Willkommen zurück! Nachdem sich der DAX eine Auszeit von mehreren Monaten gegönnt hatte, in der es um satte 3000 Punkte nach unten ging, scheint der deutsche Leitindex da anzuknüpfen, wo er im April aufgehört hatte: Die Börsianer sind wieder im Aktienfieber. Allein im Oktober machte der DAX fast 1200 Punkte gut. Das entspricht einem Anstieg von 12,3 Prozent. Einige Marktbeobachter sehen die Aktienmärkte bereits im Jahresendrally-Modus.

Aus historischer Sicht passen Theorie und Praxis zusammen. Denn die Kursentwicklung des deutschen Aktienindex verläuft meist nach einem festen Muster: Auf den Ausverkauf im September folgt eine volatile Phase im Oktober, ehe der Index bis zum Jahresende kräftig aufdreht. Der Großteil der Kursgewinne fällt demnach im vierten Quartal an. Die Chancen, dass sich der im April 2009 gestartete Kursaufschwung fortsetzt, stehen also gut. Insgesamt dauert der Bullenmarkt nun schon mehr als 79 Monate  - eine längere Hausse gab es in der Geschichte des DAX noch nie.

Notenbanken treiben die Kurse weiter



Auslöser für die jüngste Rally waren einmal mehr die Notenbanken. In ihrem Versuch, die Schwäche der Weltwirtschaft zu überwinden, haben die wichtigsten Währungshüter rund um den Globus eine neue Runde an geldpolitischen Lockerungen eingeläutet. Los ging’s am 17. September, als die US-Notenbank Fed die von den meisten Börsianern erwartete Zinserhöhung erneut aufschob. Am 22. Oktober legte EZB-Chef Mario Draghi nach. Er signalisierte die Bereitschaft, das im März begonnene Programm zum Kauf von Staatsanleihen (QE) notfalls auszuweiten oder zeitlich zu strecken. Auch die chinesische und die japanische Notenbank geben Vollgas. Ob die Fed es sich angesichts der gewaltigen "Konkurrenz" leisten kann, im Dezember die Zinsen anzuheben, ist höchst fraglich. Geld bleibt also billig, die Zinsen unten -und der Anlagenotstand groß.

Zudem sind mittlerweile die Notenbanken selbst zu den größten Akteuren auf den globalen Aktienmärkten geworden. Laut einer Studie des Forschungsinstituts Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF), die bereits im Jahr 2014 veröffentlicht wurde, sind die weltweit rund 400 Zentralbanken sowie Staats- und Pensionsfonds in 162 Ländern an den Aktien- und Rohstoffmärkten mit insgesamt 29,1 Billionen Dollar engagiert. Allein 13,2 Billionen entfallen auf die Notenbanken. Der Betrag dürfte seit Erscheinen der Studie kaum kleiner geworden sein. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass diese gewaltigen Liquiditätsflüsse "potenziell zu überhitzten Preisentwicklungen in Aktien" beitragen können.

In der Tat sind in Teilbereichen der Finanzmärkte gewisse Tendenzen zu Spekulationsblasen nicht von der Hand zu weisen. Eine davon ist bereits geplatzt: Mitte des Jahres stürzten am chinesischen Aktienmarkt die Kurse in den Keller. Manche Experten sehen im Reich der Mitte ähnliche Tendenzen am Immobilienmarkt. Auch in deutschen Großstädten erreichen die Preise für Häuser und Wohnungen inzwischen schwindelerregende Höhen.

Auf Seite 2: Vereinzelte Bewertungsexzesse





Vereinzelte Bewertungsexzesse



Besonders krass geht es derzeit im Markt für Risikokapital zu. Vor allem in den USA pumpen Finanzinvestoren so viel Geld wie noch nie in Start-up-Unternehmen. Das treibt die Bewertungen nach oben. Beispielsweise wird der Zimmervermieter Airbnb inzwischen auf mehr als 25 Milliarden Dollar taxiert - mehr, als die Marriott-Gruppe mit ihren über 4200 Hotels auf die Waage bringt. Der 2009 gegründete Fahrdienst Uber ist auf dem Papier inzwischen sogar zwischen 60 und 70 Milliarden Dollar wert. Dem steht ein Nettojahresumsatz von circa zwei Milliarden gegenüber. Solch extreme Bewertungen werden an der Börse nur selten erreicht - am ehesten noch in der US-Biotechbranche und bei Aktien aus den Bereichen Internet und Social Media.

