Die Nachricht ist eine echte Überraschung. Gerade noch hatte Jenoptik mit guten Zahlen (Rekordumsatz von über 600 Mio. Euro, Erhöhung der Dividende auf 20 Cent pro Aktie, Reduzierung der Verschuldung) geglänzt, da teilt das Unternehmen fünf Wochen nach der Biilanzpressekonferenz mit, dass Finanzvorstand Rüdiger Günther seinen im März 2015 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Ein Nachfolger wurde nicht präsentiert, so dass man wohl davon ausgehen darf, dass der Aufsichtsrat von Günthers Entscheidung überrascht wurde.

Woran es letztlich liegt, dass Günther, der das Unternehmen seit seinem Amtsantritt im April 2012 auf strikten Kapitalmarkt- und Wachstumskurs gebracht hat (der Aktienkurs verdoppelte sich), nicht mehr weitermachen will, wollten weder das Unternehmen noch Günther selbst sagen.

Allerdings ging es in den vergangenen Wochen recht turbulent zu. Erst berichtete das Manager Magazin im Umfeld der Bilanzpressekonferenz über Verstöße des Jenoptik-Chefs Michael Mertin gegen die Regeln guter Unternehmensführung. Dann wurde bekannt, dass der Grossaktionär, die österreichische Familie Humer, offensichtlich den Exit vorbereitet und dafür Gespräche mit dem Land Thüringen (bislang elf Prozent) führte. Anfang April stieg dann noch die zum DAX-Schwergewicht Munich Re gehörende Versicherungsgruppe ERGO (gut acht Prozent) aus.

All das wird nicht mit dem zusammengepasst haben, was man Günther in Sachen Langfrist-Entwicklung zu seinem Amtsantritt versprochen hatte. Dem Manager, dem schon bei seinen Vorstandsjobs bei Metro, Claas, Infineon und Arcandor attestiert wurde, dass er sich nicht verbiegen lässt, dürfte das ausgereicht haben, das Handtuch zu werfen. Auf Wachstum für das Unternehmen zu verzichten, um anderen zu helfen, ihren Exit zu optimieren, ist seine Sache sicher nicht.

Einschätzung der Redaktion

Insofern dürfte die ERGO mit ihrem Ausstieg eine gute Nase gehabt haben. Anlageurteil: Verkaufen