In das Beuteschema von David Tepper und seinem Hedgefonds Appaloosa Management fallen vor allem zahlungsgestörte Anleihen. Deshalb passt sein Investment in Aktien von Kinder Morgan, einem Betreiber von Öl- und Gaspipelines, auf den ersten Blick nicht ins Konzept. Wer in diese Konstellation tiefer einsteigt, erkennt aber, dass man die Aktien auch als zahlungsgestörtes Papier betrachten kann.

Im Februar hatte Tepper den Kauf von 9,4 Millionen Aktien für rund 15 Dollar gemeldet. Aktuell notiert der Wert bei fast 18 Dollar. Ein schneller Gewinn. Doch damit dürfte sich der Milliardär nicht zufriedengeben. Sonst hätte Appaloosa nicht auch einen größeren Block Optionsscheine erworben. Die haben einen Basispreis von 40 Dollar und laufen noch bis zum Mai 2017.

Zumindest die Historie lässt selbst die Spekulation mit dem Optionsschein nicht vollständig unwahrscheinlich erscheinen. Die Aktie notierte nämlich noch vor einem Jahr bei über 40 Dollar. Kinder Morgan hatte die Baisse bei Energiepreisen relativ lang unbeschadet durchstanden. Das lag daran, dass die Einnahmen nicht so stark unter Druck gerieten und die Investoren auf die hohe Dividende schielten, die einen Boden unter den Kurs legte.

Kurssturz nach Dividendenkürzung



Als im vergangenen Dezember dann die Quartalsdividende geviertelt wurde, stiegen die Aktionäre im großen Stil aus, der Kurs hat sich gegenüber den Spitzenwerten mehr als halbiert. Für jemanden wie Tepper, der vor allem die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens analysiert, ist ein Dividendenausfall jedoch erst einmal kein negatives Ereignis.

Eigentlich kann er sogar wertsteigernd sein, weil Kinder Morgan das gesparte Geld - immerhin mehr als drei Milliarden Dollar - zum Schuldenabbau nutzen kann. Das Reich, das 130 000 Kilometer Pipelines umfasst, ist vor allem durch Akquisitionen entstanden. Das Unternehmen hat rund 40 Milliarden Dollar auf der Sollseite. Die Fälligkeitsstrukturen sind vor allem in den kommenden sechs Jahren mit Rückzahlungsverpflichtungen von bis zu drei Milliarden Dollar pro Jahr anspruchsvoll. Eine hohe Ausschüttung ist nur möglich, wenn der Kapitalmarkt für Refinanzierungen offen ist. Doch was passiert, wenn dies nicht der Fall ist? Kinder Morgan hat - vor allem durch reguliertes Geschäft - so hohe Einnahmeüberschüsse, dass eine Refinanzierung aus eigener Kraft nun ohne Probleme möglich ist. Damit ist das Unternehmensrisiko niedriger, als im Kurs zum Ausdruck kommt. Die zahlungsgestörte Aktie kann aus eigener Kraft die volle Dividendenfähigkeit erlangen. Drehen die Energiemärkte zudem wieder nach oben, kann das schnell möglich sein.

Die Aktie ist für kurzfristig ausgerichtete Anleger auch eine Wette auf Stabilisierung der Energiepreise auf höherem Niveau. Wegen dieses Aspekts eignet sich der Wert eher für risikobereite Naturen.