Schneller Zugriff, kostensparende Umsetzung - was etwa beim Onlineshopping schon Alltag ist, befindet sich auch in der Gesundheitsversorgung auf dem Vormarsch. Privatpersonen können zum Beispiel über Smartphone-Apps präzise alle Arztbesuche mit ihren Ergebnissen und Abrechnungen festhalten. Große Big-Data-Lösungen sind dagegen für die Behandlung von Patienten über einen digitalen Datenaustausch zwischen Krankenhäusern, Patienten und Forschungsinstituten sehr hilfreich.

In Zeiten, in denen im Zuge der fortschreitenden Alterung immer mehr Menschen medizinisch versorgt werden müssen, eröffnet sich ein enormer Markt. Der IT-Branchendienst Gartner schätzt das weltweite Volumen für Gesundheits-IT auf 45 Milliarden US-Dollar.

Der digitale Patient



Mit seinen Cloud-basierten Softwarelösungen mischt hier Cerner ganz vorn mit. Die Programme des US-Unternehmens mit Sitz in Kansas City richten sich an Arztpraxen, Gesundheitszentren, Rehakliniken und Krankenhäuser, aber eben auch an Endverbraucher, die ihre Gesundheitsdaten kontrollieren wollen. Damit lässt sich eine Vielzahl an Patientendaten sammeln und analysieren - mit vielfältigem Nutzen. So bilden die verfügbaren Daten die Basis für Vorsorgemaßnahmen gegen akute und chronische Erkrankungen. Zugleich helfen sie Krankenkassen, ergebnisorientierte Rückvergütungsmodelle zu planen und umzusetzen. Gesundheitsexperten kritisieren, dass die Kostenerstattung in vielen Bereichen ineffizient ist, weil sie allein auf Leistung basiert - unabhängig davon, wie erfolgreich die Behandlung war.

Eine Erfolgsstory war zuletzt auch die Cerner-Aktie. Nach einem rund zweijährigen Durchhänger ist sie wieder ans Laufen gekommen und hat seit Jahresanfang um 30 Prozent zugelegt. Neue Kurstreiber liefern die jüngsten Quartalszahlen, die Cerner am 27. April präsentierte. Die Firma toppte bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen. Bei einem Umsatzplus von elf Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar verdiente Cerner unterm Strich 173,2  Millionen US-Dollar und damit 15,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Chancen für einen weiteren Höhenflug stehen gut. Die Auftragslage zog weiter an, zudem verflüchtigte sich die Sorge von Investoren, der Sparzwang der staatlichen Gesundheitsversorgung in den USA werde das Unternehmen in Zukunft belasten. Ein Risiko, das angesichts der starken Ausrichtung auf den Heimatmarkt durchaus bestehe, so Kai Brüning, Portfoliomanager bei Apo Asset Management: "IT-Leistungen zählen zu den wenigen zyklischen Geschäftsfeldern im Gesundheitsbereich, weil sie von der Budgetpolitik der Endkunden abhängig sind. Dank seiner breiten Aufstellung kann Cerner diese Schwankungen aber vergleichsweise gut abfedern."







Hoher Cashflow, starke Margen



Hinzu kommt: 70 Prozent der Erlöse erzielt Cerner mit margenstarken Serviceleistungen, knapp 28 Prozent mit dem Verkauf von IT-Systemen an Endkunden. Erst einmal implementiert, lässt sich die komplexe IT-Architektur nur mit hohem Aufwand austauschen. Diese Kundenbindung garantiert dauerhaft wiederkehrende Einnahmen, die zuletzt 86 Prozent des Gesamtumsatzes stellten - und dauerhafte Mittelzuflüsse: Allein 2016 legte der Free Cashflow 2016 um 25 Prozent auf 402  Millionen US-Dollar zu.

Doch für Aktionäre springt keine Dividende heraus, da Cerner die Barmittel direkt in Produkte und Vertrieb investiert. Auch gezielte Zukäufe wie im Februar 2015, als sich Cerner die Servicesparte von Siemens für 1,3 Milliarden US-Dollar schnappte, stehen auf der Agenda. Was künftiges Wachstum angeht, sehen Experten wie Fondsmanager Brüning das Unternehmen breit aufgestellt und selbst als Objekt der Begierde: "Technologiekonzerne, die in den lukrativen Gesundheitsmarkt drängen, kommen als Interessenten für das Produktangebot von Cerner infrage."

Günstig bewertet ist die Aktie allerdings nicht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis des Gewinns des nächsten Jahres liegt bei 20. Das durchschnittliche Gewinnwachstum, das Konsensschätzungen bis 2019 erwarten, liegt bei elf Prozent. Darin noch nicht berücksichtigt sind jedoch neue Großaufträge. Das gilt sowohl für den US-Markt, sobald Klarheit über die künftige Gesundheitspolitik von Donald Trump herrscht, als auch für eine mögliche Expansion in neue, schnell wachsende Märkte wie China.