Endlich ist die von vielen Anlegern herbeigesehnte Korrektur da. Der DAX hat seit dem Allzeithoch am 10. April in der Spitze mehr als 1220 Punkte verloren. Das entspricht einem Minus von 9,9 Prozent. Der Kursrückgang geht vor allem auf das Konto von US-Anlegern, die Mitte April begonnen haben, in großem Stil ihre Käufe von europäischen Aktien sowie ihre Sicherungsgeschäfte gegen den Rückgang des Euro glattzustellen. Recht glimpflich kamen dagegen bislang die im TecDAX notierten Aktien weg. Der 30 Werte umfassende Index für Dividendenpapiere aus den Technologiebranchen verlor gegenüber dem 2015er-Hoch nur sieben Prozent.

Aktuell macht sich der TecDAX sogar schon wieder nach oben auf: Der Abstand zu der Rekordmarke beträgt nur noch rund ein Prozent. Die vergleichsweise stabile Entwicklung überrascht, schließlich ist das Engagement ausländischer Anleger im TecDAX weitaus höher. Wie die Beratungsgesellschaft EY ermittelt hat, liegt mit inzwischen 56 Prozent deutlich mehr als jede zweite Aktie der Börsenschwergewichte im Leitindex DAX in den Depots ausländischer Investoren, davon 21 Prozent in den USA. Im TecDAX liegt die Quote der internationalen Investoren nach Angaben der IR-Gesellschaft Cometis sogar bei 74 Prozent, wobei 32 Prozent der Anteile auf die Vereinigten Staaten entfallen.



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Große Kursbewegungen

Ganz anders sieht es in puncto Performance bei einigen TecDAX-Einzelwerten aus: Aktien wie Aixtron, SMA Solar Technology und Morphosys sind gegenüber ihren Jahreshochs um 30 Prozent und mehr eingebrochen. Andere Papiere wie etwa Freenet, Software AG und Dialog Semiconductor zeigen dagegen keinerlei Anzeichen von Schwäche: Die Papiere notieren nahe dem Jahreshoch. Wir haben die unterschiedliche Entwicklung zum Anlass genommen, um unsere aktuellen Einschätzungen für die TecDAX-Mitglieder auf den Prüfstand zu stellen. In die Analyse sind neben konjunkturellen Aspekten vor allem die Berichte der Unternehmen zum ersten Quartal 2015 und die darin enthaltenen Ausblicke eingeflossen. Bei der Ermittlung der Kursziele und Stoppkurse spielte natürlich auch die charttechnische Verfassung eine Rolle.



Das wichtigste Ergebnis: Fundamental gesehen sind der aktuelle Zustand und die Zukunftsperspektiven bei den meisten Unternehmen völlig intakt. Dies spiegelt sich auch in unseren Empfehlungen wider: 21 der 30 Aktien sehen wir als Kauf, wobei das durchschnittliche Kurspotenzial bei knapp 22 Prozent liegt. Während wir achtmal für "Beobachten" plädieren, stufen wir nur einen Wert mit "Verkaufen" ein.

Bei vier Aktien kommen wir zu einer Neueinschätzung: Xing ist für uns kein Kauf mehr. Denn die Aktie des Online-Karrierenetzwerks hat sich zu weit von den Fundamentaldaten entfernt. Wie das Beispiel des US-Konkurrenten Linkedin kürzlich gezeigt hat, könnte es schon bei kleinsten Enttäuschungen zu empfindlichen Rückschlägen kommen. Auch Manz dürfte kurzfristig ausgereizt sein. Die Zahlen zum ersten Quartal 2015 sind durchwachsen ausgefallen. Angesichts der ambitionierten Gesamtjahresprognose könnte es zu Enttäuschungen kommen.

Sogar mit "Verkaufen" statt "Beobachten" stufen wir nun die Aktie von LPKF Laser & Electronics ein. Bei dem Laserspezialisten lässt die Trendwende im operativen Geschäft jetzt schon mehr als ein Jahr auf sich warten. Aufgrund der schwachen Nachfrage sind die Jahresziele in Gefahr.

Umgekehrt plädieren wir bei SMA Solar Technology inzwischen für "Kaufen" statt lediglich "Beobachten". Bei dem Hersteller von Wechselrichtern für Solaranlagen gibt es erstmals seit Beginn des branchenbedingten Abschwungs im Jahr 2010 wieder einen deutlichen Hoffnungsschimmer.

