"Mit Blick auf das schwierige Marktumfeld haben wir ein sehr ordentliches Ergebnis erzielt", erklärte Vorstandschef Arno Walter am Donnerstag. Der Gewinn vor Steuern verbesserte sich im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 21,5 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Quickborn bei Hamburg mitteilte.

"Das zum Halbjahr verkündete Ergebnisziel für 2017 von 85 Millionen Euro vor Steuern haben wir fest im Blick", erklärte Walter weiter. Mit rund 72 Millionen Euro hat die Comdirect einen Großteil davon bereits geschafft. Der angepeilte Gewinn ist allerdings weniger als die Bank in den beiden Vorjahren verdient hatte, wobei die Vorjahreszahl wegen eines millionenschweren Beteiligungsverkaufs nicht direkt vergleichbar ist.

Der gesamten Branche machen momentan neben den niedrigen Zinsen, die das Geldverleihen weniger profitabel machen, auch die ruhigen Finanzmärkte zu schaffen - wenn Anleger weniger handeln, entgehen den Geldhäusern Gebühren. Auch bei der Comdirect, so sagte Walter, hätten bestehende Kunden sich zuletzt zurückgehalten.

Allerdings sei dies durch neue Kunden mehr als ausgeglichen worden: In den ersten neun Monaten kamen 189 000 hinzu, wobei gut die Hälfte auf den Onvista-Kauf entfielen. Insgesamt kam Onvista Ende September auf 3,3 Millionen Kunden.

Viele Anleger hätten mittlerweile erkannt, dass die Zinsen alsbald nicht steigen dürften und ihr Geld in Wertpapiere gesteckt, sagte Walter. Er geht davon aus, dass der Trend auch im Schlussquartal anhalten wird.

Comdirect hat vor diesem Hintergrund das Onlineportal Cominvest gestartet, das Anlegern bei der Entscheidung hilft, in was sie investieren sollen. Zudem setzt die Onlinebank stark auf die neuen Sprachassistenten wie Amazon Alexa. Walter zeigte sich überzeugt, dass Anleger bald viele Geschäfte über diesen Weg tätigen werden.

Die Investitionen in die neuen Technologien machten sich allerdings auf der Kostenseite bemerkbar. Auch die Integration von Onvista und Aufwendungen für die strenger gewordene Regulierung schlugen im Jahresverlauf durch. In den ersten neun Monaten kletterten die Aufwendungen so um 7 Prozent.

Die Kosten sind einer der Kritikpunkte der im Spätsommer bei Comdirect eingestiegenen Investmentgesellschaft Petrus Advisers. In einem offenen Brief an Commerzbank-Chef (Commerzbank) Martin Zielke sprach Petrus zudem von einer fehlenden Wachstumsstrategie und einer fragwürdigen Vergütung des Managements.

Die Commerzbank, die rund 82 Prozent an der Comdirect hält, hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Großbank selbst legt am kommenden Donnerstag (9. November) ihre Geschäftszahlen vor.

Der Kurs von Comdirect ist seit dem Auftauchen von Petrus Advisers Mitte September um knapp 13 Prozent auf zuletzt 11,92 Euro gestiegen. Seit Jahresbeginn legte das Comdirect-Papier um knapp 24 Prozent zu und entwickelte sich damit mehr als doppelt so gut wie der europäische Branchenindex Stoxx 600 Banks. Nach der Ergebnisvorlage gab das Papier leicht nach./das/zb/oca

dpa-AFX