Als die BayWa 1923 in München gegründet wurde, rechnete wohl kaum jemand mit einer so beeindruckenden Erfolgsgeschichte. 90 Jahre später steht der Agrarhändler besser da als jemals zuvor. Auch wenn die bayerischen Wurzeln immer fest verankert bleiben, so ist der Konzern inzwischen zu einem weltweit agierenden Konzern aufgestiegen. Anders als bei anderen Unternehmen geht die aggressive Übernahmestrategie von Vorstandschef Klaus Lutz bisher perfekt auf. Die vollen Akquisitionseffekte werden aber erst 2014 so richtig der Bilanz Beine machen und den Konzern in neue Dimensionen vorstoßen lassen. Zugleich die letzte Chance für Anleger, auf den fahrenden Zug aufzuspringen.

Auf Seite 2: Clevere Zukäufe

Clevere Zukäufe

Rückblick: Das Geschäftsjahr 2013 war für die Münchener ein Meilenstein in der weiteren Expansion und Internationalisierung. Basis des Erfolgs sind die drei Kernsegmente Agrar, Energie und Bau, wobei der Agrar-Bereich mit den Sparten Agrarhandel, Obst und Technik in 2013 rund 67 Prozent zum Konzernumsatz beisteuerte. Einen ersten wichtigen Coup meldete BayWa 2012 mit der Übernahme des neuseeländischen Obsthändlers Turners & Growers. Die Tochtergesellschaft ist eine der führenden Obsthändler in Neuseeland und beliefert Teile Asien sowie den südamerikanischen Markt. Doch damit nicht genug. Denn die wechselseitige Vermarktung von Tafel- und Kernobst zwischen nördlicher und südlicher Hemisphäre versetzt die BayWa in die Lage, die Handelspartner in Deutschland ganzjährig mit erntefrischer Ware zu versorgen. Das Segment Energie steuerte zuletzt 22 Prozent zum Konzernumsatz. BayWa verfolgt auch hier eine konsequente Internationalisierungsstrategie und ist inzwischen in allen bedeutenden europäischen Märkten sowie in den USA vertreten. Rund elf Prozent des Konzernumsatzes entfallen auf das Segment Bau, wo die Münchener im Baustoff-Fachhandel die Nummer zwei in Deutschland sind.

Der Fokus liegt aber klar auf dem Agrarsegment. Mit der Übernahme des holländischen Getreidehändlern Cefetra sowie der niedersächsischen Bohnhorst Agrarhandels-Gruppe im vergangenen Jahr erhöhte der Konzern noch einmal deutlich seine internationale Bedeutung. Anleger finden die BayWa-Aktie zwar nur im Kleinwertesegment SDAX, unter den Agrarhändlern zählt man aber zu den zehn größten Adressen weltweit und ist ein bedeutender global Player im Obsthandel. Die starke Internationalisierung ist aber nicht nur die entscheidende Grundlage für künftiges Wachstum, sondern führt gleichzeitig auch zu einer weiteren Verbesserung des Geschäftsrisikoprofils. Mit der Erschließung der weltweiten Märkte sinkt die Abhängigkeit von einzelnen Ländern und Segmenten.

Auf Seite 3: Beim Megatrend voll dabei

Beim Megatrend voll dabei

In Zahlen liest sich die Bilanz wie folgt: Akquisitionsbedingt kletterte der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um knapp 52 Prozent auf 16 Mrd. Euro. Beim operativen Ergebnis (Ebit) wurde das Vorjahresergebnis mit einem Zuwachs von knapp 19 Prozent auf 221,9 Mio. Euro erneut deutlich übertroffen. Der Konzernjahresüberschuss legte aufgrund eines Steuereffekts zwar nur unterproportional um 2,8 Prozent auf 121,3 Mio. zu. Dennoch steht die 2013er-Bilanz für das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Anleger werden an der guten Geschäftsentwicklung beteiligt und erhalten eine von 0,65 auf 0,75 Euro erhöhte Dividende, was zu einer Rendite von knapp zwei Prozent führt. Seit 2004 hat das Management die Ausschüttung fast verdreifacht.

