"Das wirkt sich dann letztlich auch auf die Bauwirtschaft aus", sagte Bauer am Donnerstag. "Noch spüren wir das nicht. Aber davor haben wir Angst."

Im ersten Halbjahr hat die Branche ein Umsatzplus von knapp 13 Prozent eingefahren und dabei vor allem vom milden Winter im ersten Quartal profitiert. "Wir hatten in diesem Jahr keinen Winter im Januar, Februar und März - sondern einen Sommer", sagte Bauer. Deshalb seien die Erlöse zum Vorjahr deutlich nach oben gesprungen. Damit liegt die Branche nach sechs Monaten weit über Plan für das Gesamtjahr 2014. "Wir sind noch vorsichtig mit unserer Umsatzprognose von plus 4,5 Prozent", ergänzte Bauer, räumte aber ein: "Wenn man sich die Halbjahresdaten anschaut, dann könnte am Ende des Jahres eine höhere Zahl herauskommen."

Auf Seite 2: "SCHWAMMIGE SANKTIONEN - DAS IST EIN DESASTER"

"SCHWAMMIGE SANKTIONEN - DAS IST EIN DESASTER"

Für Bauer hat die Skepsis der Baubranche eine klaren Grund: "Die Risiken, die aus der Situation in Russland und der Ukraine für die deutsche Wirtschaft entstehen, sind viel größer als bisher in der Öffentlichkeit wahrgenommen." Für Deutschland und vor allem die Maschinenbauer sei Russland ein ganz wichtiger Markt. Wenn sich der Konflikt verschärfe und sich die Sanktionsspirale immer schneller drehe, treffe das die Firmen. "Sie investieren dann weniger."

Die Bauindustrie selbst ist in Russland nicht sehr stark vertreten - das Geschäftsvolumen lag 2013 nur bei 78 Millionen Euro. "Über die gesamte Bauwirtschaft hinweg gesehen ist das ein Tropfen auf den heißen Stein - aber für einzelne Firmen doch bedeutend", sagte Bauer.

Die Sanktionen des Westens gegen Russland sieht Bauer sehr kritisch, da viele EU-Bestimmungen im Einzelnen nicht eindeutig genug definiert seien. "Da nimmt man viel Kollateralschaden in Kauf", kritisierte der Chef des Tief- und Maschinenbaukonzerns Bauer aus dem bayerischen Schrobenhausen. "Die Sanktionen sind problematisch, wenn sie den Wettbewerb verzerren und die Unternehmen anderer Staaten begünstigen." Andere Länder könnten dann "locker" einspringen. "Das ist das größte Konjunkturprogramm für China", mahnte Bauer. "Wenn man eine Sanktion macht, die die Erdölindustrie treffen soll und die Formulierung dazu ist so schwammig, dass keiner weiß, ob etwa Baumaschinen mit dabei sind - dann ist das ein Desaster."

Auf Seite 3: "BAUFIRMEN VERDIENEN IM BOOM NICHT"

"BAUFIRMEN VERDIENEN IM BOOM NICHT"

Trotz der guten Baukonjunktur bleibe die Gewinnspanne der Firmen vergleichsweise gering. "Die Margen liegen im Schnitt bei zwei, drei oder höchstens vier Prozent", sagte Bauer. "Am Bau verdienen in der Boomphase nicht die Baufirmen, sondern vor allem die Projektentwickler und die Grundstückseigentümer."

Bauer begrüßte zudem die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, etwa Versicherer und Pensionsfonds stärker als Geldgeber für Infrastrukturprojekte zu gewinnen. Die Privatfinanzierung von Vorhaben etwa im Straßenbau oder rund um die Energiewende sei wichtig. "Das sollte man fördern. In Deutschland ist das noch ein zartes Pflänzchen", sagte der HDB-Chef. "Andere Länder sind hier schon viel weiter. Wir sind noch sehr am Anfang und sollten das wachsen lassen."

Reuters