Die Börsen in Europa haben bekanntlich einen ungewöhnlich starken Auftakt in das Jahr 2015 erwischt. Obwohl das erste Quartal noch nicht alleine ganz abgeschlossen ist, steht beim Euro Stoxx 50 Performance-Index bereits ein Plus von rund 17 Prozent zu Buche. Getrieben werden die Kurse dabei neben der sehr expansiven Geldpolitik der EZB vom festen Dollar und den niedrigen Ölpreisen. Den Euro Stoxx 50 Index hievte alles das auf den höchsten Stand seit Mai 2008 und beschert dem wichtigsten europäischen Leitindex einen intakten charttechnischen Aufwärtstrend.

Ebenfalls positiv: Bei der abgeschlossenen Berichtssaison für das vierte Quartal 2014 überwogen bei den Euro Stoxx 50 Index-Vertretern die positiven Nachrichten. Laut Landesbank Baden-Württemberg gaben vierzehn Indexmitglieder positive Ausblicke ab, 31 zeigten sich neutral und nur fünf äußerten sich negativ. Hinzu kommt: Die Unternehmen aus dem Euro Stoxx 50 Index planen die Zahlung einer Rekord-Dividendensumme von über 93 Milliarden Euro, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 7,6 Prozent entspricht.

Das Umfeld ist somit als günstig zu bezeichnen und speziell bei ausgewählten Aktien sollte sich ein Investment weiterhin lohnen. Ständig auf der Suche nach interessanten Anlagechancen an den europäischen Aktienmärkten sind auch die Analysten der Citigroup. Die als am aussichtsreichsten eingestuften Titel finden Eingang in die so genannte Citi Focus List Europe. Aus dieser Liste haben wir die fünf Werte herausgefiltert, denen die Citigroup-Analysten das größte Kurspotenzial zubilligen. Ganz besonders leicht fällt derzeit das Stock-Picking offenbar an der Londoner Börse. Denn in der Fünfer-Liste sind gleich drei britische Werte vertreten. Ein Titel kommt zudem aus Frankreich und einer aus Deutschland. Zwei dieser Titel sind auch mit einer Kaufempfehlung der Börse Online-Redaktion ausgestattet. Die Kursziele der Analysten für die fünf Citigroup-Europa-Topfavoriten bewegen sich zwischen 13 Prozent und 28 Prozent über den aktuellen Notierungen.



Citigroup-Europa-Topfavoriten Nummer eins: BHP Billiton Plc. (WKN: 908101, 21,85 Euro, 15,91 britische Pfund, alle Kursangaben und Bewertungsrelationen beziehen sich auf den Stand vom 23.03.)



Der erste Kauftipp der Citigroup kommt mit BHP Billiton aus dem gebeutelten Rohstoffsektor. Die Branchenvertreter hatten zuletzt zumeist einen schweren Stand, was sich leicht mit den schwachen Rohstoffpreisen erklären lässt. Dieser Umstand ist auch für das britisch-australische Unternehmen eine Bürde. Jedenfalls bewegt sich der Kurs an der Londoner Börse nur auf dem Stand von 2007, womit dieser Titel die Hausse der vergangenen Jahre komplett verpasst hat. Das ist aber auch deshalb kein Wunder, weil der mit mehr als 100 Projekten in 25 Ländern vertretene Bergbaukonzern vor allem auch eine starke Position bei Kohle und Eisenerz innehat und damit bei zwei Rostoffen, die besonders unter Druck standen.

Die Analysten der Citigroup sind aber zufrieden mit der Entscheidung des Managements, die Investitionen zurückzufahren und sich von Bereichen zu trennen, die nicht zum Kerngeschäft zählen. Das trage dazu bei, Shareholder Value zu schaffen und diese Politik sei noch nicht ausreichend in den Notierungen reflektiert. Positiv hervorgehoben wird vor allem die Dividendenrendite, die vom Analystenkonsens auf 5,82 Prozent beziffert wird. Das ist Wert, der nicht nur über dem Marktdurchschnitt liegt sondern im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld für etliche Marktteilnehmer verlockend erscheine dürfte.

Als potenzieller Kurskatalysator wird die im August geplante Aufspaltung gesehen. Diese sieht eine Abspaltung der Geschäftsbereiche Nickel, Aluminium und weitere in ein neues Unternehmen mit dem Namen South32 vor. Damit sollen Effizienz und Profitabilität verbessert werden. Die Aktionäre werden über dieses Vorhaben am 6. Mai abstimmen. Analysten schätzen, dass South32 eine Marktkapitalisierung von rund 15 Milliarden US-Dollar erreichen könnte.

Als Kursziel geben die Citigroup-Analysten 18 britische Pfund an. Daraus ergibt sich theoretisch ein Kurspotenzial von 13,1 Prozent. Was die Bewertung angeht, so beträgt das KGV für 2015 auf Basis des Analystenkonsens 14,9. Damit bewegt sich die Bewertung gemessen an dieser Kennziffer inzwischen aber wieder über dem zehnjährigen historischen Durchschnitt von 14,3.



