In Europa haben etliche US-Technologieunternehmen derzeit keinen leichten Stand. Unter anderem wird in Brüssel die Marktmacht von Großkonzernen wie Google oder Amazon kritisch gesehen. Der Vorwurf lautet, die US-Gesellschaften könnten ihre überragende Stellung dazu missbrauchen, kleinere Gesellschaften an die Wand zu drängen. Dazu werden inzwischen sogar schon Untersuchungen angestrengt.

Doch Gegenwind wie dieser hat viele US-Tech-Firmen in den vergangenen Jahren nicht von einer überzeugenden Aktienkursentwicklung abgehalten. Deutlich wird das auch anhand des Nasdaq Composite Index. Dieser Index, der noch immer entscheidend von Technologiewerten mitgeprägt wird, hat es kürzlich erstmals seit März 2002 geschafft, knapp auf ein neues Rekordniveau vorzurücken.

Noch besser als Beleg für die gute Verfassung der US-Techaktien dient der MSCI USA Information Technology Index. Dieser Index ist schon länger wieder auf Rekordkurs und bewegt sich in einem intakten mehrjährigen charttechnischen Aufwärtstrend. Trotz der in den vergangenen Jahren bereits deutlich gestiegenen Notierungen halten etwa die Analysten vom Investment-Manager LGT Capital Partners die Bewertungen in dem Segment noch nicht für überzogen. Insbesondere dann nicht, solange sich an dem vorherrschenden Niedrigzinsumfeld nichts ändert. Denn dieses trägt dazu bei, dass sich die Differenz zwischen Dividendenrendite des MSCI USA Information Technology zum sogenannten risikolosen Zinssatz (globale zehnjährige Staatsanleiherendite) auf historischen Höchstständen bewegt. Auch angesichts ihrer Ertragskraft können die US-Technologieunternehmen im aktuellen Tiefzinsumfeld immer noch als attraktiv betrachtet werden.

Als Vorzeige-Aktie aus dem US-Technologiesektor wird gerne Apple herangezogen. Doch es gibt auch andere Tech-Vertreter aus dem Nasdaq 100 Index, die mit einer sehr überzeugenden langfristigen Kursentwicklung aufwarten können und die derzeit munter neue Rekorde markieren. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir fünf Titel vor, die mit einem zum Kaufen ratenden Chartbild ausgestattet sind.

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US-Tech-Aktie auf Rekordkurs, Nummer eins: Expedia Inc. (WKN: A1JRLJ, 100,90 Dollar, 90,27 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 04. Mai)



Während einige soziale Medien-Aktien oder Biotech-Aktien zuletzt spürbar unter Druck geraten sind, ist der Aktienkurs von Expedia erst am vergangenen Freitag auf neue Rekorde vorgerückt. Dabei hat das US-Onlinereisebüro, das unter anderem über 435.000 Übernachtungsmöglichkeiten anbietet und zu dem Marken wie Hotels.com, Hotwire, eLong Inc und Trivago gehören, Ende April Geschäftszahlen vorgelegt, die nicht überall Begeisterungsstürme auslösten.

So stuften die Analysten bei der Investmentbank Jefferies die Zahlen für das erste Quartal nur als "gemischt" ein. Der Umsatz habe mit plus 14 Prozent auf 1,37 Milliarden Dollar die Markterwartungen von durchschnittlich 1,35 Milliarden Dollar zwar knapp geschlagen, aber dafür sei der angepasste Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen, und Amortisationen mit 102 Millionen Dollar hinter den Markterwartungen von 107 Millionen Dollar zurückgeblieben.

Positiv aufgenommen wurde aber die Nachricht von um 19 Prozent gestiegenen Buchungsumsätzen. Wäre der feste Dollar nicht gewesen, hätte dieses Plus sogar 25 Prozent betragen. Das wurde als Hinweis dafür gewertet, dass die hinter Priceline Group gemessen am Umsatz als Nummer zwei in der Branche eingestufte Gesellschaft Marktanteile hinzugewinnen konnte.

