An der Wall Street, aber auch weltweit fragen sich Börsianer besorgt, wie die Kurse wohl auf eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank reagieren werden. Als wahrscheinlicher Monat für einen Zinsschritt gilt der September.

Wenn die Bankaktien zum Maßstab dafür genommen werden, wie Volkswirtschaft und Börse mit einer Zinserhöhung zurechtkommen, kann Entwarnung gegeben werden. Denn zwei US-Indizes für Bankaktien, Philadelphia KBW und Nasdaq Bank, haben eben erst neue Mehrjahreshochs erklommen. Als aussagekräftiger Seismograf taugen Bankaktien, weil sie als zinssensitiv gelten. Die gängige Annahme lautet, dass höhere Zinsen den Finanz--
instituten helfen, die Gewinnspannen zu verbessern. Möglich ist das aber nur, wenn die Kreditnachfrage nicht abgewürgt wird. Die jüngsten Kursgewinne bei den Bankaktien signalisieren daher, dass mit besser laufenden Geschäften gerechnet wird.

Klare prozyklische Kaufsignale sendet etwa die Aktie der Citigroup. Mit dem Vorstoß auf die höchsten Notierungen seit Anfang 2009 ist der etwa zweijährige Seitwärtstrend beendet. Trotzdem fühlt sich bestimmt nicht jeder Investor wohl mit dieser Anlageoption. Das hat zum einen mit dem schlechten Leumund zu tun, den die Großbanken sich durch die Verfehlungen der Vergangenheit erworben haben. Zum anderen wittern viele Investoren in Bankbilanzen noch immer versteckte unkalkulierbare Risiken.

Paradoxerweise sind die Risiken und Bedenken - ob berechtigt oder nicht - zurzeit eine der Stärken von Bankaktien. Denn weil viele Anleger weiterhin einen großen Bogen um die Branche machen, sind die Titel keineswegs überhitzt und noch vergleichsweise moderat bewertet. Das ist eine günstige Ausgangskonstellation, vor allem dann, wenn man wie JP Morgan davon ausgeht, dass in Sachen Strafzahlungen das Schlimmste hinter der Branche liegt - und damit auch hinter der Citigroup.

Mike Mayo, Bankanalyst beim Broker CLSA, findet auch in den Bilanzen keine Zeitbomben mehr. Seiner Meinung nach sind sie so stark wie seit 20 Jahren nicht. Die Kapitalausstattung sei sogar so gut wie seit fünf Jahrzehnten nicht mehr. Die heutzutage erzielten Gewinne würden mit weitaus weniger Risiken eingefahren, als das früher der Fall gewesen sei.

Die Citigroup zählt er zu jenen Instituten, die von höheren Zinsen profitieren dürften, aber auch ohne diesen Einflussfaktor gut gerüstet sind, weil der eingeleitete Selbstreinigungsprozess wirke. "Ich beobachte die Citigroup-Aktie seit mehr
als zwei Jahrzehnten. Gemessen an den
Risiken ist jetzt vielleicht die beste Gelegenheit, Citigroup-Aktien zu besitzen", sagt Mayo.

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Rückkäufe und Dividenden als Stütze



Was die mit Griechenland verbundenen Risiken angeht, wies ein Citigroup-Vertreter bei einer Bankenkonferenz von Morgan Stanley jüngst darauf hin, dass man dort im Vorjahr aus dem Kundengeschäft ausgestiegen und auch sonst bestrebt sei, das Griechenland-Engagement gering zu halten. Außerdem rechnen 40 Prozent der von Morgan Stanley befragten Investoren mit kurssteigernden Impulsen in den beiden kommenden Jahren durch Kapitalrückzahlungen an die Aktionäre - entweder in Form von Dividenden oder von Aktienrückkäufen.

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