Auf Seite 3: Welche Einschätzungen zu beachten sind





Unsere TecDAX-Favoriten Bei unseren sechs Favoriten, die wir Ihnen ausführlich vorstellen, haben wir in "Basisinvestments", "Gewinnmaschinen" und "Turnaround-Werte" unterschieden. Wer ein Basisinvestment im Bereich Biotechnologie sucht, kommt an BB Biotech nicht vorbei. Nach dem Kursrücksetzer von in der Spitze 25,5 Prozent, verglichen mit dem im März 2015 markierten Allzeithoch, ist der Titel nun wieder höchst interessant. Wirecard ist aus der Welt des mobilen Bezahlens nicht mehr wegzudenken - ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter rasant ausbreiten dürfte. Die Aktie erholt sich nach dem scharfen Rücksetzer der vergangenen Tage zusehends. Mit starkem Gewinnwachstum haben zuletzt Dialog Semiconductor und GFT Technologies für Schlagzeilen gesorgt. Während Dialog vom ungebrochenen Smartphone-Boom profitiert, erweist sich bei GFT vor allem eine im Sommer vergangenen Jahres erfolgte Übernahme als Wachstumstreiber. Als Turnaround-Spekulation sehen wir neben SMA auch Morphosys. Die Aktie ist nach zwei herben Enttäuschungen bei Anlegern in Ungnade gefallen, gewinnt aber gerade Vertrauen zurück.

Beim Einstieg könnte es sinnvoll sein, strategisch vorzugehen. Wer noch gar nicht in TecDAX-Aktien investiert ist, kauft den ersten Teil der geplanten Position sofort, den Rest erst nach einem Rückschlag. Dazu bietet sich das Setzen eines "Abstauberlimits" an. Gleiches gilt für Anleger, die bereits investiert sind, aber über Zukäufe nachdenken. Die Limits sollten - je nach charttechnischer Verfassung - fünf bis 15 Prozent unter den aktuellen Aktienkursen platziert werden. Sollte es zu einem ausgewachsenen Gewitter an den Märkten kommen, bietet sich bei vielen Aktien auch der 200-Tage-Durchschnitt als Kaufniveau an. Wie weit die Kurse der einzelnen Aktien von diesen Marken entfernt liegen, haben wir für Sie neben vielen weiteren Daten in der großen TecDAX-Tabelle aufgeführt.

Immer wichtiger wird im TecDAX das Thema Dividende. 22 der 30 Indexmitglieder schütten dieser Tage für das vergangene Geschäftsjahr eine Gewinnbeteiligung aus. Während die Index-Durch schnittsrendite mit 1,9 Prozent deutlich unter der des DAX (rund 2,5 Prozent) liegt, ragen einige Einzelwerte deutlich heraus: Bei BB Biotech, Drillisch, Freenet, QSC und Telefónica Deutschland gibt es für Renditejäger vier Prozent und mehr zu holen. Während BB Biotech, Drillisch und Telefónica Deutschland bereits ausgeschüttet haben, ziehen Freenet und QSC in den kommenden Tagen nach. Da viele Anleger nur auf die Dividenden aus sind, wäre in den Wochen nach dem Aktionärstreffen bei den renditestarken Werten eine Underperformance im Vergleich zum Index nicht ungewöhnlich. Hinzu kommt der Dividendenabschlag, der am Tag nach der Hauptversammlung vorgenommen wird. Daher bietet sich auch hier das Platzieren eines Abstauberlimits an.

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Auf Seite 5-10: Die Favoriten im Überblick