Für Anleger, die nicht jedem Trend hinterherlaufen wollen, ist die Börse aber nach wie vor höchst attraktiv. Denn das billige Geld ist noch längst nicht in jeder Ecke des Aktienmarkts angekommen. Auf der Suche nach Schnäppchen bietet sich eine Kennzahl an, die aus der fundamentalen Aktienanalyse nicht mehr wegzudenken ist: das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. Kaum eine andere Kennziffer lässt sich einfacher berechnen und ist derart aussagekräftig. Dabei wird der Kurs einer Aktie in Relation zum erwarteten Gewinn je Aktie gesetzt.

BÖRSE ONLINE hat die hauseigene Datenbank durchforstet und sich die gemessen am KGV günstigsten Aktien genauer angesehen. Grundsätzlich fällt auf, dass es trotz der Hausse noch Dutzende Dividendenpapiere gibt, die außerordentlich günstig bewertet sind: 87 der von uns regelmäßig analysierten 527 Aktien weisen ein KGV von weniger als zehn auf. Darunter sind mit BMW, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bank, Lufthansa und Volkswagen immerhin sechs DAX-Aktien. Neun weitere Papiere sind im MDAX und im SDAX gelistet. Lediglich aus dem TecDAX ist kein Titel dabei - die Aktien des Techindex sind für gewöhnlich teurer als beispielsweise Bluechips.

Doch blind zuzugreifen wäre grundlegend falsch. Denn das KGV kann auch irreführen, da die Kennziffer auf Schätzungen zum künftigen Gewinn eines Unternehmens beruht, die in der Regel von Analysten vorgenommen werden. Da niemand die Zukunft voraussagen kann, sind diese Prognosen naturgemäß mit großer Unsicherheit behaftet. Insbesondere bei scharfen Konjunktureinbrüchen wie 2008/09 können Gewinnprognosen schnell Makulatur werden. Dann gerät eine Aktie, deren KGV eben noch als unfassbar günstig galt, zu einem Rohrkrepierer.

Auf Seite 3: Billig ist nicht immer günstig





Billig ist nicht immer günstig



Beispiel Volkswagen: Der Autokonzern hat wegen des Abgasskandals erstmals seit mehr als 20 Jahren einen Quartalsverlust ausgewiesen und wird wohl auch in den kommenden ein bis zwei Jahren rote Zahlen schreiben. Da die Höhe der Verluste überhaupt noch nicht abschätzbar ist, haben Analysten diesen Umstand in ihren Prognosen noch nicht berücksichtigt. Daher ist das niedrige KGV des Autobauers also mit Vorsicht zu genießen. Auch bei Versorgeraktien wie RWE und Eon galt die auf den ersten Blick niedrige Bewertung in den vergangenen Jahren als Kaufargument. Doch der Kursverfall setzte sich ungebremst fort. Ein niedriges KGV kann also auch eine Art Warnhinweis sein: Billig ist eben nicht immer günstig!

Um das Risiko von Fehlgriffen zu reduzieren, sollten sich Anleger mit den vermeintlichen Schnäppchen ausgiebig beschäftigen, beispielsweise durch die Lektüre von Geschäftsberichten und Analystenkommentaren. Das machen wir für Sie regelmäßig. Zudem machen wir uns Jahr für Jahr in unzähligen persönlichen Gesprächen mit Vorständen und beim Besuch von Analysten- und Investorenkonferenzen ein Bild von der fundamentalen Verfassung der Unternehmen. All diese Faktoren flossen in unsere Auswahl der zehn KGV-Schnäppchen mit ein, die wir Ihnen im Rahmen dieser Story ausführlich vorstellen.