Beim Versuch zur Nummer eins aufzuschließen, hatte Expedia bereits im Februar mit der Meldung aufhorchen lassen, wonach man für 1,34 Milliarden Dollar den Konkurrenten Orbitz Worldwide übernehmen wird. Allerdings steht das Vorhaben noch unter dem Vorbehalt von wettbewerbsrechtlicher Genehmigung und im Falle eines Scheiterns der Offerte drohen Expedia Ausgleichszahlungen von bis zu 115 Millionen Dollar, was ein Risiko darstellt. Experten gehen derzeit aber von einer Genehmigung aus.

Auf Basis des für 2016 von Analysten erwarteten Gewinns je Aktie von 4,92 Dollar ergibt sich ein KGV von 20,5. Das klingt relativ anspruchsvoll, wird aber durch eine von Analysten für die kommenden fünf Jahre erwartete Gewinnwachstumsrate von 17,6 Prozent wieder etwas relativiert. Der Chart lädt mit frischen Rekorden und einem seit März 2009 sehr beeindruckenden Aufwärtstrend aber unverändert zum Kaufen ein.

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US-Tech-Aktie auf Rekordkurs, Nummer zwei: Fiserv Inc. (WKN: 881793, 78,62 Dollar, 70,74 Euro)



Nicht absolut taufrisch ist das Rekordhoch bei Fiserv. Das Datum, an dem der bisherige Höchstpunkt bei 80,30 Dollar aufgestellt wurde, liegt mit dem 08.April aber auch noch nicht allzu lange zurück. Womöglich haben sich die Anleger bei diesem US-Anbieter von Technologielösungen für die Finanzindustrie in den vergangenen Wochen deshalb etwas zurückgehalten, weil sie erst sehen wollen, wie am 05. Mai bei deren Bekanntgabe die neuesten Geschäftszahlen ausfallen.

Zufrieden wären die Anleger dann, wenn beim Umsatz mindestens ein Plus von fünf Prozent auf 1,29 Milliarden Dollar herausspringen würde, denn dieser Wert entspricht den durchschnittlichen Analystenprognosen. Beim Gewinn je Aktie wird ebenfalls mit einem Anstieg gerechnet und zwar von 0,82 auf 0,86 Dollar. Zuletzt war es der Gesellschaft gelungen, drei Mal in Folge das Quartalsergebnis zu verbessern und die Chancen auf eine Fortsetzung dieser Serie sind durchaus gut.

Die von der Kreditkrise gebeutelte Finanzbranche leidet zwar derzeit etwas unter dem Niedrigzinsumfeld, aber die immer weiter fortschreitende Digitalisierung des Geschäftes bedeutet auch, dass sich die Sektorvertreter den von Fiserv angebotenen Dienstleistungen nicht verschließen können, falls sie den technologischen Anschluss nicht verpassen wollen. So hat der Nasdaq 100-Vertreter beispielsweise auch beim wichtigen Thema bargeldloser Zahlungsverkehr einiges zu bieten.

Wie stabil die Gesellschaft traditionell unterwegs ist, zeigt ein seit Jahrzehnten anhaltender Wachstumstrend. Das sollte sich auch künftig fortsetzen, zumindest dann, wenn die Analysten Recht behalten. Denn diese trauen Fiserv im Schnitt in den nächsten fünf Jahren ein Ergebnisplus je Aktie von elf Prozent zu.

Ebenfalls als sehr stabil erweist sich der charttechnische Aufwärtstrend. Wie lange der Weg nach oben bereits ist, den dieser Titel hinter sich gebracht hat, zeigt sich auch daran, dass der Kurs im Tief 1990 nur bei 0,88 Dollar gehandelt wurde. Solange der Gesamtmarkt nicht verrücktspielt, spricht wenig für ein abruptes nachhaltiges Ende des Kursaufschwungs. Bewertungstechnisch ist die Aktie bei einem für 2016 erwarteten Gewinn je Aktie von 4,26 Dollar und einem sich daraus errechnenden KGV von 18,5 aber kein ausgewiesenes Schnäppchen mehr.

