Der Aufwärtstrend an den Börsen verhilft dem neuen Comdirect-Chef Arno Walter zu einem gelungenen Start. Auch die privaten Händler ließen sich in den ersten sechs Monaten von steigenden Kursen zurück an den Markt locken. "Unsere Kunden haben noch nie so viel gehandelt wie im letzten halben Jahr", sagte Walter am Donnerstag. Das brachte der Commerzbank -Tochter Rekorderträge von 190,3 Millionen Euro, neun Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Trotzdem bleibt die Direktbank für das Gesamtjahr vorsichtig: Der Gewinn vor Steuern soll mehr als 80 Millionen Euro erreichen und damit das Niveau des Vorjahres (82,6 Millionen Euro). Dabei hat Comdirect im ersten Halbjahr mit 50,2 Millionen Euro vor Steuern schon 15 Prozent mehr verdient als ein Jahr zuvor.

Doch der seit März amtierende ehemalige Commerzbank-Manager Walter erwartet ein - wie üblich - schwächeres zweiten Halbjahr. Dazu kämen die Niedrigzinsen, die auf den Gewinn durchschlügen. "Beim Zinsüberschuss sehe ich keine Besserung am Horizont", sagte der Vorstandschef der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben zwar aktiv gegengesteuert, aber dem sind auch Grenzen gesetzt." Im ersten Halbjahr ging der Zinsüberschuss um vier Prozent zurück, der Zuwachs von 22 Prozent bei den Provisionen machte das aber mehr als wett. Die 1,94 Millionen Privatkunden legten 1,8 Milliarden Euro mehr auf ihre Girokonten und in die Depots. Dazu kamen 1,7 Milliarden Euro an Kursgewinnen.

Eine Kursänderung plant der neue Comdirect-Chef nicht. "Die Strategie entsteht nicht über Nacht", sagte Walter. "Es gibt keine Notwendigkeit, das Ruder herumzureißen. Aber ich möchte Comdirect noch innovativer machen." Comdirect werde weiter in technische Neuerungen und Werbung investieren - auch auf Kosten des Gewinns. "Das stört weder unseren Großaktionär noch die freien Aktionäre." Die Comdirect-Aktie stieg am Donnerstag auf ein Jahreshoch von 10,05 Euro. Die Gelegenheit sei günstig, dem aus CortalConsors und DAB Bank fusionierten Rivalen Consorsbank Marktanteile abzuringen, sagte Walter. "Integration kostet erst einmal Kraft und Zeit."

Reuters