Auf Seite 4-13: Die Favoriten im Überblick





Adler Real Estate: Aggressive Expansion zahlt sich aus


KGV: 10,1



Mit dem geplanten Zusammenschluss von Vonovia und Deutsche Wohnen erreicht das Übernahmefieber in der deutschen Immobilienbranche einen neuen Höhepunkt. Kommt der 14 Milliarden Euro schwere Deal zustande, würde der Wohnungsbestand des größten deutschen Immobilienunternehmens von derzeit 370 000 auf mehr als 500 000 Wohnungen steigen. Auf etwa ein Zehntel davon bringt es Adler Real Estate. Damit spielt der Konzern zwar in einer anderen Liga, doch auch die Hamburger gehören zu den Konsolidierern der Branche. Durch zahlreiche Übernahmen hat sich der Wohnungsbestand allein seit Anfang 2014 ungefähr verfünffacht.

Grundsätzlich konzentriert sich Adler Real Estate auf den Auf- und Ausbau eines Bestands an Wohnimmobilien in ganz Deutschland. Dazu erwirbt das Unternehmen vor allem Portfolios beziehungsweise Beteiligungen, die vorzugsweise in B-Lagen deutscher Ballungsräume liegen und über nachhaltige Wertsteigerungspotenziale verfügen. Jüngster Coup ist die 24,8-prozentige Beteiligung an Conwert Immobilien  - ein Einkauf, den sich Adler Real Estate 285 Millionen Euro kosten lässt. Das Geld hierfür beschafft sich das Unternehmen derzeit mittels der Ausgabe einer Pflichtwandelanleihe. Experten halten sogar eine Komplettübernahme der Österreicher für möglich. Dafür müsste Adler Real Estate jedoch nochmals mehr als 800 Millionen Euro hinlegen. In der Vergangenheit haben die vielen Kapitalerhöhungen zur Finanzierung der Expansion dem Aktienkurs nicht geschadet. Und trotz aller Verwässerungen dürfte das Ergebnis je Anteilschein, das sich seit 2012 bereits vervielfacht hat, weiter zulegen. Die Neubewertung des Titels ist noch nicht abgeschlossen.





BMW: Heißer Reifen im Schatten des Skandals


KGV: 7,8



Commerzbank, Deutsche Bank, Eon und RWE - Beispiele für DAX-Aktien, bei denen das niedrige KGV Anleger in die Irre geführt hat, gibt es reichlich. Wer in den vergangenen Jahren eines dieser Papiere kaufte, sitzt heute in der Regel auf hohen Verlusten. Anders sieht es bei BMW aus. Auch die Anteilscheine des Autobauers gehören seit langer Zeit zu den am niedrigsten bewerteten Aktien im deutschen Leitindex. Doch im Gegensatz zu den Versorgern und Banken konnten Anleger hier meist Kursgewinne einfahren, wenn sie sich auf die Kennziffer KGV verlassen haben. Aktuell sind die im DAX notierten BMW-Stammaktien mit dem fast Zehnfachen der für 2016 von Analysten geschätzten Gewinne bewertet. Noch um einiges günstiger zu haben sind die BMW-Vorzüge. Gemessen am KGV von 7,8 notiert der Titel mit einem Abschlag von fast 22 Prozent gegenüber den Stämmen.

Der Bewertungsabschlag geht auf das fehlende Stimmrecht bei Hauptversammlungen zurück. Doch für Privatanleger dürfte dieser Aspekt ohnehin kaum eine Rolle spielen, weshalb sie durchaus bei der günstigeren Aktiengattung zugreifen können. Anders als Volkswagen stehen die Münchner operativ hervorragend da - und das nicht erst seit dem Abgasskandal. Befürchtungen, wonach im Zuge dessen die Nachfrage nach Diesel-Pkw auch bei BMW sinken könne, haben sich bislang nicht bestätigt. Gut so, denn 73 Prozent der verkauften BMW-Fahrzeuge in Deutschland waren im vergangenen Jahr Diesel. Weltweit liegt der Dieselanteil der Münchner bei 38 Prozent. Auch die Nachfrage nach dem Elektroauto i3 und dem Hybridsportwagen i8 zog zuletzt an. Wie kürzlich angekündigt, will der Konzern schon bald ein weiteres elektrisches i-Modell auf den Markt bringen.





