Noch steht nicht fest, welche beiden Teams am 6. Juni zum Champions-League-Finale in das Berliner Olympiastadion einlaufen. Aus finanzieller Sicht können sich die Halbfinalisten Bayern München, FC Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin schon jetzt die Hände reiben. In der vergangenen Saison überwies der Europäische Fußballverband UEFA allein an die vier Top-Klubs mehr als 200 Millionen Euro aus dem mit 1,4 Milliarden Euro gefüllten Topf der Königsklasse.

Der warme Geldregen ist auch ein Verdienst von Constantin Medien. Über die selbst börsennotierte Schweizer Tochter Highlight Communications ist das Münchner Unternehmen an der Agentur TEAM beteiligt. Sie vermarktet im Auftrag der UEFA die TV- und Werberechte für die europäischen Klubwettbewerbe. Wie lukrativ der gerade verlängerte Vertrag ist, zeigt ein Blick in den Jahresabschluss. Mit 41 Millionen Euro steuerte das Segment Eventund Sport-Marketing 2014 zwar weniger als ein Zehntel zum Constantin-Umsatz bei. Allerdings erwirtschaftete die Sparte eine operative Marge von knapp 40 Prozent und lieferte damit mehr als drei Viertel des operativen Gesamtergebnisses ab.

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Schatten der Vergangenheit

Es kann also nicht an diesem Geschäftsfeld liegen, dass Constantin an der Börse tief im Abseits steht. Während sich der SDAX in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt hat, kam die Ende 2012 aus dem Small-Cap-Index geflogene Medienaktie per saldo nicht vom Fleck. Im Interview mit BÖRSE ONLINE führt Vorstandschef Bernhard Burgener die krasse Underperformance auf die Vergangenheit als Nachfolgegesellschaft von EM.TV zurück: "Constantin Medien hatte lange Zeit viele Altlasten abzuarbeiten." Doch der Schweizer hat aufgeräumt und das Unternehmen neu aufgestellt.

Im Geschäftsfeld Sport setzt Burgener voll auf die Digitalisierung. Dazu hat er um den Fernsehsender Sport1 ein umfangreiches Online- und Mobilangebot aufgebaut. 2014 sorgten fallende Kosten für den operativen Turnaround dieses Segments. Der stetige Ausbau der Reichweite sowie die im Herbst beginnende Übertragung der Fußball- Europa-Liga sollten im laufenden Geschäftsjahr den Umsatz beflügeln.

Die dominierende Sparte wird dennoch das Filmgeschäft bleiben. Neben der Produktion und dem Verleih von Kinostreifen stellt Constantin Medien TV-Formate wie beispielsweise die Comedyshow "Mario Barth deckt auf!" her. Große Hoffnungen setzen die Münchner 2015 zum einen auf die internationalen Produktionen "Resident Evil 6" sowie "The Fantastic Four". Außerdem kommt am 10. September "Fack Ju Göhte 2" in die deutschen Kinos.

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Jetzt rollt der Konter an

Trotz dieser potenziellen Blockbuster ist Burgener bei der Prognose vorsichtig. Der den Anteilseignern zurechenbare Gewinn soll 2015 zwischen null und zwei Millionen Euro liegen. Immerhin würden die Münchner damit nach zwei Jahren mit roten Zahlen den Turnaround schaffen. Marcus Silbe, Analyst beim Finanzdienstleister Oddo Seydler, traut Constantin Medien deutlich mehr zu. Er taxiert den 2015erÜberschuss auf 7,6 Millionen Euro.

"Die Filmpipeline bietet Überraschungspotenzial", erklärt der Experte. Offenbar ist Silbe mit dieser Einschätzung nicht allein: Im Jahresverlauf verteuerte sich die Constantin-Aktie um mehr als ein Viertel. Geht die Strategie im Sport- und Filmgeschäft auf, dürfte das Comeback erst am Anfang stehen. Mit den Gewinnen aus der Champions League können Management und Aktionäre ohnehin, weit übers Finale von Berlin hinaus, fest planen.

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Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Bernhard Burgener in der Medienbranche aktiv. 1999 führte er Highlight Communications an den Neuen Markt. Über diese Holding baute der Schweizer ein durchaus komplexes Firmenkonstrukt auf, welches auch die in München ansässige Constantin Medien AG umfasst.

Operativ spielt Constantin sprichwörtlich in der Champions League, an der Börse reicht es nicht mehr für den SDAX - wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?
Constantin Medien hatte lange Zeit viele Altlasten abzuarbeiten. Beispielsweise waren zu meinem Amtsantritt im September 2008 mehr als 700 Rechtsverfahren anhängig. Gleichzeitig mussten wir unser Geschäftsmodell weiterentwickeln und die Finanzierung sicherstellen. Ich denke, sowohl die Aufräumarbeiten als auch die strategische Neuausrichtung sind jetzt abgeschlossen. Nun gilt es, das Vertrauen der Investoren dauerhaft zu gewinnen.