Citigroup-Europa-Topfavoriten Nummer zwei: Continental AG (WKN: 543900, 218,80 Euro)



Auf der Überholspur ist in den vergangenen Monaten der Aktienkurs von Continental gefahren. Neben der guten Verfassung des Gesamtmarktes haben dazu starke Zahlen für das Geschäftsjahr 2014 (das Nettoergebnis erhöhte sich um knapp ein Viertel) beigetragen, obwohl ein milder Winter in Europa das Winterreifengeschäft beim zweitgrößten deutschen Autmobilzulieferer beeinträchtigt hat. Die Notiz ist dennoch auf neue Rekorde vorgeprescht, was insbesondere auch die Schaeffler-Gruppe freuen dürfte, die 46 Prozent der Aktien an dem Dax-Mitglied hält.

Was die Anleger in den Titel lockt, sind auch die ehrgeizigen Wachstumspläne. So plant der Vorstand von 2014 bis 2020 eine Umsatzausweitung von mehr als 45 Prozent auf 20 Milliarden Euro. Zur Zielerreichung werden dabei auch Übernahmeaktivitäten zählen. Das Unternehmen gilt zudem als Profiteur des Trends hin zu immer mehr Technik im Auto. Positiv hervorzuheben sind auch die dank der starken Cashflow-Generierung auf den tiefsten Stand seit 2006 gesunkenen Netto-Finanzschulden. Konkret reduzierte sich der Verschuldungsgrad von 46 Prozent im Jahr 2013 auf 26 Prozent.

Für die angedeuteten Übernahmen sieht die Citigroup Continental gut gerüstet. Verwiesen wird zudem auf ein günstiges Umfeld, das aus niedrigen Ölpreisen, günstigen Wechselkursen und niedrigen Finanzierungskosten besteht. Nach der jüngsten Ergebnisvorlage reagierten die Citigroup-Analysten mit einer Anhebung des Kurszieles von 245 auf 270 Euro. Das entspricht theoretisch einem Kurspotenzial von 23,4 Prozent.

Das Kursziel basiert für 2016 auf einem neunfachen Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen, was 20 Prozent über dem langfristigen Durchschnittswert liege. Aber diesen Aufschlag habe sich das Unternehmen dank einer deutlich verbesserten Profitabilität verdient. Beim Gewinn je Aktie wird von 2014 bis 2017 mit einer Verbesserung von 13,93 Euro auf 16,97 Euro kalkuliert, was für 2017 ein KGV von 12,9 ergibt.



Citigroup-Europa-Topfavoriten Nummer drei: Experian Group Plc. (WKN: A0KDZM, 15,864 Euro, 11,48 britische Pfund)



Nicht jedem Anleger in Deutschland dürfte der dritte Citigroup-Favorit ein Begriff sein. Mit Experian handelt es sich um einen britischen Anbieter von Dienstleistungen im Bereich Daten- und Informationsmanagement. Das in über 90 Ländern Daten- und Analysetools zur Verfügung stellende Unternehmen ist durch die Experian Deutschland GmbH auch in Deutschland tätig. In der jüngeren Vergangenheit hat man bei dieser Aktie wenig verpasst, denn der Kurs bewegt sich aktuell nur auf einem bereits Mitte März 2013 gültigen Niveau. Das ist aber als verdiente Verschnaufpause zu werten, legte die Notiz doch zuvor von 2,75 Pfund im Oktober 2008 in der Spitze bis Mai 2013 auf 12,88 Pfund zu.

Was der Citigroup an dem Titel gefällt, ist unter anderem die gute Stellung, die das Unternehmen mit seinem Franchise-System erreicht hat. Dieses zeichne sich durch ansehnliche Renditen, hohe Markteintrittsbarrieren, einer starken Cash-Generierung und überdurchschnittlichen strukturellen Wachstumsraten aus. Dazu passt auch, dass der FTSE 100 Index-Vertreter, , der seinen Kunden mit den angebotenen Produkten dabei hilft, Kreditrisiken abzuwägen, Betrug vorzubeugen, gezieltes Marketing zu betreiben und wichtige Entscheidungsprozesse zu automatisieren, 2014 vom Forbes Magazine in die Liste der innovativsten Unternehmen weltweit aufgenommen wurde.

Die genannten Qualitätsmerkmale rechtfertigen laut Citigroup einen Bewertungsaufschlag im Vergleich mit den anderen Branchenvertretern. Beim Gewinn je Aktie wird dem Unternehmen von 2014 bis 2017 eine kontinuierliche Verbesserung von 0,91 auf 1,07 Pfund zugetraut. Auf der aktuellen Kursbasis ergibt sich damit für 2017 ein KGV von 10,7. Das klingt vertretbar und die Citigroup hält hier Notierungen von 14,10 Pfund für erreichbar. Das lässt dem Kurs 22,8 Prozent Luft nach oben. Als Stütze sollte sich auch die Aussicht auf steigende Dividenden und Aktienrückkäufe erweisen. Wird an diesen beiden Stellschrauben gedreht, dürfte das von den Anlegern honoriert werden.



