kunden zählende Unternehmen auf drei Säulen: Neben der Forcierung des Auslandsgeschäfts stehen Zukäufe und neue innovative Softwareprodukte, die allesamt cloudfähig sind, auf der Agenda. Auf diese Weise soll der Umsatz bis 2017 auf 100 Millionen Euro nach oben springen und die operative Marge bei mehr als 15 Prozent landen. Geht die Rechnung auf, dürfte die Aktie auch künftig in unserer Rangliste weit oben landen.



Auf Seite 10: Leifheit





Leifheit



Auch Leifheit gehört zu den zahlreichen Neueinsteigern in unserem Top-30-Ranking. Nach Verlusten 2004 und 2007 schreibt der Haushaltswarenhersteller seit 2008 kontinuierlich schwarze Zahlen. 2015 blieben 3,02 Euro je Aktie hängen. Nach Schätzungen von Analysten könnte Leifheit 2017 nahe an das Rekordniveau von 3,45 Euro je Aktie aus dem Jahr 2010 herankommen. Damit trägt die Anfang 2015 vorgestellte Wachstumsstrategie "Leifheit 2020" allmählich Früchte. Von dem stattlichen Gewinnwachstum profitieren auch die Aktionäre. Vor wenigen Monaten hat das Management beschlossen, die Dividendenpolitik zu ändern. Grundsätzlich sollen auch weiterhin rund 75 Prozent des Periodenergebnisses beziehungsweise des freien Cashflows eines Geschäftsjahres als Basisdividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Darüber hinaus soll es Sonderdividenden geben, sofern der Kassenbestand am Jahresende den erwarteten Liquiditätsbedarf für potenzielle Akquisitionen sowie für die Zahlung der normalen Dividende übersteigt. Einen Vorgeschmack gab es anlässlich der Hauptversammlung vor rund sieben Wochen. Im Anschluss hat Leifheit für das Geschäftsjahr 2015 neben einer von 1,80 auf zwei Euro je Aktie erhöhten Basisdividende zusätzlich eine Sonderausschüttung von 0,75 Euro je Aktie bezahlt.



Auf Seite 11: Dialog Semiconductor





Dialog Semiconductor



Der Chipentwickler Dialog Semiconductor gehört zu den größten Wachstumswundern auf dem deutschen Kurszettel. Seit 2008 hat die Gesellschaft ihren Jahresumsatz auf zuletzt rund 1,25 Milliarden Euro verzehnfacht. Zu dem Erfolg hat die starke Stellung des Unternehmens als Apple-Zulieferer beigetragen. Denn gleichzeitig mit dem Siegeszug des iPhone, für das Dialog Semiconductor -Powermanagement-Chips liefert, explodierten die Absatzzahlen. Nachdem 2001 bis 2007 unterm Strich Verluste standen, gelang 2008 der Turnaround. Seitdem geht es auch mit den Gewinnen stürmisch nach oben. Apple als Großkunden zu haben ist jedoch nicht nur Segen, sondern auch Fluch. In der Spitze hat Dialog fast 80 Prozent seiner Umsätze mit den Kaliforniern erzielt. Da ist es kein Wunder, dass sich die jüngsten iPhone-Absatz-sorgen auch auf den Dialog-Aktienkurs übertragen haben. Doch nach einem Kursverlust von mehr als 50 Prozent seit dem Hoch sind diese nun im Kurs ein-gepreist. Schon kleinste positive Überraschungen könnten für eine deutliche Kurserholung sorgen. Auch langfristig ist die äußerst niedrig bewertete Aktie hochinteressant. Denn der Vorstand hat mittels Entwicklung neuer Produkte und Zukäufen längst eine Verminderung der Apple-Abhängigkeit in die Wege geleitet.



