Vor allem Großbanken hätten exklusive Handelszirkel, so genannte Dark Pools, eingerichtet, um Transaktionen abzuwickeln. Dies gehe jedoch zu Lasten der etablierten Börsenplätze. Die Finanzmärkte würden "immer undemokratischer", der Kapitalismus "immer exklusiver", mahnte der unter anderem für die Bereiche Informationstechnologie und Märkte zuständige Bundesbank-Vorstand vor rund 600 Gästen aus der Finanzbranche.

Zugleich deutete Nagel leise Zweifel an der jüngsten EZB-Entscheidung an. Man müsse abwarten, wie die beschlossenen Maßnahmen auf die Realwirtschaft durchschlügen. Zwar würden die ab 2009 eingeleiteten massiven Wertpapierkäufe der US-Notenbank Federal Reserve vielfach als Erfolg gesehen. Doch finanzierten sich US-Unternehmen viel stärker über die Kapitalmärkte. In Europa stünden hingegen die Banken im Zentrum der Kreditvergabe. Viele Kreditinstitute hätten ihre Aktivitäten jedoch "deutlich eingeschränkt, nicht zuletzt wegen verschärfter regulatorischer Vorgaben", sagte Nagel.

Die Europäische Zentralbank hatte vor Wochenfrist den Weg für milliardenschwere Anleihekäufe frei gemacht. Mit der Entscheidung wollen die Währungshüter die Kreditvergabe der Banken in der Eurozone ankurbeln und eine mögliche Deflation im Keim ersticken. Insgesamt wollen die Währungshüter ab März Anleihen der Mitgliedsländer sowie weiterer Emittenten im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro kaufen.

Nagel sagte, gemäß ihres Anteils entfielen 25 Prozent der geplanten Intervention auf die Bundesbank. Dies sei eine "Umverteilung der Risiken, die am Ende auch den deutschen Steuerzahler betreffen könnte".

Das geplante Anleihe-Kaufprogramm der EZB hatte die jüngste Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar beschleunigt. Auf absehbare Zeit rechnet die Bundesbank hier offenbar nicht mit einer Trendwende. Die US-Notenbank bereite die Märkte auf eine schrittweise Rückführung ihrer expansiven Politik vor, sagte der Bundesbank-Vorstand. Dagegen habe sich der EZB-Rat gerade auf eine gegenläufige geldpolitische Strategie festgelegt. Auch Japan werde auf absehbare Zeit an einer expansiven Geldpolitik festhalten. Dies löse Kapitalbewegungen aus. "Jahrelang ist Liquidität aus den USA in die Welt hinaus geflossen, nun strömt das Geld in die USA zurück", sagte Nagel.