Der Münchner Autobauer BMW will trotz steigender Ausgaben für E-Mobilität und den Ausbau des Produktportfolios auch langfristig profitabel wachsen. "Wir streben weiterhin eine Ebit-Marge in der Pkw-Sparte von acht bis zehn Prozent an", sagte Konzernchef Harald Krüger heute auf der Hauptversammlung in München. Der Konzern habe in "allen Ressorts Initiativen für mehr Profitabilität gestartet", sagte Krüger vor den Aktionären in der Münchner Olympiahalle. Das Ziel laute: "Weniger Aufwand und weniger Komplexität".

Krüger bekräftigte die Zielvorgabe im Jubiläumsjahr. Danach sollen Absatz und Vorsteuer-Ergebnis im Jahr des 100jährigen Bestehens "leicht über dem Vorjahr" liegen und damit neue Bestwerte erreichen. In der Branche gilt ein "leichter" Zuwachs als Hinweis auf einen Zuwachs im einstelligen Bereich.

2015 hatten die Bayern ein Umsatzplus von rund 15 Prozent auf 92 Milliarden Euro vorgelegt. Das Vorsteuer-Ergebnis war um knapp sechs Prozent auf 9,2 Milliarden Euro gestiegen, der Absatz um 6,1 Prozent auf 2,24 Millionen Fahrzeuge. Damit verteidigte der Konzern seine Position als weltweit führender Premium-Hersteller.

Im laufenden Jahr will BMW seinen Spitzenrang verteidigen. Das Umfeld sei geprägt von intensivem Wettbewerb, sagte Krüger vor den Anteilseignern. BMW strebe aber weiterhin "die Führungsrolle in den oberen Segmenten an."

Zahlreiche Beobachter zeigen sich indes skeptisch. Im Premium-Segment erhöht vor allem Mercedes-Benz den Druck. Die Stuttgarter verfügen über ein deutlich jüngeres Produktportfolio und wachsen derzeit deutlicher schneller als BMW. Alleine von Januar bis März steigerte Daimler den Absatz seiner Kernmarke Mercedes-Benz um 12,6 Prozent auf rund 483.500 Fahrzeuge. BMW kam zum Jahresauftakt auf ein Absatzplus von sechs Prozent auf 478.700 Autos.

Kritik an Modellpolitik



Auch Aktionärsvertreter äußerten Zweifel. Zwar sei BMW mit seiner "sauberen Dieseltechnologie "von negativen Schlagzeilen in den USA und Europa verschont geblieben", sagte Ingo Speich, Portfoliomanager von Union Investment. Ein Reputationsschaden sei dadurch vermieden worden. Doch fehle dem Unternehmen derzeit "leider das Produktmomentum". Der Konzern habe der Produktoffensive von Mercedes-Benz nur wenig entgegenzusetzen, mahnte Speich und werde jetzt "selbst vom Jäger zum Gejagten".

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Einschätzung der Redaktion



Die BMW-Aktie hat im laufenden Jahr rund 20 Prozent eingebüßt. Darin spiegeln sich vor allem zwei Dinge: Nach der starken Performance der vergangenen Jahre haben viele Investoren Gewinne mitgenommen. Zudem spiegelt die Kursentwicklung die wachsende Sorge von Investoren wider, dass BMW im Premium-Segment vor allem von Mercedes-Benz weiter unter Druck gesetzt wird. Die Schwaben haben das deutlich jüngere Produktportfolio. Neben der unverändert starken C-Klasse und den Kompakten um die A- und B-Baureihe haben die Schwaben vor allem bei den SUVs nachgelegt. Der GLC hat inzwischen eine Lieferfrist von fast einem Jahr. Und mit der seit Anfang April verfügbaren neuen E-Klasse dürften die Schwaben dem Fünfer zahlreiche Kunden abspenstig machen.

Zwar lag Mercedes-Benz im ersten Quartal bei der operativen Marge mit 7,1 Prozent klar hinter BMW mit 9,4 Prozent zurück. Aber mit der wachsenden Verfügbarkeit der E-Klasse dürfte Mercedes-Benz rasch wieder Boden gut machen.

Charttechnisch hat sich die BMW-Aktie stabilisiert. Bei 74 Euro hat das Papier einen Boden ausgebildet. Die nächste Widerstandszone liegt zwischen 82 und 84 Euro. Halten.