Nach langem Konzernumbau kommt die Commerzbank wieder in Fahrt. Im dritten Quartal hat sie den Gewinn auf 225 Millionen Euro verdreifacht. Gerade das Privatkundengeschäft, das nach der Übernahme der Dresdner Bank umgekrempelt und zur wichtigsten Sparte erklärt wurde, hat zugelegt: Dort stiegen die Provisionserträge und die Kreditvergabe. BÖRSE ONLINE sprach mit Privatkundenchef Martin Zielke über Fortschritte, Hürden und den Wandel des Bankgeschäfts.

Herr Zielke, Ihre Sparte soll bis Ende 2016 ein operatives Jahresergebnis von über 500 Millionen Euro erreichen. Diese Marke dürfte 2014 noch etwas zu hoch sein. Nach neun Monaten sind es 348 Millionen Euro. Wo sehen Sie noch Hindernisse?
Bis 2016 haben wir ja noch etwas Zeit. Und wir kommen gut voran. Die Zufriedenheit unserer Kunden ist messbar gestiegen, und ihre Zahl wächst. Netto haben wir dieses Jahr bereits 215 000 neue Kunden gewonnen. Das schlägt sich deutlich bei den Erträgen nieder. Druck kommt von den Niedrigzinsen. Deswegen bin ich heute optimistisch, wenn auch nicht euphorisch.

Immer mehr Menschen erledigen Ihre Bankgeschäfte online und besuchen kaum noch Filialen. Wie reagieren Sie darauf?
Wir haben unsere digitalen Angebote völlig erneuert, sowohl beim Onlineauftritt als auch bei Anwendungen für mobiles Banking. Bis Ende des Jahres werden wir ein Angebot haben, das Direktbanken in nichts nachsteht. Zudem testen wir neue Filialmodelle in Stuttgart und Berlin. Dabei geht es weniger um die Optik, sondern mehr um neue Angebote und darum, Filialen und mobiles Banking zu verzahnen. Ich bin überzeugt, dass die Zukunft des Privatkundengeschäfts digital und persönlich ist: Es wird künftig kaum Kunden geben, die keinen digitalen Zugang zu ihrer Bank nutzen. Aber viele werden auf persönlichen Service nicht verzichten wollen.

Müssen Sie langfristig Filialen schließen?
Nach der Übernahme der Dresdner Bank haben wir die Zahl unserer Filialen um etwa ein Viertel angepasst. Ich sehe derzeit keine Alternative, die ein Filialnetz ersetzen könnte: Mehr als 70 Prozent unserer Kunden gewinnen wir dort. Darauf wollen wir nicht verzichten. Aber die Filiale wird sich verändern, da sich auch der Kundenbedarf verändern wird.

Arbeiten denn alle Filialen wirtschaftlich?
Unsere Filialbank ist profitabel.

Die Commerzbank hält gut 80 Prozent an Comdirect. Wäre angesichts der starken Konkurrenz der Direktbanken eine komplette Übernahme nicht sinnvoll?
Warum sollten wir das tun? Solange sowohl Filialbank als auch Comdirect profitabel wachsen, macht das keinen Sinn.

Die HypoVereinsbank hat ihre Onlinetochter DAB an BNP Paribas verkauft. Planen Sie andere Übernahmen bei Direktbanken?
Natürlich schauen wir uns immer an, was im Markt passiert. Aber Zukäufe sind aktuell nicht geplant. Wir haben auch keinen Druck. Übrigens ist der Anteil der reinen Direktbanken im deutschen Privatkundenmarkt eher überschaubar. Die Verhältnisse werden gern überschätzt. Direktbanken werden zweifellos weiter wachsen. Aber der Anteil der Menschen, die Bankgeschäfte ausschließlich online machen wollen, ist begrenzt.

Die Skatbank berechnet vermögenden Privatkunden Strafzinsen auf ihre Einlagen. Kann die Commerzbank das ausschließen?
Negative Zinsen für Privatkunden sind bei uns kein Thema.

Die Commerzbank steuert dieses Jahr operativ auf einen Milliardengewinn zu, wagt aber für 2015 noch keine Prognose. Wie sieht es denn bei der Dividende aus?
Diese Frage stellt sich, wenn der Jahresabschluss steht.

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