Wer im Börsenjahr 2014 darauf setzte, dass sich die europäische Konjunktur belebt, wurde einmal mehr enttäuscht. Die strukturellen Reformen in den Peripherieländern der Eurozone lassen weiter auf sich warten. Dazu schwächte sich im Jahresverlauf das Wachstum in der deutschen Wirtschaft ab. Und zum Jahresende flammt nun die Sorge vor einer erneuten Verschärfung der Eurokrise durch Griechenland auf.

Überschaubares Wachstum in Europa und eine behutsame Neuausrichtung der Geldpolitik durch die US-Notenbank - das sind die Trends, die Finanzexperten für 2015 erwarten. "Viel Geldpolitik, aber wenig Wachstum", ist das Resümee von Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank für die Eurozone. Deutschlands größtes Geldhaus erwartet 2015 für die Region ein Wirtschaftswachstum, das bei 0,8 Prozent stagniert, und ist damit skeptischer als der Durchschnitt der 24 von BÖRSE ONLINE befragten Banken (0,92 Prozent).

Eine erneute Verschärfung der Eurokrise - für Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank, bildet dieses Szenario "ein wunderbares Alibi" für die Europäische Zentralbank, ihre Geldpolitik weiter zu lockern und Staatspapiere aufzukaufen. Mit dem Hinweis darauf, dass ein solcher Schritt den Fortbestand der Eurozone sichern werde. Zugleich gehe es darum, über niedrige Zinsen und Neuverschuldung die Konjunktur zu stützen. Ein gutes Risiko-Rendite-Profil bieten in diesem Marktumfeld Unternehmen, die das Niedrigzinsumfeld für Investitionen in die internationale Expansion nutzen.

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Fünf Überflieger in Sicht

So hat Fiat Chrysler über eine Kapitalerhöhung und die Ausgabe einer Wandelanleihe umgerechnet 4,7 Milliarden Euro eingesammelt. 48 Milliarden will Konzernlenker Sergio Marchionne bis 2018 investieren, um Fiat wieder als internationale Topmarke zu etablieren. Dazu ist für 2015 der Börsengang der Tochter Ferrari geplant. Langfristig bietet der aktuelle Kursrücksetzer eine gute Einstiegschance.

Mit der günstigen Aktienbewertung, anziehenden Gewinnmargen und einem deutlich geschrumpften Schuldenberg präsentiert der Autozulieferer Valéo eine Reihe von Kaufargumenten. Für die Franzosen zahlt sich aus, dass sie die Krise von 2009 als Chance genutzt und die Produktpalette auf Schadstoffverringerung ausgerichtet haben. Substanzstark mit einer langfristig sicheren Dividendenrendite zeigt sich indes Rosenbauer. Die Firma zählt zu den führenden Herstellern von Feuerwehr- und Löschfahrzeugen und ist mit einem Service- und Vertriebsnetz in mehr als 100 Ländern präsent. Die Brandschutzbestimmungen in öffentlichen Einrichtungen und Flughäfen, deren Zahl weiter wächst, spielen den Österreichern in die Karten.

Eine lukrative Marktnische besetzt auch der dänische Schmuckhändler Pandora mit seinen Armbändern und Silberanhängern. Zuletzt expandierte Pandora vor allem auf dem US-Markt und profitiert damit von der steigenden Kauflust der Privathaushalte. Von konjunkturellen Schwankungen kaum betroffen ist der Pharmasektor. Hier zählt Novartis zu den Konzernen, denen es am besten gelingt, drohende Patentabläufe mit neuen Medikamenten mit Milliardenpotenzial mehr als zu kompensieren.

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