Citigroup-Europa-Topfavoriten Nummer vier: Barclays Plc. (WKN: 850403, 3,515 Euro, 2,5715 britische Pfund)



Wie viele Banken hat auch Barclays einige schwierige Jahre hinter sich. Die Aktie des britischen Kreditinstituts steckt dadurch in einem tiefen Lock. Auch jetzt stellen nicht auszuschließende Strafzahlungen wegen möglicher Rechtsverfehlungen ebenso eine Belastung dar wie die zunehmenden regulatorischen Rahmenbedingungen. Die Eigenkapitalrendite steht deswegen jedenfalls unter Druck. Der Aktienkurs hat in diesem Jahr bisher nur leicht zugelegt, was auch damit zu tun hat, dass der abgegebene Geschäftsausblick nur verhalten ausgefallen ist.

Doch Barclays hat trotz allem auch eine führende Stellung im Investmentbanking zu bieten und verfügt zudem im Privat- und Firmenkundengeschäft in Großbritannien und in Südafrika über eine gute Stellung. Bei der Citigroup hoffen die Analysten, dass die meisten Probleme inzwischen bewältigt sind. Zudem sieht man das Institut bei den angestrebten Kernkapitalkennziffern auf einem guten Weg.

Stimmt insbesondere die letztere Annahme, darf mittelfristig mit steigenden Dividendenzahlungen gerechnet werden. So schätzt die Citigroup die Dividendenrendite für 2017 auf 6,3 Prozent. Sollte man mit dieser Prognose richtig liegen, dürfte alleine schon das Dividendenargument im Laufe der Zeit für eine höhere Aktiennachfrage sorgen. Im Schnitt veranschlagen die den Wert abdeckenden Analysten den fairen Wert aber schon jetzt auf 2,96 Pfund.

Die Citigroup ist sogar noch etwas optimistischer, taxiert sie das Kursziel doch auf 3,15 Pence. Daraus errechnet sich ein Kurspotenzial von 22,5 Prozent. Wie es heißt, betrage das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf Basis des Kursziels 1,1, was sich mit dem Branchendurchschnitt decken würde. Beim Gewinn je Aktie wird von 2014 bis 2017 von einem Anstieg von 0,21 auf 0,35 Pfund ausgegangen. Für 2017 ergibt sich somit ein KGV von 7,3. Auch die Börse Online-Redaktion hat eine bestehende Kaufempfehlung für den Titel.



Citigroup-Europa-Topfavoriten Nummer fünf: Renault S.A. (WKN: 893113, 81,91 Euro)



Sehr gut in Schuss ist momentan die Aktie von Renault. Wie gut es derzeit für den französischen Automobilhersteller an der Börse läuft, lässt sich auch daran erkennen, dass der Aktienkurs Mitte Oktober noch bei 52,38 Euro notierte. Geschäftlich läuft zwar noch längst nicht alles rund, aber die für 2014 vorgelegten Ergebnisse wurden mit einem Kursprung positiv aufgenommen.

Eine im Kerngeschäft deutlich über den Erwartungen liegende Profitabilität stieß bei den Anlegern ebenso auf positive Resonanz wie die verbuchten Kosteneinsparungen. Mit 2,6 Prozent war die Marge im zweiten Halbjahr die höchste der vergangenen zehn Jahre. Als wichtiger Pluspunkt erweist sich auch nach wie vor die 1999 eingegangene strategische Allianz mit Nissan aus Japan (Renault hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan und Nissan 15 Prozent an Renault). Außerdem lautet die Hoffnung, dass Renault erst am Anfang einer positiven Gewinndynamik steht.

2015 sollen auch dank Produkteinführungen deutliche Gewinnzuwächse verbucht werden. Die Citigroup sieht den Kerngewinn je Aktie von 2014 bis 2017 von 6,90 Euro auf 14,19 Euro steigen. Auf Basis dieser Annahme wird Renault als günstigste europäische Autoaktie bezeichnet. Mit Hilfe der erwähnten Einführung neuer Modelle und anhaltender Kosteneinsparungen wird dem Unternehmen zugetraut, das mittelfristige Margenziel von fünf Prozent zu erreichen. Als unterbewertet wird auch der Bereich Finanzdienstleistungen bezeichnet, der mit einer Eigenkapitalrendite von mehr als 25 Prozent als industrieweit führend gilt.

Als Kursziel werden 105 Euro genannt. Das entspricht theoretisch einem Kurspotenzial von 28,2 Prozent. Ob diese Vorgabe erreicht wird, hängt davon ab, ob die Gewinnschätzungen passen. Auf Basis des für 2016 erwarteten Ergebnisses beträgt das KGV jedenfalls moderate 5,8. Als Risiken werden neben allgemeinen Preisfestsetzungsrisiken die Aktivitäten in den Schwellenländern genannt, allen voran Brasilien und Russland. Die Börse Online-Redaktion hat ihre Kaufempfehlung für Renault mit einem Kursziel von 100 Euro versehen.