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US-Tech-Aktie auf Rekordkurs, Nummer drei: Akamai Technologies Inc. (WKN: 928906, 75,10 Dollar, 66,85 Euro)



Einen kleinen Dämpfer musste jüngst Akamai Technologies hinnehmen. Dieser ist darauf zurückzuführen, dass bei der Ergebnisvorlage Ende April von Gegenwind durch den festen Dollar die Rede war. Außerdem wurden die Anleger zu diesem Termin daran erinnert, dass bei dem Anbieter von Cloud-Diensten für die Lieferung, Optimierung und Sicherung von Online-Inhalten und Geschäftsanwendungen die kurzfristigen Gewinnperspektiven etwas durch geplante Investitionen beeinträchtigt werden.

Die von dem Internet-Infrastruktur- und Cloud Security Spezialisten, der damit wirbt, das Internet schnell, zuverlässig und sicher zu machen, für das erste Quartal 2015 vorgelegten Zahlen sind an sich aber ganz solide ausgefallen. Die Markterwartungen wurden mit einem Umsatzanstieg von 16 Prozent auf 526,5 Millionen Dollar jedenfalls ebenso erfüllt wie mit einem Gewinnplus von sieben Prozent auf 77,7 Millionen Dollar.

Etwas enttäuscht waren die Analysten dagegen mit den Vorgaben für das zweite Quartal. Denn mit einem erwarteten Umsatz zwischen 532 und 547 Millionen Dollar und einem Nettogewinn von 55 bis 59 Cent je Aktie mussten die bisherigen Nettogewinnprogosen von 63 Cent je Aktie nach unten korrigiert werden.

Die Analysten der Deutschen Bank erhöhten dennoch ihre Einstufung für den Titel von halten auf kaufen. Das Kursziel wird dabei mit 79 Dollar angegeben. Die Bewertung ist mit einem KGV von 24,6 auf Basis des für 2016 erwarteten Gewinns je Aktie von 3,05 Dollar relativ hoch. Immerhin rechnen Analysten für die nächsten fünf Jahre aber auch mit einem Gewinnplus je Aktie von 15,2 Prozent.

Trotz der zunächst negativen Kursreaktion auf den Quartalsbericht hat der Titel weiter Tuchfühlung zu dem erst am 27. April bei 77,04 Dollar aufgestellten Schlussrekordhoch. Ein stabiler Aufwärtstrend spricht dafür, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange war, zumindest dann, wenn der Gesamtmarkt einigermaßen mitspielt.

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US-Tech-Aktie auf Rekordkurs, Nummer vier: Intuit Inc. (WKN: 886053, 101,29 Dollar, 91,18 Euro)



Als ein charttechnischer Dauerläufer darf getrost Intuit eingestuft werden. Die Aktie des Standardsoftware-Herstellers, die 1993 im Tief noch bei 2,02 Dollar gehandelt wurde, hat jüngst die dreistellige Kursmarke geknackt und mit dem damit verbundenen Vorstoß auf ein neues Hoch nicht nur den langfristigen Aufwärtstrend bestätigt, sondern auch ein weiteres prozyklisches Kaufsignal geliefert.

Damit hat der Spezialist für Finanz-Software, der Finanzmanagement-, Steuer-und Online-Banking-Lösungen für Endkunden, kleine und mittelständische Unternehmen, Wirtschaftsprüfern und Finanzinstitutionen, anbietet, eine im April bekanntgewordene Klage von Rechtsanwälten gut überstanden, die auf dem Vorwurf fußt, die Steuer-Software TurboTax nicht gut genug vor Hackerangriffen geschützt zu haben.

Es ist zwar schwer zu beurteilen, wie hoch die Erfolgsaussichten für diese Klage sind, am Markt wurde damit bisher aber relativ gelassen umgegangen. Dabei geholfen, diese Nachricht wegzustecken, hat auch die Meldung von Unternehmensseite, wonach der Verkauf speziell auch für diese Software zuletzt besser als erwartet gelaufen ist. Die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2015 konnte dadurch sogar von einer bisher gültigen Spanne von fünf bis sieben Prozent auf acht Prozent erhöht werden.

