Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) geht mit der Deutschen Bank hart ins Gericht. Das Institut trage unter den wichtigsten Banken der Welt das größte Risiko für das gesamte Finanzsystem, heißt es im Deutschland-Bericht des Fonds, der in Washington veröffentlicht wurde. "Unter den global systemrelevanten Banken scheint die Deutsche Bank am meisten zu systemischen Risiken beizutragen, gefolgt von HSBC und Credit Suisse."

Die Aktien der Deutschen Bank, die seit der Brexit-Entscheidung unter Druck stehen, beschleunigten am Donnerstag ihre Talfahrt. Sie fielen um bis zu 4,8 Prozent auf ein Rekordtief von 12,05 Euro. "Ein neuer Tag mit einer neuen negativen Geschichte für die Deutsche Bank", sagte ein Händler.

Die Äußerungen von IWF und Fed unterstreichen, wie schwierig der Umbau des Frankfurter Geldhauses für den seit einem Jahr amtierenden Vorstandschef John Cryan wird. Zuletzt hatten die Bankenaufseher in den USA und Deutschland dem Geldhaus wegen schwacher IT-Systeme und mangelnder Geldwäscheprävention Bußgelder aufgebrummt. Cryan selbst hat nach seinem Amtsantritt die "lausige IT" des Instituts angeprangert und Verbesserungen versprochen.

Die Deutsche Bank habe seit der erstmaligen Teilnahme am US-Stresstest 2015 Fortschritte gemacht, erklärte die Fed. Es gebe aber nach wie vor große Mängel, etwa bei der Bewertung von Risiken und der Daten-Infrastruktur. Weil die Deutsche-Bank-Tochter beim US-Stresstest (CCAR) durchgerasselt ist, darf sie keine Gewinne aus dem Land abziehen. Für die Frankfurter halten sich die Auswirkungen aber in Grenzen. Bei der gestesteten Tochter handelt es sich um eine vergleichsweise kleine Gesellschaft. Sie ist in den USA lediglich für den Zahlungsverkehr und die Vermögensverwaltung zuständig und macht konzernweit nur rund drei Prozent der Bilanzsumme aus.

REAKTION AUF LEHMAN-PLEITE



Ab Freitag fasst das Geldhaus einen Großteil seiner US-Aktivitäten - darunter das Investmentbanking - in der neuen Dachgesellschaft DB USA Corporation zusammen. Diese wird 2018 erstmals öffentlich am Fed-Stresstest teilnehmen. Die Kapitalausstattung der Bank in den USA habe nie infrage gestanden, sagte Bill Woodley, der Chef der neuen Dachgesellschaft. "Wir begrüßen, dass die Federal Reserve Fortschritte festgestellt hat und werden die in diesem Jahr gewonnenen Erkenntnisse umsetzen, um unseren Kapitalplan für künftige CCAR-Prozesse zu verbessern."

Der US-Stresstest wurden 2009 eingeführt und soll sicherstellen, dass sich eine Finanzkrise wie nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 nicht wiederholt. In einem ersten Teil wurde geprüft, ob die Kapitalpolster der Banken dick genug sind, um eine neue Krise zu verkraften. Diesen Test meisterten alle 33 teilnehmenden Geldhäuser. Bei der weitergehenden Prüfung, deren Ergebnisse in der Nacht auf Donnertag veröffentlicht wurden, wurden interne Kontrollen und das Risikomanagement unter die Lupe genommen.

Neben der Deutschen Bank fiel dabei auch die US-Sparte der spanischen Großbank Santander durch. Sie scheiterte bereits das dritte Jahr in Folge. Das US-Institut Morgan Stanley bekam nur unter Vorbehalt grünes Licht. Die anderen 30 geprüften Großbanken bestanden. Santander-Chefin Ana Botin hatte im Januar angekündigt, die Probleme der Bank in den USA innerhalb von zwei Jahren zu beheben, und anschließend einen Verkauf des Geschäfts zu prüfen. Die Bank mache bei der Verbesserung ihrer Systeme Fortschritte, erklärte Scott Powell, der Chef der amerikanischen Santander-Tochter.