Börsenlegende Gottfried Heller glaubt nicht an eine kriegerische Eskalation der Ukraine-Krise. "Wir sehen ja schon jetzt, dass sich die ursprüngliche Panik an den Börsen wegen der Kriegsgefahr wieder gelegt hat", sagte er in einem Interview mit BÖRSE ONLINE. Im Grunde hätten weder die Russen noch die Amerikaner und schon gar nicht die Europäer Interesse an einer kriegerischen Eskalation des Konflikts. "Auch wenn Russlands Präsident Vladimir Putin jetzt noch poltert und pokert - er kann es sich gar nicht leisten, zu sehr auf den Putz zu hauen, denn dann würde er Investoren verschrecken, auf die das Land dringend angewiesen ist." Und für den Westen bestehe immer noch die Möglichkeit, bei Rohstoffen wie Rohöl auf alternative Lieferquellen auszuweichen.

Das Fazit von Heller: Die Situation in der Ukraine werde in den nächsten Monaten weiterschwelen und zu Schwankungen an den Börsen führen, aus denen sich dann auch wieder interessante Kaufgelegenheiten ergäben.

Vor allem glaubt der Börsenprofi nicht daran, dass der Konflikt die Erholung der Weltkonjunktur nachhaltig beeinträchtigen werde. "Die US-Wirtschaft wird sich vor allem im zweiten Quartal wieder etwas beschleunigen. China macht inzwischen wieder Anstrengungen, aufs Gas zu treten. Und auch die europäische Konjunktur kommt in Schwung, vor allem beflügelt von der Erholung der Südländer. Insgesamt werden die Börsen bei zunehmenden Schwankungen freundlich bleiben."

Mittelfristig rückten jetzt auch wieder die Emerging Markets in den Vordergrund. "Vielleicht nicht gerade Russland oder die Türkei", schränkt Heller ein. "Ich erwarte aber, dass vor allem asiatische und lateinamerikanische Schwellenländer wie Korea oder Brasilien wieder attraktiver werden. Vor allem Anleihen aus diesen Länder werden Aufwind bekommen. Man sollte aber keine einzelnen Bonds kaufen, sondern diese Märkte über Fonds oder ETF abdecken."

Von Investments in Gold hält Heller dagegen nicht viel. "Gold profitiert immer nur von Katastrophen und Inflation. Mit einem deutlichen Anstieg der Inflation rechne ich nicht. Bei den Rohstoffen sehe ich keine größeren Preissprünge nach oben, mit Ausnahme vielleicht von Öl. Wenn die Krisensituation sich beruhigt, entfallen wichtige Faktoren, die den Goldpreis treiben. Deshalb ist Gold derzeit keine gute Alternative."