Deutsche Pfandbrief: Günstiger Finanzierer


KGV: 9,0



Für die Deutsche Pfandbriefbank lief in diesem Jahr bisher eigentlich fast alles nach Plan. Im Juli hat das Überbleibsel der einst verstaatlichten Hypo Real Estate trotz des widrigen Marktumfelds einen erfolgreichen Börsengang gefeiert. Ausgegeben zu 10,75 Euro, startete die Aktie mit 11,45 Euro in den Handel. Danach erreichte der Kurs in der Spitze bis zu 12,35 Euro. Quasi als Belohnung gelang dem Immobilienfinanzierer im September der Aufstieg in den MDAX. Vom Zahlenwerk zeigten sich Börsianer indes nicht vollends überzeugt. Das Neugeschäft stieg per Ende Juni zwar kräftig von 4,3 auf sechs Milliarden Euro, doch warnte Co-Vorstandschef Andreas Arndt vor dem Wettbewerbsdruck in der gewerblichen Immobilienfinanzierung. Gleichzeitig bestätigte der Manager aber die Gesamtjahresprognosen und stellte klar, dass sich das Unternehmen auf keinen Preiskampf einlassen werde. Zeigt die Deutsche Pfandbriefbank die von ihr erwarteten Verbesserungen im Hinblick auf den Portfolioumbau, sollte sich die Unterbewertung der Aktie nach und nach abbauen. Der Wettbewerber Aareal Bank wird aktuell mit einem KGV-Aufschlag von knapp 20 Prozent gehandelt.





Daimler: Rasante Erholung


KGV: 8,9



Erst die Angst vor einem Absatzeinbruch in China, dann der Volkswagen-Abgasskandal: Aktionäre von Daimler brauchten in den vergangenen Monaten starke Nerven. Da half es auch nichts, dass sie ein Dividendenpapier mit einem einstelligen KGV im Depot liegen hatten - der Verkaufsdruck war einfach zu stark. Gegenüber dem im März erreichten Jahreshoch hatte die Aktie in der Spitze 35 Prozent verloren. Nun mehren sich jedoch die Anzeichen, dass der Kurssturz übertrieben war. Die Daimler-Aktie konnte zuletzt deutlich Boden gutmachen. Dabei halfen neben dem starken Gesamtmarkt auch solide Quartalszahlen. Erfreulich ist vor allem, dass sich Daimler vom branchenweit schwächelnden Absatz in China positiv absetzen kann. Per Ende September hat der Konzern im Reich der Mitte 277 000 Autos verkauft. Das entspricht einem Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt will Daimler in diesem Jahr in China mehr als 300 000 Fahrzeuge absetzen. Für einen Wermutstropfen sorgte das schwächelnde Lkw-Geschäft in Lateinamerika. Doch bleiben neue Hiobsbotschaften aus der Branche aus, dürfte die Aktie ihre Erholungstour fortsetzen.



Fintech Group: Stürmische Wende


KGV: 8,4



In der Finanzbranche ist Fintech das neue Zauberwort. Experten verstehen darunter den intelligenten Einsatz moderner Technologien auf dem Gebiet der Finanzdienstleistungen. Dazu gehören klassische Bankdienstleistungen wie Kontoverwaltung, Kreditvergabe, Geldanlage und Versicherung sowie mobile Bezahlsysteme, digitale Währungen, Crowdfunding oder Onlineplattformen zur Kreditvermittlung. So gesehen hat die Fintech Group genau den richtigen Namen gewählt. Neben dem angestammten Onlinebrokerage-Geschäft baut das Unternehmen derzeit das Geschäft mit Unternehmenskunden auf.

Dazu ist Fintech eine Beteiligung am Xcom-Konzern eingegangen, der über seine Tochter BIW auch eine Banklizenz hält. Auch dank des Zukaufs sind die Neukundenzahlen zuletzt stark gestiegen: Insgesamt erreicht die Gruppe rund 200 000 Kunden - eine Steigerung von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll 2015 von minus acht Millionen auf plus 20 Millionen Euro drehen, 2016 sollen es 35 Millionen sein. Wie wir hören, sollen derzeit einige Analystenstudien in Arbeit sein, die bald veröffentlicht werden sollen. Das könnte für frische Impulse sorgen.





