Gleichzeitig müssten die laufenden Kosten in den Werken weltweit pro Jahr um fünf bis sechs Prozent sinken. Das soll Schäfer zufolge unter anderem durch eine neue Produktionsstruktur erreicht werden. Auch über flexiblere Arbeitszeit werde mit den Betriebsräten verhandelt, ein Beschäftigungsabbau sei aber nicht geplant.

Das Investitionspaket ist für Daimler das umfangreichste seit Jahren. Es ist notwendig, da die Stuttgarter bereits seit 2012 mehrere neue Modelle, zuletzt den Geländewagen GLA, auf den Markt gebracht haben und bis 2020 zwölf weitere Neuheiten folgen sollen. Daimler-Chef Dieter Zetsche will so den Thron des führenden deutschen Premiumherstellers zurückerobern, den Mercedes vor fast zehn Jahren verloren hat. Inzwischen ist BMW die Nummer eins, die Volkswagen-Tochter Audi an zweiter Stelle.

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SINDELFINGEN HÖRT AUF BREMEN

Schäfer, der nach dem Weggang von Produktionsvorstand Andreas Renschler vor einem halben Jahr Produktionschef wurde, ändert jetzt die Strukturen. Die Fabriken weltweit werden in Gruppen zusammengefasst, die sich nach den verschiedenen Plattformen richten: So eint die Oberklassewagen der Heckantrieb, Kompaktwagen haben alle Frontantrieb. So wie diese haben auch Gelände- und Sportwagen gleiche Bauteile, durch die sich Kosten senken lassen. Entsprechend wird jetzt das Management organisiert. Für die vier Gruppen wurden neue Leiter ernannt, die Werksleiter an den einzelnen Standort wurden abgeschafft. So wird das größte Werk Sindelfingen, das mit der S-Klasse das hochrentable Flagschiff-Produkt baut, künftig aus Bremen gesteuert. Als Sindelfingen vor einigen Jahren die Produktion der C-Klasse abgeben musste, gab es massive Proteste. Jetzt ist es Schäfer zufolge kein Tabu mehr, dass die Nobelkarosse auch im Ausland gebaut werden kann - so wie die C-Klasse weltweit auf vier Kontinenten vom Band läuft.

Anpacken will der neue Produktionschef auch das Thema Fertigungstiefe - also den Anteil an einem Auto, den der Hersteller selbst produziert. Mercedes fertigt noch viele Teile wie Achsen oder Getriebe, die andere Autobauer zukaufen. Nach Berechnung des Londoner Analysehauses International Strategy & Investment stellt Daimler deshalb pro Beschäftigtem nur sechseinhalb Autos im Jahr her, während es bei BMW zehn und bei Audi 13 sind. Schäfer will nach eigenen Worten nun alles auf den Prüfstand stellen und etwa den Karosseriebau zum Teil auslagern.

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INVESTITIONEN IN DEUTSCHE WERKE

Auch die anderen Premiumhersteller stecken Milliarden in neue Modelle. BMW hatte in den Jahren vergangenen zwei Jahren rund zwei Milliarden Euro in seine deutschen Fabriken investiert. In den kommenden Jahren will der Autobauer nach Angaben aus dem Konzernumfeld rund 700 Millionen Euro in sein Stammwerk in München stecken. Im Gegenzug sollen die Mitarbeiter einen Sparbeitrag leisten: Die bezahlten Pausenzeiten sollen von 50 Minuten auf insgesamt 45 Minuten reduziert werden. Audi will von 2014 bis 2018 insgesamt rund 22 Milliarden Euro in neue Modelle und Technologie und in den Ausbau des Produktionsnetzes stecken. Mehr als die Hälfte davon entfällt auf die deutschen Standorte Ingolstadt und Neckarsulm.

Reuters