Zeitweise bauten Firmen in Deutschland über 50 Prozent der weltweiten Solarleistung auf - zuletzt waren es nur noch zwei Prozent. Doch gerade jetzt bereitet sich neuer Optimismus in der Branche aus: "Die Photovoltaik-Nachfrage zieht derzeit spürbar an", sagt der Chef des Solar-Verbandes BSW, Carsten Körnig. "Dieser Trend wird sich fortsetzen."

Es ist genau der Preisdruck, den Solarworld als illegales Dumping der Chinesen geißelt, der diese Hoffnung nährt. Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) spricht von "hartem Wettbewerb", der den Betrieb von Solaranlagen trotz Subventionskürzungen wieder lohnend mache. Allein im ersten Quartal 2017 habe die Nachfrage um 65 Prozent zugelegt.

Ausgelöst wurde der Solarboom in Deutschland einst durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), das zeitweise garantierte Abnahmepreise für Solarstrom von über 40 Cent pro Kilowattstunde vorsah. Der Boom führte nicht nur zu einer Gründungswelle und den Aufstieg zahlreicher Firmen wie Solarworld, Conergy oder Q-Cells, er führte auch zu einer heftigen Debatte über die Kosten der Energiewende. Denn die Abnahmegarantie mussten die Verbraucher über die EEG-Umlage auf den Stromrechnungen bezahlen. Die Folge: Die Abnahmepreise für Dachanlagen wurden auf gerade noch zwölf Cent gekürzt. Solarparks auf Freiflächen wurden ausgeschrieben. Wer zuletzt den Zuschlag haben wollte, bekam keine sieben Cent mehr garantiert. Da parallel auch noch Solarzölle der EU auf chinesische Module griffen, wurde der Ausbau abrupt gebremst.

BILLIGERE BATTERIETECHNIK GIBT SOLARBRANCHE SCHWUNG



Dass er jetzt wieder in Schwung kommt, hat mehrere Gründe: Zum einen werden die Module billiger, da die Produktion auch in anderen Ländern günstiger wird und China seine Überkapazitäten trotz Zöllen weiter in den Markt drücken will.

Zum anderen lohnt sich die Solaranlage auf dem Wohnhaus oder Gewerbedach dann besonders, wenn möglichst viel Sonnenstrom direkt selbst verbraucht wird. Dann fallen Abgaben wie die EEG-Umlage oder Netzgebühren gar nicht oder nur reduziert an. Weil der Strom des Versorgers derzeit fast 30 Cent pro Kilowattstunde kostet, kann Solarenergie deutlich günstiger produziert werden. Das heißt: Der garantierte Preis für die Einspeisung ins Stromnetz hat an Bedeutung verloren, da es lohnender ist, den zugekauften zu ersetzen.

Dies wiederum wird leichter, da die Batterietechnik erheblich günstiger geworden ist. Wird an sonnenreichen Tagen mehr Strom produziert als man selbst verbrauchen kann, hilft der Speicher im Keller. Dieser wird vom Bund mit Zuschüssen gefördert. Zudem hat die Regierung jetzt den Weg für sogenannte Mieterstrom-Modelle freigemacht. Damit kann nicht nur der Hausbesitzer von seinem Solarstrom profitieren, er kann den Preisvorteil mit dem Mieter teilen, was bisher so nicht möglich war. Damit wird es attraktiver, auf großen Mehrfamilien-Häusern Solaranlagen zu errichten und diese dann mit größeren Speichern im Keller zu kombinieren.

Eine Reihe von deutschen Unternehmen wie Solarwatt oder das bayerische Startup Sonnen mit seiner Speicher-Produktion setzen auf den wachsenden Eigenverbrauch. Das ist allerdings auch den Chinesen aufgefallen. An Sonnen hat sich ein Investor aus dem Reich der Mitte mit über 70 Millionen Euro beteiligt.

rtr