Insgesamt deuteten die Zeichen zwar auf volle Kraft voraus, sagte Conti-Chef Elmar Degenhart am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Doch gerade der Süden des für Conti so wichtigen Marktes Europa dürfte auch künftig ein merklicher Bremsklotz bleiben.

    "Diese Leute haben andere Sorgen, als Autos zu kaufen", sagte Degenhart. Conti hängt in allen Sparten stark am Heimatkontinent, der für gut die Hälfte des Umsatzes steht. Der Branchenzulieferer teilt die Einschätzung deutscher Autobauer, wonach sich Europa nach Jahren der Flaute auf den Neuwagenmärkten nur langsam berappelt. Für die Conti-Bilanz und die weiteren Pläne schaut es aber gut aus. "Wir rechnen mit einem Umsatzplus von drei bis vier Prozent im ersten Quartal", sagte Degenhart über den Start ins Jahr. Auch beim Betriebsgewinn sei der Trend positiv.

    Conti will wie im Vorjahr mindestens jeden zehnten Euro vom Umsatz als Gewinn im Kerngeschäft ausweisen. 2013 kamen so 3,7 Milliarden Euro zusammen. Unter dem Strich blieben im Konzern rund 1,92 Milliarden Euro - ein Prozent mehr als 2012. Ende dieses Jahres will Continental etwa 35 Milliarden Euro umgesetzt haben. Das wären fünf Prozent Plus. Darin eingepreist sind schon Belastungen von rund 700 Millionen Euro, die mit dem starken Euro-Kurs zu erklären sind. Ohne diese Umrechnungseffekte steuere Conti im Startquartal sogar auf acht Prozent Umsatzzuwachs zu, sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer. 2013 hatten die Wechselkurse den Umsatz um insgesamt 800 Millionen Euro gedrückt.

    Seinen Aktionären will der Konzern mit 2,50 Euro Dividende für das vergangene Jahr 25 Cent mehr ausschütten. Die Aktie hatte 2013 mit 82 Prozent Zuwachs alle anderen Dax-Werte ausgestochen und legte am Donnerstag weiter zu: Am Mittag standen die Conti-Papiere mit einem Plus von mehr als fünf Prozent auf dem Rekordniveau von über 183 Euro.

    Beim wichtigen Geschäft mit neuen Winter- und Sommerreifen sieht Conti nach einer ungewöhnlich langen Flaute wieder Aufwind. "Die Lücke schließt sich langsam", sagte Schäfer. Weil die Nachfrage in Europa aber nur um zwei Prozent zulegen dürfte, sieht er nach der langen Durststrecke weiteren Nachholbedarf. Drei Viertel der Reifenerlöse macht Conti nicht direkt mit den Autobauern, sondern mit Endkunden.

    Mit rund 178 000 Mitarbeitern zählte Conti zum Jahreswechsel 8000 Beschäftigte mehr als ein Jahr zuvor, was etwa fünf Prozent Plus sind. "Wir bewegen uns in absehbarer Zeit auf die Marke der 200 000 zu", sagte Degenhart. Den Beschäftigten sind die rund 9000 Mitarbeiter aus der 1,4 Milliarden Euro teuren Übernahme des US-Konzerns Veyance hinzuzurechnen, mit der Conti seine Industriesparte stärkt. Ende des Jahres soll der Zukauf in den Conti-Büchern stehen, von da an zählt auch der Umsatz dazu (2013: 1,5 Milliarden Euro). Weitere Zukäufe seien möglich, sagte Degenhart. Genügend Spielraum sei vorhanden.

    Conti hatte seine Schulden 2013 um gut eine Milliarde auf 4,3 Milliarden Euro gedrückt. Das ist für die Refinanzierung wichtig, da es den Niedersachsen die Gunst der Ratingagenturen sichert und sie somit weniger Zinsen für ausgegebene Anleihen zahlen müssen.

dpa-AFX

Einschätzung der Redaktion

Continental hat einen guten Start ins neue Jahr erwischt. Alleine im ersten Quartal dürfte der Umsatz um drei bis vier Prozent zulegen, auch das operative Ergebnis zieht laut Conti-Chef Elmar Degenhart weiter an - trotz des Gegenwinds von der Währungsseite. Fürs Gesamtjahr zeigen sich die Niedersachsen ebenfalls zuversichtlich. Immerhin nämlich entspannt sich im wichtigen europäischen Markt die Lage. Zudem ist ein Gutteil des Währungsrisikos offenbar bereits abgesichert.

Auch sonst hat das Conti-Management seine Hausaufgaben gemacht: Mit dem Rückenwind aus dem laufenden Geschäft hat der Autozulieferer seine langfristige Verschuldung im Vorjahr um rund 1,1 Milliarden Euro gesenkt. Das hilft beim Rating und sorgt so für eine weitere Entlastung beim Zinsaufwand. Und das kommt wiederum dem Ergebnis zugute. Investoren waren jedenfalls zufrieden. Die Aktie notiert auf Allzeithoch. Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Kaufen. Thomas Schmidtutz