Bayer-Chef Marijn Dekkers verabschiedet sich mit einem Rekordergebnis vom Pharma- und Chemiekonzern. Dank eines starken Arzneimittelgeschäftes verdienten die Leverkusener im Jahr des Konzernumbaus operativ so viel wie nie zuvor. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt", sagte Dekkers, der Ende April frühzeitig seinen Posten abgibt, am Donnerstag. Der Betriebsgewinn (Ebitda) vor Sondereinflüssen erhöhte sich 2015 um gut 18 Prozent auf 10,26 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr stellte der Konzernchef weitere Zuwächse in Aussicht. Den Anlegern reichte das aber nicht: Bayer-Aktien waren mit einem Minus von mehr als zwei Prozent größter Dax-Verlierer. Analysten hatten Bayer vor allem im Schlussquartal mehr zugetraut. Zudem schwächelt das Agrarchemiegeschäft.

Inklusive der Kunststofftochter Covestro, die Bayer im Herbst an die Börse gebracht hatte und an der der Konzern noch rund 69 Prozent hält, soll der Umsatz 2016 auf über 47 Milliarden Euro steigen, der bereinigte operative Gewinn soll im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Bayer will sich künftig auf die drei Sparten Pharma, das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten und die Agrarchemie konzentrieren. "Strategisch haben wir alle notwendigen Schritte unternommen, um Bayer zu einem reinen Life-Science-Unternehmen zu machen", sagte Dekkers.

Die Nachfolge des 58-jährigen Niederländers tritt im Mai Bayer-Strategiechef Werner Baumann an. Dekkers, der mehr als fünf Jahre an der Spitze von Bayer stand, soll neuer Aufsichtsratschef beim britisch-niederländischen Konsumgüterriesen Unilever werden. "Ich glaube, dass der Ausblick konservativ ausfällt vor dem Hintergrund des Vorstandswechsels. Man will dem Neuen wohl nicht zu hohe Ziele aufbürden, aber damit liegt der Ausblick unter unseren Erwartungen", sagte Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff.

SCHWÄCHEN IM AGRARCHEMIEGESCHÄFT



Dekkers gab zu Bedenken, dass 2015 ein sehr starkes Jahr für Bayer gewesen sei, in dem auch Zukäufe ein "Extraeinkommen" beigesteuert hätten. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um rund zwölf Prozent auf ein Rekordniveau von 46,3 Milliarden Euro. Das Unternehmen profitierte auch von Wechselkurseffekten, vor allem von der Dollar-Stärke, die mit etwa 680 Millionen Euro zum Ergebnis beitrugen. Der Überschuss kletterte um ein Fünftel auf 4,1 Milliarden Euro. Zugpferd bei Bayer ist die Pharmasparte, für Schwung sorgen vor allem fünf neuere Arzneien: das Schlaganfallmittel Xarelto, das Augenpräparat Eylea, die Krebsmedikamente Stivarga und Xofigo sowie die Lungenhochdruckarznei Adempas. Im vergangenen Jahr steuerten diese Mittel einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro bei, ein Zuwachs von gut 45 Prozent.

Im Agrarchemiegeschäft CropScience mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut legte das Ergebnis nur dank Währungseffekten um 2,4 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu, im Schlussquartal fiel es sogar um mehr als neun Prozent. Bayer hat wie die Konkurrenz mit dem schwachen Marktumfeld zu kämpfen. Dabei setzten dem Konzern vor allem der Kursverfall der Währung Real im wichtigen brasilianischen Markt sowie ein schwächeres Geschäft mit Schädlingsbekämpfungsmitteln zu. Die Branche ist angesichts der Schwierigkeiten in Bewegung: Erst kürzlich hatte ChemChina die Übernahme des Schweizer Pflanzenschutzspezialisten Syngenta angekündigt. In den USA schmieden die beiden Chemieriesen Dow Chemical und DuPont einen neuen Branchengiganten und wollen danach unter anderem das Agrarchemiegeschäft als eigenständige Einheit abspalten.

Bayer will sich hier nicht in die Karten schauen lassen. "Zu Akquisitionen in unserer Industrie will ich nichts mehr sagen", sagte Dekkers. Die Agrarchemie sei für den Konzern ein "hoch attraktives Geschäft". Noch im Herbst hatte er gesagt, dass das Unternehmen vor allem den Saatgutbereich weiter ausbauen wolle. Spekulationen über einen Verkauf der Sparte erteilte der künftige Bayer-Chef Baumann eine Absage: "Es stellt sich eigentlich nicht die Frage, eines unserer Geschäfte zu verkaufen, sondern zu überlegen, wie wir diese bestmöglich weiterentwickeln können."

Reuters