Lang & Schwarz: Florierender Händler


KGV: 8,4



Im Herbst 2013 begann der Kursaufschwung der Lang & Schwarz-Aktie. Ungefähr zeitgleich trat wikifolio.com seinen Siegeszug an. An der Social-Trading-Plattform, auf der Profi- und Amateurhändler ihre Strategien veröffentlichen und Anleger investieren können, ist Lang & Schwarz mit fünf Prozent beteiligt. Zudem fungiert der Wertpapierdienstleister als Emittent der den Wikifolios zugrunde liegenden Zertifikate. Deren Wachstum ging explosionsartig vonstatten: Allein in den drei Zertifikaten, die sich auf die Wikifolios von BÖRSE ONLINE und €uro am Sonntag beziehen, haben Anleger aktuell fast 20 Millionen Euro investiert. Insgesamt sind es über 120 Millionen Euro.

Zu guter Letzt wickelt Lang & Schwarz auch den Handel der den Wikifolios zugrunde liegenden Wertpapiertransaktionen ab. An jedem Kauf und Verkauf, den die Trader durchführen, verdienen die Düsseldorfer mit. Bislang sind fast sieben Milliarden Euro Umsatz über die Plattform abgewickelt worden. Entsprechend schnellte das Ergebnis je Aktie von minus 0,05 Euro 2012 auf 1,58 Euro 2014 nach oben. Für 2016 rechnen wir mit 2,00 Euro. Daraus errechnet sich ein KGV von 8,4.





Heidelberger Druck: Heißer Turnaround


KGV: 9,5



Bei Turnaround-Storys ist es mit der KGV-Betrachtung so eine Sache. Wenn ein Unternehmen kurz vor dem Sprung in die schwarzen Zahlen steht, sind Schätzungen für künftige Gewinne mit besonders großer Unsicherheit behaftet. Relativ belastbar sind hingegen die Prognosen bei Heidelberger Druck. Denn der Druckmaschinenhersteller hat starke Zahlen für das erste Geschäftsquartal 2015/16 (April bis Juni) vorgelegt: Der operative Gewinn lag bei 28 Millionen Euro, nach einem Verlust von elf Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. "Wir sind auf einem guten Weg. Die Maßnahmen der strategischen Neuausrichtung tragen zunehmend Früchte, das Portfolio ist weitestgehend bereinigt, unsere optimierte Finanzierungsstruktur steht, wir haben das Gros unserer Hausaufgaben gemacht", sagt Heideldruck-Finanzchef Dirk Kaliebe.

Analysten gehen davon aus, dass das Ergebnis von minus 0,29 Euro je Aktie im vergangenen Jahr auf plus 0,28 Euro 2016 drehen wird. Daraus errechnet sich ein KGV von knapp über 9. Grundlage für den Optimismus sind auch die prall gefüllten Auftragsbücher. Ob sich der Orderboom fortgesetzt hat, wird sich mit Vorlage der Zahlen am 13. November zeigen.



Surteco: Zweite Chance


KGV: 8,9



Mehr als 20 Jahre hatte Surteco die Süddekor-Gruppe im Visier, Ende 2013 kam der Konzern endlich zum Zug. Seit der Übernahme ist der Hersteller von Oberflächenmaterialien für die Möbelindustrie mit der Integration beschäftigt. Reagierten Börsianer anfangs euphorisch und sorgten dafür, dass sich der Aktienkurs bis Anfang 2014 glatt verdoppelte, ist nun Ernüchterung eingekehrt. Der Titel fiel fast aufs Ausgangsniveau zurück. Denn die in Aussicht gestellten Synergien lassen auf sich warten. Die Umsetzung von Maßnahmen beim Materialeinkauf und zur Vereinheitlichung von Papiertypen in unterschiedlichen Fertigungsanlagen dauert noch. Für 2015 sollten sich Anleger also keine großen Hoffnungen auf Margenverbesserungen machen. Dennoch soll der Vorsteuergewinn laut Management "deutlich über dem ausgewiesenen Wert von 22,3 Millionen Euro aus 2014" landen. Besser sieht es für 2016 aus. Wenn dem neuen Vorstandschef Herbert Müller die erfolgreiche Eingliederung gelingt, steht ein Gewinnsprung an. Das Potenzial ist groß: Die ursprünglich versprochenen Kostenverbesserungen sollten sich auf bis zu 24 Millionen Euro belaufen. Insofern bietet der Kursrücksetzer eine zweite Chance.