BB Biotech: Kursrücksetzer bietet exzellente Kaufchance



Beim Blick auf den Chart von BB Biotech kann einem schwindelig werden. Anfang März sind die Anteilscheine der auf die Biotechbranche fokussierten Schweizer Beteiligungsgesellschaft in der Spitze bis auf 338,90 Euro geklettert - ein Plus von 160 Prozent innerhalb eines Jahres. Allein 2014 haben die Anteile von BB Biotech in Dollar gerechnet mit plus 57 Prozent den Nasdaq-Biotech-Index um 23 Prozentpunkte geschlagen. Entscheidend war die gute fundamentale Entwicklung der Portfolio-Unternehmen. Die Schweizer Fondsmanager haben also einmal mehr ihr glückliches Händchen bei der Auswahl der Investments unter Beweis gestellt. Im Prinzip spiegelt der Aktienkurs den inneren Wert (NAV) der Beteiligungen wider - und das sogar nicht mal ganz: Gemessen am NAV müssten die Papiere aktuell bei 326,40 Euro rangieren. Dem steht ein Aktienkurs von rund 276 Euro gegenüber. Damit hat sich der Abschlag, der zwischenzeitlich auf weniger als zehn Prozent geschrumpft war, wieder auf circa 15,4 Prozent ausgeweitet. Anleger, die ein Basisinvestment im Biotechsektor suchen, sind bei BB Biotech gut aufgehoben. Denn die wesentlichen Katalysatoren für den Erfolg der Branche - die Entwicklung und Vermarktung innovativer Arzneimittel sowie ein hohes Wachstum - sind intakt.





Dialog Semiconductor: Smartphone-Boom beflügelt das Geschäft



61,1 Millionen iPhone-6-Geräte hat Apple im ersten Quartal 2015 verkauft. Damit ist der erwartete Rückgang des Geschäfts nach dem starken Weihnachtsquartal viel schwächer ausgefallen als prognostiziert. Auch im laufenden zweiten Quartal bleibt die Schlagzahl hoch: Nach Berechnungen der Apple-Experten von UBS Evidence Lab läuft es auf 51,1 Millionen verkaufte Geräte hinaus - deutlich mehr als die am Markt im Schnitt erwarteten 45 Millionen Stück. Die größten Profiteure des iPhone-Booms sind neben Apple selbst Zulieferer wie Dialog Semiconductor. Der Halbleiterhersteller hat dank der Smartphone-Hochkonjunktur den Umsatz im ersten Quartal um 41 Prozent auf 311 Millionen Dollar gesteigert. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 142 Prozent auf 55,6 Millionen Dollar zu. Damit übertraf der Konzern die Prognosen der Experten deutlich. Mit einer Ebit-Marge von 17,9 Prozent gehört Dialog Semiconductor zu den profitabelsten TecDAX-Konzernen. Auch dank zahlreicher Produkteinführungen dürfte das Wachstum kaum nachlassen. Experten gehen davon aus, dass die Gesellschaft künftig auch bei sogenannten Wearable Devices wie der Computeruhr Apple Watch eine immer wichtigere Rolle spielen wird. Daher dürfte die Aktie ihren Aufwärtstrend fortsetzen.





https://www.boerse-online.de/aktie/GFT_Technologies-Aktie Starkes Wachstum schafft Kurspotenzial



Während es bei Aktien vor der TecDAX-Aufnahme meist zu starken Kursanstiegen kommt, ist danach in der Regel erst mal die Luft raus. Auch die Anteile von GFT Technologies gönnen sich seit dem Aufstieg in den Technologieindex vor knapp zwei Monaten eine Atempause. Doch angesichts des starken Wachstums des IT-Dienstleisters dürfte die Notiz schon bald wieder Fahrt aufnehmen. Der Umsatz von GFT Technologies stieg in den ersten drei Monaten 2015 um 42 Prozent auf 110,3 Millionen Euro. Positiv wirkte sich dabei der Zukauf des britischen Dienstleisters Rule Financial im Sommer 2014 aus. Dadurch konnte das Unternehmen die Erlöse in Großbritannien und in den USA mehr als verdoppeln. Auch organisch ist der Umsatz prozentual zweistellig vorangekommen. Als Anbieter von IT-Beratung und IT-Dienstleistungen für den Bankensektor profitiert GFT Technologies vor allem von den verschärften Regeln zur Bankenregulierung und dem Trend zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen im Bankensektor. Das starke Wachstum ging nicht zulasten der Profitabilität: Das Vorsteuerergebnis legte mit einem Plus von 47 Prozent auf 7,06 Millionen Euro stärker zu als der Umsatz. Angesichts dessen hat die Aktie mit einem KGV von 16 noch Luft nach oben.





