Für Daimler-Aktionäre waren die vergangenen Tagen nervenzehrend. Tagelange drückte sich die Aktie an der wichtigen 200-Tage-Linie herum. Von dort hätte es zügig in Richtung 56 bis 58 Euro gehen können. Doch mit der Vorlage der Zahlen heute morgen ist das erst mal vom Tisch.

Im zweiten Quartal verbesserten die Schwaben den operativen Gewinn (Ebit) gegenüber dem Vorjahr um satte zwölf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Beim Umsatz reichte es zu einem Plus von sechs Prozent auf 31,54. Analysten hatten dagegen ein Ebit von lediglich 2,2 Milliarden Euro bei 31,75 Milliarden Euro Umsatz erwartet. "Wir wachsen profitabel, unsere Strategie trägt Früchte", frohlockte Vorstandschef Dieter Zetsche heute morgen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Tatsächlich zahlt sich die Modelloffensive der Stuttgarter nun immer klarer aus. Mit der neuen S-Klasse, der komplett neuen Baureihe GLA und der seit dem Frühjahr verfügbaren schnieken C-Klasse räumt die Marke mit dem Stern derzeit ordentlich ab. Und das ist noch lange nicht das Ende. Denn nach dem Produktionsstart der volumenstarken C-Klasse im Bremer Werk im Februar läuft die Fertigung inzwischen auch in London und Tuscaloosa (USA). Demnächst kommt auch noch Peking dazu. Und im Herbst kommt auch noch der beliebte C-Klasse-Kombi (T-Modell) auf den Markt.

Mit dem Rückenwind der rund sanierten Modellpalette und des umfassenden Sparprogramms in steigt endlich auch die Rendite. Operativ verbesserte Mercedes-Benz Cars die Marge gleich um 150 Basispunkte auf 7,9 Prozent. Zwar blieben bei BMW und Audi im ersten Quartal 9,5 beziehungsweise 10,1 Prozent (Audi) vom Umsatz hängen. Und bis zum von Zetsche ausgegebenen Ziel von zehn Prozent ist es für Mercedes noch ein weiter Weg. Aber die Schwaben sind auf dem richtigen Weg.

Das gilt auch für die anderen Sparten. Bei der zweitgrößten Konzernsparte Daimler Trucks zog das operative Ergebnis um fünf Prozent auf 455 Millionen Euro an, bei Vans um 19 Prozent auf 242 Millionen und bei den lange defizitären Bussen gleich zum 85 Prozent auf 50 Millionen.

Angesichts der positiven Entwicklung gab sich Zetsche für die nächsten Monate optimistisch: Im zweiten Halbjahr soll das operative Ergebnis höher liegen als der Halbzeit-Wert von 4,53 Milliarden Euro. Damit peilt der Konzern mindestens neun Milliarden Euro an. Das deckt sich mit den Analysten-Erwartungen. Investoren nahmen die Zahlen am Vormittag zunächst positiv auf und trieben die Aktie nach oben. Am Nachmittag setzten dann Gewinnmitnahmen ein. Zudem dürften Aussagen von Finanzchef Bodo Uebber den Kurs belastet haben. In einer Telefonkonferenz mit Analysten hatte Uebber erklärt, der starke Euro würden den Konzern-Gewinn im laufenden Jahr um eine Milliarde Euro drücken.

Auf Seite 2: Wohin die Aktie laufen kann, welcher Stopp sich anbietet

Einschätzung der Redaktion Daimler bleibt weiter auf Kurs. Zwar ist der Konzern in seiner wichtigsten Sparte Mercedes-Benz Cars mit 7,9 Prozent Marge vom Langfristziel von zehn Prozent deutlich entfernt. Aber mit dem Rückenwind der neuen Modelle und der deutlich verbesserten Verfügbarkeit der volumenstarken C-Klasse und der steigenden Kostenvorteile aus der Plattformstrategie dürfte es beim operativen Ergebnis noch mal deutlich nach oben gehen. Mittelfristig dürfte zudem eine neue Sparrunde für eine zusätzliche Ergebnisverbesserung sorgen.

Fundamental ist die Aktie mit einem 2015er KGV von 9,7 attraktiv bewertet. Auch charttechnisch hat sich die Lage gerade wieder deutlich aufgehellt. Die 200-Tage-Linie hat gehalten. Der seit Anfang Juli bestehende kurzfristige Abwärtstrend wurde heute nach oben durchbrochen. Kurzfristig kann die Aktie bis in die Widerstandszone bei 70 bis 71 Euro laufen. Unser Kursziel: 80 Euro. Stopp bei 63,50. Kaufen.