Talanx: Konzernumbau sorgt für Bewertungsschub


KGV: 9,2



Aktien von Versicherungskonzernen wird an der Börse generell ein niedrigeres KGV zugestanden als beispielsweise Industrieunternehmen. Schuld daran ist auch das Niedrigzinsumfeld. Der Druck, für Anleger und Versicherungsnehmer angemessene Renditen auf das investierte Kapital zu erzielen, ist immens. An vorderster Front kämpfen die Lebensversicherer. Denn die Garantiezinsen von drei Prozent und mehr, die in Altverträgen festgeschrieben sind, können sie mit vergleichsweise sicheren festverzinslichen Anlagen wie deutschen Staatsanleihen nicht erreichen. Der Talanx-Konzern hat daher einen radikalen Schritt getan und das defizitäre Lebensversicherungsgeschäft eingestellt und bilanziell bereinigt. Nun gilt es für das Management, das Ruder im Geschäft mit Industrieversicherungen herumzureißen. Die Pläne dazu hat Talanx Mitte September vorgestellt. Erhebliches Potenzial für profitables Wachstum sieht der Konzern im internationalen Geschäft, wo die Bruttoprämie bis 2019 durchschnittlich um mehr als fünf Prozent pro Jahr steigen soll.

Auf diese Aussagen hin hat die Commerzbank die MDAX-Aktie von "Halten" auf "Kaufen" heraufgestuft. Die Lösung der operativen Probleme des Versicherers brauche zwar etwas Zeit, dafür sei das Papier derzeit aber preiswert zu haben, so die Analysten. Das gilt auch jetzt noch, obwohl das von der Commerzbank von 26,50 auf 30,00 Euro angehobene Kursziel bereits fast erreicht wurde. Denn auf aktueller Basis beträgt das KGV lediglich 9,2. Bis zum Buchwert von 30,39 Euro je Anteilschein ist auf jeden Fall noch Luft. Sollte das Ergebnis je Aktie 2016 tatsächlich in die von Analysten erwarteten 3,16 Euro je Aktie vordringen, kann es auch noch weiter nach oben gehen.





W & W: Attraktiver Nebenwert vor der Entdeckung


KGV: 6,3



Bereits seit April dieses Jahres ist die Aktie von Wüstenrot & Württembergische (W & W) Mitglied in unserem Nebenwerte-Wikifolio. Doch der erhoffte Kursaufschwung lässt noch auf sich warten. Die Papiere notieren gegenüber unserem Kaufkurs leicht im Minus. An der operativen Entwicklung liegt es nicht. Zuletzt machte der Konzern Mitte Juli mit der Erhöhung der Prognose für das Konzernergebnis 2015 positiv von sich reden. Demnach soll sich der Jahresüberschuss voraussichtlich in einer Bandbreite von 200 bis 240 Millionen Euro bewegen. Bis dahin hatte die Gesellschaft einen Gewinn von rund 200 Millionen Euro vorhergesagt. Die Anhebung der Prognose beruhte auf dem positiven Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr 2015, einem Sondereffekt sowie einem günstigeren Schadensverlauf im Kraftfahrtgeschäft. Kernkompetenz ist das Bauspar- und Baufinanzierungsgeschäft - eine Sparte, die dank der Niedrigzinsen derzeit boomt.

Daneben bietet W & W Leistungen für Vermögensbildung, Zukunftssicherung und Risikoschutz an. Mit der Einführung neuer Produkte im Bereich Privatrente oder einem aus Tagesgeld- und Investmentanlage kombinierten Paket hat sich der Vorsorgespezialist weiter an die Wünsche seiner mehr als sechs Millionen Kunden angepasst. Die Strategie schlägt sich in einem florierenden Neugeschäft nieder. Angesichts dieser Entwicklung und der niedrigen Bewertung sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Aktie von den Börsianern entdeckt wird. Mit der Vorlage des Zwischenberichts am 12. November und der Teilnahme am "LBBW German Company Day" in London am selben Tag besteht dazu die nächste Gelegenheit. Die niedrige Bewertung ließe jedenfalls deutlich höhere Kurse zu.