MorphoSys: Nach dem Rückschlag wieder in der Spur



Gemeinsam mit Pharmapartnern hat Morphosys eine therapeutische Pipeline mit mehr als 90 antikörperbasierten Medikamentenkandidaten unter anderem zur Behandlung von Krebs, rheumatoider Arthritis und Alzheimer aufgebaut. Da gehören Rückschläge zum Tagesgeschäft. Im Dezember 2014 hat der schweizerische Partner der Biotechfirma, Roche, die Entwicklung des Alzheimermittels Gantenerumab mangels Erfolgsaussichten eingestellt. Im März 2015 hat Morphosys seinen US-Forschungspartner Celgene verloren. Die Kooperation, bei der es um einen Krebsantikörper ging, hätte im besten Fall zu Zahlungen von bis zu 628 Millionen Euro bei Morphosys geführt. Entsprechend reagierten Anleger mit Panikverkäufen. Doch allmählich scheinen sich die Investoren auf die prall gefüllte Produktpipeline zu besinnen. Ein Erfolg des einen oder anderen Kandidaten ist im Aktienkurs noch überhaupt nicht eingepreist. Anleger, die Risikobereitschaft und Geduld mitbringen, können bei der Wandlung von Morphosys von einem Entwicklungsdienstleister hin zu einem Produktunternehmen, dessen Zahlen ganz massiv von Tantiemen und später auch eigenen Produktumsätzen getrieben sein werden, dabei sein - und auf eine Vervielfachung ihres Einsatzes setzen.





SMA Solar Technology: Turnaround-Wette kommt in die Gänge



Mit der Aktie von SMA Solar Technology war in den vergangenen Monaten kein Blumentopf zu gewinnen. Ausgehend vom Jahreshoch im März verlor die Aktie in der Spitze 34,7 Prozent - so viel wie kein anderer TecDAX-Titel. Doch getreu der "umgekehrten" Börsenregel "Was tief fällt, kann hoch steigen" proben die Anteile aktuell ein stürmisches Comeback. Ausgehend vom Jahrestief hat der Titel bereits um mehr als 40 Prozent zugelegt. Auslöser waren Quartalszahlen, die besser ausfielen als erwartet. SMA hat den Umsatz per Ende März um 28 Prozent auf 226,3 Millionen Euro gesteigert. Damit gibt es bei dem Unternehmen, das seit 2010 mit einem Rückgang der Nachfrage und wachsendem Preisdruck kämpft, erstmals seit Langem wieder Anlass zur Hoffnung. Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag zwar bei minus 5,4 Millionen Euro, hat sich aber um mehr als drei Viertel verbessert. Im Gesamtjahr soll sich der Verlust von knapp 165 Millionen auf minus 30 bis 60 Millionen Euro reduzieren. Dank des laufenden Sparprogramms, dem bis Mitte dieses Jahres 1600 der rund 5000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen werden, stellt SMA für 2016 die Rückkehr in die schwarzen Zahlen in Aussicht. Wir sehen in dem Unternehmen eine aussichtsreiche Turnaround-Wette.





Wirecard: Vorstand sorgt für Vertrauensbeweis



Kurseinbrüche von zehn bis 20 Prozent sind bei Wirecard in den vergangenen Jahren immer wieder zu beobachten gewesen, ohne dass sie den langfristigen, seit 2009 bestehenden Aufwärtstrend in Gefahr gebracht hätten. Im Gegenteil: Mini-Crashs wie zwischen Mitte April und Anfang Mai, als es um 18,8 Prozent nach unten ging, waren stets gute Kaufgelegenheiten. Das hat wohl auch der Vorstandsvorsitzende des Anbieters von Produkten und Lösungen in den Bereichen Zahlungsabwicklung und Risikomanagement, Markus Braun, so gesehen: Über sein Anlagevehikel MB Beteiligungsgesellschaft erwarb der Manager am 7. Mai 150 000 Aktien zu je 35,63 Euro. Damit hat Braun fast das Korrekturtief erwischt. Wir werten den Insiderkauf als Signal, dass Wirecard auch in Zukunft auf Wachs-tumskurs bleiben dürfte. Im ersten Quartal 2015 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzzuwachs von rund 26 Prozent auf 159,4 Millionen Euro. Gleichzeitig legte der Nettogewinn um 35 Prozent auf 28,6 Millionen Euro zu. Zwischen Januar und März wickelte Wirecard über die eigene Plattform Zahlungen in Höhe von 9,5 Milliarden Euro ab - 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der ungebrochene Boom beim Internetshopping dürfte die Aktie noch lange beflügeln.