Auf Seite 12: Cancom





Cancom



Ein Dauergast in unserem Wachstumsranking ist die Aktie von Cancom. Nach dem Ersteinstieg im Jahr 2012 auf Platz 2 und den Rängen 6, 3 und 21 in den Folgejahren landete das IT-Systemhaus 2016 auf Position 10. Seit 2008 ging es mit den Gewinnen bei den Münchnern um knapp 28,5 Prozent pro Jahr nach oben. Wer den Mut hatte und sich den Titel damals ins Depot legte, kann sich heute über einen Gewinn von mehr als 1000 Prozent freuen. Ohne den jüngsten Rückgang von rund 53 Euro auf 44 Euro wäre es sogar noch deutlich mehr gewesen. Verantwortlich für diese Verluste war nicht nur der schwache Gesamtmarkt. Hinzu kamen hausgemachte Gründe: Am 16. und 17. Juni veräußerte Cancom-Vorstandschef Klaus Weinmann insgesamt 90 000 Papiere des IT-Systemhauses. Der Gesamtwert des Deals beläuft sich auf mehr als 4,2 Millionen Euro. Weinmann hatte sich in der Vergangenheit jedoch schon öfters von Cancom-Papieren getrennt, ohne dass es dem langfristigen Aufwärtstrend geschadet hätte. Auch die Experten von Hauck & Aufhäuser sehen in der Insidertransaktion keinen Grund zur Beunruhigung. Stattdessen empfehlen die Experten Anlegern, die aktuelle Kursschwäche für Käufe des TecDAX-Titels zu nutzen. Das Kursziel von 55 Euro eröffnet ein Potenzial von knapp 28 Prozent.



Auf Seite 13: Wachstumswerte-Wikifolio: Besser als der Markt





Wachstumswerte-Wikifolio: Besser als der Markt



Ein Jahr nach dem Start fällt die Bilanz gemischt aus. Zwar hat das zugehörige Zertifikat DAX und TecDAX geschlagen, insgesamt liegt es aber leicht im Minus

Mit dem Wachstumswerte-Wikifolio haben wir Ihnen im vergangenen Jahr ein Anlagevehikel vorgestellt, mit dem Sie bequem von der Wertentwicklung "unserer" Wachstumsaktien profitieren können. Das dazu passende Zertifikat, in das Anleger aktuell rund 1,3 Millionen Euro investiert haben, wurde von Lang & Schwarz emittiert (WKN: LS9 GJP). Damit müssen Sie nicht jeden Titel einzeln kaufen, sondern erhalten die Aktien unserer Top-30-Rangliste im Paket. Die Lösung ist für Anleger mit moderaten Kosten verbunden: Neben der Zertifikategebühr von 0,95 Prozent pro Jahr fällt eine Performance-gebühr von zehn Prozent an, die im Kurs des Zertifikats verrechnet wird. Daneben müssen Anleger noch die banküblichen Spesen einkalkulieren, die beim Kauf von Wertpapieren anfallen.

Zur Emission des Wertpapiers am 18. August 2015 stand der DAX bei knapp 11 000 Punkten. Aktuell notiert der Leitindex fast 1000 Zähler tiefer. Im Vergleich dazu kann sich die Performance des Zertifikats sehen lassen: Es liegt nur ganz leicht im Minus. Selbst mit den Indizes MDAX und SDAX, die sich beide recht gut entwickelt haben, konnten wir beinahe mithalten (siehe Chart). Wie angekündigt, haben wir gleichzeitig mit der Analyse für diese Titelgeschichte die jährliche Umschichtung im Wikifolio vorgenommen: Von der 2015er-Startaufstellung sind zwölf Aktien nach dem Wechsel weiterhin vertreten, zwölf Aktien sind neu dazugekommen (siehe Kasten rechts). Alle 24 Aktien sind anfangs ungefähr gleichgewichtet. Zudem behalten wir es uns weiterhin vor, unterjährig einzelne Titel zu verkaufen, wenn sie unsere strengen Selektionskriterien nicht mehr erfüllen. In den zurückliegenden zwölf Monaten haben wir zweimal von dieser Regel Gebrauch gemacht und uns von den Papieren von Gerry Weber und Wirecard getrennt.

Absicherung möglich



Eine weitere Besonderheit des Wikifolios: Zur Portfolioabsicherung ist geplant, phasenweise in geeignete ETF-Short-Produkte, vorzugsweise auf den DAX, zu investieren. Dafür ist ein maximaler Depotanteil von etwa 20 Prozent vorgesehen. Aktuell sind wir mit einem Gewicht von rund vier Prozent in einem dreifach gehebelten DAX-Short-ETF investiert. Einen Großteil dieser Position haben wir vor der Brexit-Entscheidung gekauft, einen kleineren Teil danach.