Die langfristigen Wachstumstreiber im Agrarsegment sprechen für weiter florierende Geschäfte. Einem steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln aufgrund der stetig wachsenden Weltbevölkerung steht eine rückläufige Anbaufläche pro Kopf gegenüber. Kontinuierliche Produktivitätssteigerungen und der steigende Technisierungsgrad in der Agrarerzeugung spielen dem Technikgeschäft von BayWa in die Karten. Langfristig führt zudem die relativ knappe Versorgungssituation zu tendenziell steigenden Preisen bei Agrarerzeugnissen und Obst.

Auf Seite 4: Glänzender Auftakt erwartet

Glänzender Auftakt erwartet

Auf Basis dieser Perspektiven überrascht es nicht, dass der internationale Expansionskurs weiter anhalten dürfte und weitere Zukäufe sehr wahrscheinlich sind. Derzeit laufen bereits Verhandlungen mit dem neuseeländischen Apfelhändler Appolo. Konkrete Zahlen für 2014 sind im Geschäftsbericht zwar nicht zu finden. Das mittelfristige Ebit-Ziel von 250 Mio. Euro könnte nach Meinung der NordLB aber schon dieses Jahr erreicht werden. Aufgrund des milden Winters ist mit globalen Rekordernten zu rechnen, die das Landtechnik-Geschäft beflügeln dürften. Auch das Baugeschäft sollte von der warmen Witterung profitieren. Abgerundet wird das Bild von einer gut gefüllten Projektpipeline in den Bereichen Wind- und Solarparks.

Nach Einschätzung der Analysten vom Bankhaus Lampe wird der volle Ergebniseffekt aus den großen Agrarhandelsakquisitionen erstmals im laufenden Jahr realisiert werden. Für das wichtige Agrar-Segment rechnen die Strategen mit einem operativen Rekord-Ebit von 146 Mio. Euro nach 123 Mio. Euro in 2013. Umfangreiche Maßnahmen zur Restrukturierung und Profitabilitätssteigerung sowie der Verkauf von Verluststandorten lassen im Baustoffhandel einen Anstieg beim Ebit von 27 auf 37 Mio. Euro realistisch erscheinen. Im Energiehandel ist aufgrund der geringeren Nachfrage nach Heizöl erneut mit 45 Mio. Euro zu rechnen. In der Summe sollten nach Konsolidierungseffekten rund 212 Mio. Euro operatives Ebit hängen bleiben.

Auf Seite 5: KGV lockt zum Einstieg

KGV lockt zum Einstieg

Die Aktie steht aktuell mit 40 Euro auf dem höchsten Stand seit Mitte 2008. Nach den jüngsten Zugewinnen kletterte die Marktkapitalisierung auf 1,35 Mrd. Euro. Sicherheit bietet die Substanz des Konzerns. So schätzt das Bankhaus Lampe das Immobilienvermögen auf über 800 Mio. Euro. Börse Online rechnet nach einem Ergebnis je Aktie von 2,85 Euro in 2013 mit 3,12 Euro im laufenden Jahr und 3,50 Euro in 2015. Dies führt zu einem 2015er-KGV von 11,6. Die Bewertung auf Basis des 2014er-KGV liegt aktuell am unteren Ende der historischen Bewertungsspanne von zehn bis 25. Der erwartete gute Jahresstart, die fortschreitende Integration der übernommenen Unternehmen und mögliche weitere Zukäufe sollten die Aktie in den kommenden Monaten antreiben. Die LBBW taxiert das Kursziel aus 45,50 Euro, die Experten der NordLB siedeln den fairen Wert bei 47 Euro an, dass Bankhaus Lampe sieht die Aktie bei 49 Euro. Börse Online bleibt zunächst etwas konservativer und gibt ein Kursziel von 46 Euro aus. Abgesichert mit einem Stoppkurs knapp unter der wichtigen Unterstützung bei 35 Euro ist die BayWa-Aktie eine chancenreiche Perle im Kleinwertesegment für die kommenden Jahre.