Im laufenden Hausse-Zyklus, der im März 2009 seinen Anfang genommen hat, ist der deutsche Aktienmarkt den anderen europäischen Börsen lange Zeit vorweggeeilt. Deutschland galt plötzlich nicht nur als sicherer Hafen, sondern auch als Konjunktur-Lokomotive für den gesamten Euroraum. Als eine Konsequenz daraus, hängte der DAX Performanceindex den Euro STOXX 50 sowohl als Performance- als auch natürlich als Kursindex ab.



Auch heute noch ist der erarbeitete Vorsprung in Sachen Kursentwicklung beträchtlich. Doch in der jüngeren Vergangenheit hat sich langsam aber sicher ein Favoritenwechsel eingestellt. Wird als Startzeitpunkt für einen Vergleich Anfang 2013 herangezogen, dann ist fast ein Gleichlauf festzustellen. Seit Anfang 2014 haben sowohl Euro STOXX 50 Performanceindex aber auch der gleichnamige Kursindex den deutschen Leitindex ein wenig abgehängt.



Die große Preisfrage ist dabei natürlich nun, wie es in diesem Wettstreit weitergehen wird. Die Société Générale hat dazu eine dezidierte Meinung, geht man bei dem französischen Kreditinstitut doch fest davon aus, dass der Euro STOXX 50 den DAX auch weiterhin hinter sich lassen wird. Auch den südeuropäischen Börsen in Frankreich und in Italien wird ein besseres Abschneiden als dem DAX zugetraut.

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Sehr bullische Prognose für den Euro STOXX 50

Es mag in diesem Zusammenhang zumindest ein kleiner Trost sein, dass die Analysten um Cross Asset Stratege Ahmed Behdenna dem Dax immerhin auch etwas Aufwärtspotenzial bescheinigen. Konkret liegen die Prognosen für den deutschen Leitindex derzeit für das erste Quartal 2015 bei 9.500 Punkten, für das zweite Quartal 2015 und für Ende 2015 bei 9.700 Punkten und für 2016 bei 10.000 Punkten. Bei Zielerreichung würde das bis zum Ende des übernächsten Jahres einen Zuwachs von rund zehn Prozent gegenüber dem aktuellen Stand bedeuten.

Halbwegs passabel, aber eben möglicherweise nicht gut genug, um mit dem Euro STOXX 50 Index mitzuhalten. Zunächst sollen die Kurse nach Einschätzung der Société Générale zwar nur langsam nach oben laufen, wird der Index im ersten und zweiten Quartal doch nur bei 3.200 und 3.400 Punkten gesehen. Die Prognose für Ende 2015 lautet dafür aber bei deutlich aggressiveren 4000 Punkten und für Ende 2016 sollen dann 4.500 Zähler erreicht werden. Geht die Rechnung auf, wäre am Ende der genannten Zeitspanne ein Wertzuwachs von fast 49 Prozent eingefahren.

Als langfristige Investmentidee rät die Société Générale auf Basis dieser Annahmen den Kunden dazu, den Euro STOXX 50 long gegenüber dem DAX zu gehen. Zur Begründung wird dabei folgendes angeführt: Zunächst wird in einer Studie erst einmal allgemein darauf hingewiesen, dass die europäischen Börsen allgemein einen Schub durch die erwarteten Asset-Käufe durch die Europäische Zentralbank erhalten dürften. Unter anderem dürften auch die europäischen Unternehmen von der Liquiditätsspritze, dem Niedrigzinsumfeld und dem schwächeren Euro profitieren.

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Deutschland schwächt sich womöglich selbst

Falls sich die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum nicht weiter eintrüben und die Bilanzen auch dank der Geldpolitik gestärkt werden, dann haben die Aktien der Euro-Zone das Zeug zu einem besseren Abschneiden im Vergleich mit den Weltbörsen, so die Lesart der Société Générale. Unter Branchenaspekten wird außerdem den Bankaktien ein besonders gutes Abschneiden zugetraut.

Für den noch immer nicht allzu weit von seinen Rekorden notierenden DAX wird die Ausgangslage allerdings etwas differenzierter eingeschätzt. Zu tun hat das mit einigem Gegenwind, dem der deutsche Leitindex auch weiterhin ausgesetzt sein dürfte. Entscheidend gedreht habe der Wind dabei mit Amtsantritt der großen Koalition im September 2013. Denn danach seien Reformen beschlossen worden, welche die deutsche Wettbewerbsfähigkeit belasten.

SocGen: Der DAX wird schlechter laufen als der Euro STOXX 50



Ausdrücklich hingewiesen wird dabei auf das Mindestlohngesetz, laut dem in Deutschland ab dem 1. Januar 2015 ein flächendeckender allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn für Arbeitnehmer von 8,50 Euro in der Stunde gelten soll. Kritisch herausgestrichen wird zudem der nächste unternommene Schritt in der Energiewende, bei der zugunsten der Erneuerbaren Energien weiter von der Kernkraft abgerückt werden soll. Auch weil das von den Unternehmen finanziert werden soll, dürfte diese laut Société Générale zu einer Verschlechterung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

Die steigenden Löhne belasten die deutsche Wettbewerbsfähigkeit



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Anleger sollten Reformländer bevorzugen

Erinnert wird auch daran, dass viele Anleger noch immer stark in deutschen Aktien übergewichtet seien. Hier wirke noch der Ruf als sicherer Hafen während der EU-Krise nach. Dieser Effekt drohe künftig weiter nachzulassen und nur bei einem Wiederaufflammen der EU-Krise könnte dieser Status als verlässlicher Zufluchtsort wieder zu einer wichtigen Kursstütze werden. Ebenfalls zu berücksichtigen sei eine nachlassende Nachfragedynamik nach Luxus- und Kapitalgütern in den Schwellenländern und somit nach Produkten, bei denen deutsche Unternehmen traditionell stark vertreten sind.

Wegen all dieser Nachteile bevorzugen es die Analysten der Société Générale, anstatt in den DAX in andere europäische Aktienindizes zu investieren. Das gelte insbesondere für jene Länder, in denen auf Ebene der Reformen eine größere positive Dynamik in den kommenden beiden Jahren zu beobachten seien. Auch deshalb werden Frankreich und Italien vorgezogen, weil dort Strukturreformen durchgeführt würden, auch wenn das Umsetzungstempo bei den Reformen manchmal etwas zu wünschen übrig lasse. Doch wer als Investor Geduld mitbringe, der dürfte dafür mittel- bis längerfristig belohnt werden, so die Annahme.

Der Lohndruck in Frankreich lässt nach



Die jüngste Entwicklung bei den Lohnkosten scheinen den Experten bei der französischen Bank Recht zu geben. Denn während diese in Deutschland neuerdings wieder deutlicher anziehen, lässt etwa in Frankreich der Lohndruck spürbar nach. Man darf in der Tat gespannt sein, wie sich alles das auf die jeweiligen Aktienindizes auswirken wird. Zieht man die relative Stärke zu Rate, dann sprechen die jüngsten Überholansätze des Euro STOXX 50 Index im Wettrennen mit dem Dax dafür, dass die Prognose durchaus aufgehen könnte.