Wie möchten Sie das schaffen?
Das Wichtigste ist, dass wir nachhaltige Gewinne zeigen und unsere Prognosen erreichen oder übertreffen. Das ist uns im dritten und vierten Quartal des vergangenen Jahres bereits gelungen.

Schwarze Zahlen allein dürften nicht reichen. Welches Wachstumspotenzial bringt Constantin Medien mit?
Ein großer Hebel liegt im Sportsegment. Hier haben wir 2012 die digitale Transformation angestoßen. Dieser aus damaliger Sicht sehr mutige Schritt macht sich immer mehr bezahlt. Heute betreiben wir die in Deutschland führende 360-Grad-Sportmedienplattform und erreichen über Free- und Pay-TV, Internet sowie mobile Anwendungen immer mehr Menschen. Und wir haben in Rechte investiert: Ab der kommenden Saison verfügen wir beispielsweise über ein umfangreiches Paket für die UEFA Europa League - dadurch können wir das Profil von Sport1 sowohl bei den Zuschauern und Nutzern als auch den Werbekunden weiter schärfen.

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Apropos Fußball: Ihre Tochter Highlight hat gerade den Vertrag mit dem europäischen Verband UEFA verlängert. Welche Bedeutung hat das für Ihr Unternehmen?
Seit 22 Jahren ist TEAM erfolgreich als exklusive Agentur für die UEFA unterwegs. TEAM hat die Leistungsziele unter dem bisherigen Agenturvertrag mit der UEFA für die Clubwettbewerbe einmal mehr erfüllt und mit der UEFA einen neuen Vertrag geschlossen. Die Laufzeit reicht von der Spielzeit 2015/16 bis 2020/21, bei fortlaufender Performance von TEAM auch bis zur Spielzeit 2023/24. Der neue Vertrag ist eine Win-win- Situation für beide Seiten. Wir können langfristig planen und mit einem stabilen erfolgreichen Geschäft rechnen.

Das Filmgeschäft ist weniger planbar. Wie wollen Sie in Ihrer größten Sparte dauerhaft Gewinne erzielen?
In der Tat sind wir in diesem Segment stark von den Kinobesuchern abhängig. Wachstumschancen haben wir hier vor allem im internationalen Geschäft. In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, Topmarken wie "The Fantastic Four" oder "Resident Evil" aufzubauen. Großes Potenzial sehe ich zudem in der Entwicklung von TV-Serien. Beispielsweise adaptieren wir für den USSender ABC gerade den Bestseller "Chroniken der Unterwelt" als Mehrteiler.

Die deutschen Kinofans dürften vor allem auf "Fack Ju Göhte 2" gespannt sein. Welche Rolle spielt der am 10. September anlaufende Streifen für Ihre 2015er-Prognose?
Natürlich sind unsere Erwartungen groß, da der erste Teil mehr als sieben Millionen Besucher begeistert hat. Doch das ist keine Garantie für einen Erfolg der Fortsetzung, weshalb wir in den Planungen einen sehr konservativen Ansatz verfolgen. Im Klartext: Selbst wenn "Fack Ju Göhte 2" nicht auf die von uns erhoffte Begeisterung stoßen sollte, wäre die Prognose nicht in Gefahr.

Ihr Ausblick klingt tatsächlich konservativ: Sie erwarten für das laufende Geschäftsjahr ein Konzernergebnis von gerade einmal null bis zwei Millionen Euro?
Na ja, immerhin gehen wir damit von einem erfolgreichen Turnaround aus. Im Übrigen bin ich nach den ersten vier Monaten zuversichtlich, dass wir unsere Ziele übertreffen können. In den Zahlen für das erste Quartal wird sich unsere Guidance für 2015 widerspiegeln und der positive operative Trend aus 2014 fortsetzen - wir werden liefern!

Haben Sie vor, die Werbetrommel für Ihre Aktie wieder stärker zu rühren?
Sobald die Ergebnisse für die ersten drei Monate publiziert sind, möchten wir gezielt Investoren ansprechen. Darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, die eine oder andere Roadshow bei institutionellen Adressen durchzuführen. Ich bin ohnehin der Meinung, dass unsere Aktie unterbewertet ist. Deshalb habe ich persönlich in der Vergangenheit immer wieder gekauft und werde dies auch weiterhin tun. Wenn wir unsere Ziele erreichen, sollte das Vertrauen der Börse über kurz oder lang zurückkommen. Wir haben die Chance zum Outperformen.