Der nächste Kursimpuls ist bei diesem Wert am 21. Mai bei der Zahlenvorlage für das erste Quartal zu erwarten. Beim Umsatz wird dabei mit einem Rückgang von 2,39 Milliarden auf 2,13 Milliarden Dollar gerechnet und beim Gewinn je Aktie mit einem Rückgang von 3,37 auf 2,53 Dollar. Das sollte eigentlich zu schlagen sein. Für die nächsten fünf Jahre wird dem Unternehmen dann aber wieder ein Ergebnisplus je Aktie von 12,5 Prozent zugetraut. Die Bewertung muss bei einem 2016er-KGV muss mit 27 aber dennoch als hoch eingestuft werden.

Lesen Sie auf Seite 6: US-Tech-Aktie auf Rekordkurs, Nummer fünf: Netflix Inc.





US-Tech-Aktie auf Rekordkurs, Nummer fünf: Netflix Inc. (WKN: 552484, 554,90 Dollar, 497,455 Euro)



Als eine Reichmacher-Aktie darf ohne zu übertreiben Netflix bezeichnet werden. Dieses Attribut hat sich der Video-Streaminganbieter verdient, weil die Notiz 2002 im Tief noch bei 2,61 Dollar gehandelt wurde und seitdem ein fulminanter Aufstieg hingelegte wurde. Geht es nach der Charttechnik, dann wird sich daran zunächst auch nichts ändern. Im Gegenteil: Mit starken Kursgewinnen und neuen Rekorden hat der Titel gerade ein neues prozyklisches Kaufsignal generiert. Denn damit wurde der zuvor gültige mittelfristige Seitwärtstrend beendet

Starken frischen Rückenwind haben dem Unternehmen, dessen Erfolgsmodell auf einem gebührenpflichtigen Streaming-Dienst beruht, bei dem die Filme und Serien direkt aus dem Internet laufen, dabei die Zahlen für das erste Quartal verliehen. Die Begeisterung ist nachvollziehbar, schließlich stieg die Nutzerzahl in den ersten drei Monaten um rund 4,9 Millionen auf weltweit über 62 Millionen. Der Umsatz kletterte gleichzeitig im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 1,57 Milliarden Dollar.

Der Gewinn sank allerdings von 53,1 Millionen auf 23,7 Millionen Dollar, wofür neben dem starken Dollar die aggressive Auslandsexpansion verantwortlich war. Dadurch fiel beim internationalen Geschäft ein operativer Verlust von 65 Millionen Dollar an. Doch diese Delle wird in Kauf genommen, weil man sich davon langfristig eine gute Ernte verspricht. Die Entwicklung auf dem Heimatmarkt in den USA unterstreicht jedenfalls, dass das Geschäftsmodell funktioniert. Denn dort erhöhte sich der Nettogewinn um mehr als 50 Prozent auf 312 Millionen Dollar.

Direkt im Anschluss an die Ergebnispräsentation erhöhten mehr als zwei Dutzend Analysten ihre Ergebnisschätzungen. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der Titel auf Basis eines für 2016 erwarteten Gewinns je Aktie von 3,52 Dollar mit einem KGV von fast 158 bereits viele Vorschusslorbeeren enthält. Von der auf Sicht der kommenden fünf Jahre erwarteten Gewinnsteigerung von 23,3 Prozent scheint jedenfalls schon einiges in den Kursen zu stecken. Die Börse scheint Netflix derzeit aber viel zuzutrauen und vielleicht werden die Ergebnisverbesserungen letztlich sogar noch besser ausfallen. Charttechnisch gesehen ist an dem Wert derzeit jedenfalls bis auf kurzfristigen Konsolidierungsbedarf jedenfalls nicht allzu viel auszusetzen.