Nichtsdestotrotz steuert der Dax auf die neunte Gewinnwoche in Folge zu - seit Mitte Januar hat er um gut 22 Prozent zugelegt, davon allein in der vergangenen Woche bisher 2 Prozent. Triebfeder ist das gigantische Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank. Der zugleich schwache Euro hilft zudem der Exportwirtschaft und treibt auch von dieser Seite her die Börsen weiter an.

Der MDAX stieg zuletzt um 0,21 Prozent auf 20 725,55 Punkte. Bei 20 832 Punkten hatte auch der Index der mittelgroßen Werte einen neuen Rekord aufgestellt. Der TecDAX legte um 0,27 Prozent auf 1647,06 Punkte zu. Der Eurozonen-Index EuroSTOXX 50 gab um 0,11 Prozent nach.

'DIE UHR TICKT'

"Es braucht keine besonderen Fähigkeiten, um zu merken, dass der Dax sich in zu kurzer Zeit zu weit nach oben gewagt hat", sagte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar". Noch seien es zwar nur wenige, die ab und zu Gewinne einstrichen und das hohe Niveau zeige sich stabil, "doch die Uhr tickt", warnte er.

Während der Dax immer neue Höhen erreicht, sinkt parallel dazu der Euro. Am Donnerstag rutschte die Gemeinschaftswährung kurzzeitig unter 1,05 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Anfang 2003. Aktuell wird der Euro bei 1,058 Dollar gehandelt.

COMMERZBANK-AKTIE PROFITIERT VON BEIGELEGTEM RECHTSSTREIT

Unter den Einzelwerten im Dax waren die Anteilsscheine der Commerzbank Favorit mit plus 4,00 Prozent und führten auch den leicht schwächelnden europäischen Banksektor an. Ihnen kam die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten in den USA zugute. Zwar seien die vereinbarten Zahlungen von insgesamt 1,45 Milliarden Dollar hoch, doch habe es zuvor entsprechende Spekulationen gegeben, hieß es am Markt. Zudem könne sich die Bank nun wieder aufs Geschäft fokussieren, kommentierte Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet.

Nach gut zehn Prozent Kursgewinn in drei Tagen hielten sich im MDax die Osram-Titel mit minus 0,09 Prozent recht stabil. Ein Interview mit Finanzchef Klaus Patzak am Dienstag hatte die Aktie laut Börsianern beflügelt. Patzak hatte gesagt, jeder Geschäftsbereich des Lichtspezialisten müsse auch für sich allein stehen können. Das löste erneut Fantasie über den Verkauf von Geschäftsteilen aus, was wiederum laut dem "Platow-Brief" den Aufsichtsrat verärgert hat. Das Unternehmen stellte klar, dass es Aussagen zur künftigen Strategie wie geplant bis Juni geben werde.

EVOTEC GEWINNT WEITEREN FORSCHUNGSPARTNER

Die Anteilsscheine von Evotec profitierten mit 1,05 Prozent davon, dass das Biotechnologie-Unternehmen eine weitere Firma als Forschungspartner gewonnen hat. Das US-Unternehmen Second Genome will zusammen mit Evotec mögliche Ansatzpunkte für die Behandlung von Krankheiten finden, die in Zusammenhang mit sogenannten Mikrobiomen stehen. Ein Microbiom stellt die Gesamtheit aller Microorganismen wie etwa Bakterien oder Pilze dar, die jeden einzelnen Mensch besiedeln.

Beim IT-Dienstleister Bechtle stand hingegen die Unternehmensprognose für 2015 im Fokus. Nach einem Rekordjahr stellt sich der TecDax-Konzern auf ein schwächeres Wachstumstempo ein. Es bleibt aber das Ziel, erneut bei Umsatz und Ergebnis zuzulegen und Marktanteile zu gewinnen. Die Aktie reagierte mit Gewinnabgaben und legte zuletzt nur noch um 0,41 Prozent zu./ck/das

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---