Beide wurden 1994 gegründet, die ersten Geschäfte wickelten die Mitarbeiter damals noch per Telefon mit den Kunden ab. DAB Bank und Consors haben sich nie weit von der Kernkundschaft entfernt, die sie im Aktienboom um die Jahrtausendwende groß gemacht hatte: private Wertpapierhändler und freie Vermögensverwalter. "Die wollen einfach kaufen und verkaufen", sagte ein Brancheninsider.

Konkurrenten wie Comdirect und ING-DiBa haben sich dagegen zur Vollbank entwickelt - mit Girokonten und Baufinanzierungen. Für ING-DiBa ist der Online-Wertpapierhandel nur eines von fünf Geschäftsfeldern. DAB und Consors gingen diese Schritte nur zögernd: Auf den Konten der DAB-Bank-Kunden liegen gerade fünf Milliarden Euro, bei Comdirect sind es 13,7 Milliarden, bei ING-DiBa annähernd 100 Milliarden Euro. Beim Depotbestand liegt die DAB Bank mit 30 Milliarden Euro nicht so weit hinter den 43 Milliarden Euro der Comdirect mit ihren gut 2,8 Millionen Kunden. Zusammen kommen Consors und die etwas kleinere DAB nun auf 1,4 Millionen Kunden und ein verwaltetes Vermögen von 58 Milliarden Euro.

ERSTER ANLAUF VOR 14 JAHREN GESCHEITERT

Cortal-Consors-Deutschland-Chef Kai Friedrich freut sich auf den Zuwachs: "Für die Kunden ist der Zusammenschluss eine sehr gute Nachricht, sie werden von der gemeinsamen Erfahrung und Marktkenntnis profitieren." Die Fusion hätte es offenbar schon früher geben können: "Zusammengehen DAB + Consors hatten Karl Matthäus Schmidt + ich schon vor 14 Jahren nicht nur 1x angedacht", twitterte der ehemalige DAB-Chef Matthias Kröner, der inzwischen bei der Fidor Bank arbeitet, noch in der Nacht: Gescheitert seien die Verhandlungen damals an den Aktionären: Consors-Gründer Schmidt setzt heute bei der Quirin Bank auf Honorarberatung.

Wie weit die DAB in Cortal Consors integriert werden soll, ließ BNP Paribas offen. Dafür sei es noch zu früh, sagte ein Sprecher. Schließlich müssen noch der Aufsichtsrat der HVB-Mutter UniCredit in der kommenden Wochen und dann die Kartellbehörden zustimmen. Beide Standorte - München und Nürnberg - sollen aber erhalten bleiben, wie BNP Paribas erklärte. Für Cortal Consors arbeiten rund 800, für die DAB Bank 600 Beschäftigte.

HALLO, BANK?

Auch der künftige Markenauftritt ist unklar. BNP hatte ihre Online-Banken in Frankreich und Italien im vergangenen Jahr mit großem Aufwand in "HelloBank" umbenannt - mit dem Vorsatz, zur Internet-Vollbank mit Girokonten und Tagesgeld zu werden. Das war auch für Deutschland geplant, 20 Millionen Euro wollte BNP in die Hand nehmen und fast eine halbe Million Kunden gewinnen. "Wir haben eine gute Reputation, wenn es um Wertpapiere geht, aber noch nicht für das Banking", hatte Friedrich damals gesagt. Wer heute aber "HelloBank" in Deutschland im Internet sucht, landet auf den Seiten von Cortal Consors, auf denen HelloBank nur als "Initiative" firmiert - eine Art Labor für die Bank der Zukunft.

BNP-Deutschland-Chef Camille Fohl bezeichnete die DAB-Bank-Übernahme als "einmalige Gelegenheit, um in Deutschland weiter zu wachsen". BNP Paribas hatte sich hierzulande immer wieder als Käufer um Filialbank-Netze bemüht, aber nie den letzten Schritt gewagt. HVB-Vorstandschef Theodor Weimer versucht gerade ein großes Filialnetz kleiner zu machen: aus 1200 sollen 600 werden. Künftig sollen die Kunden per Telefon und Video beraten werden. Die DAB mit ihrem weitgehend beratungsfreien Geschäftsmodell hatte da nicht mehr hineingepasst. In der Bilanz der HVB stand sie schon seit Jahren als reine Finanzbeteiligung. Ein Insider meint: "Es hätte keinen Sinn ergeben, das zusammenzuwerfen. Da hätte man nur das Geschäftsmodell der DAB kaputtgemacht."

Reuters