Geteiltes Echo auf die Umbaupläne der Deutschen Bank: Während Aktionäre und Analysten jubeln, hat die Politik Bauchschmerzen. Im Fokus steht das extremste von drei Modellen, die der Aufsichtsrat Ende vergangener Woche Finanzkreisen zufolge diskutiert hat - eine Komplettabspaltung des gesamten Filialgeschäfts. Das würde faktisch eine Zerlegung von Deutschlands größtem Geldhaus bedeuten. Sollte es tatsächlich so kommen, stünden am Ende eine Privatkundenbank und eine Investmentbank mit angeschlossener Vermögensverwaltung nebeneinander.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner bestätigte am Montag auf einer Konferenz in Berlin zwar, dass der Vorstand dem Kontrollgremium am vergangenen Freitag mehrere Modelle vorgelegt hat und die Bank damit in ihrer Strategiediskussion auf die Zielgerade einbiegt. Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen. Die Bank will die Öffentlichkeit im zweiten Quartal, also spätestens bis Ende Juni, über ihre künftige Strategie informieren. Die Aktionäre wollen auf jeden Fall bis zur Hauptversammlung am 21. Mai Klarheit haben.

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POLITIK IST ALARMIERT

Die SPD-Fraktion im Bundestag ist aufgeschreckt. "Sollten die Meldungen zutreffen, verabschiedet sich die Deutsche Bank vom klassischen Privatkundengeschäft", sagte Fraktionsvize Carsten Schneider. "Die Investmentbanker um Anshu Jain hätten sich durchgesetzt, der angekündigte Kulturwandel würde ad absurdum geführt." Mit dem Umbau in eine reine Investmentbank stiegen die Risiken für die Finanzstabilität. Die Union reagierte gelassener: "Für uns ist wichtig, dass mit der Deutschen Bank ein Global Player seinen Sitz am Finanzplatz Frankfurt hat", sagte der stellvertretenden Chef der CDU/CSU-Fraktion, Ralph Brinkhaus.

Jain, viele Jahre Chef-Investmentbanker im Konzern, führt die Deutsche Bank seit Mitte 2012 zusammen mit Jürgen Fitschen. Wesentliche Ziele ihrer damals ausgerufenen "Agenda 2015+" sind inzwischen in weite Ferne gerückt. Entsprechend wird das Grummeln der Großaktionäre, die wiederholt Geld in die Bank pumpen mussten, immer lauter. Vor allem die riesige Bilanzsumme gilt in Zeiten strengerer Regulierung als Problem.

Reuters hatte am Wochenende von zwei Insidern erfahren, dass sich der Aufsichtsrat mit drei Modellen konkret befasste, die allesamt eine Umwälzung des Privatkundengeschäfts bedeuten würden. Neben einer kompletten Integration der Postbank mit einem radikalen Sparprogramm wurde demnach auch ein Verkauf nur der Postbank diskutiert. Die größte Zustimmung habe aber das Modell einer Komplettabspaltung des Privatkundengeschäfts gefunden, berichtete einer der Insider. Diese Privatkundenbank könnte Anfang 2017 an die Börse gebracht werden.

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"GROSSER SCHRITT NACH VORNE"

Bei den Anteilseignern kommt die Aussicht auf eine Komplettabspaltung gut an. An der Börse war die Deutsche-Bank-Aktie am Montag mit einem Plus von über zwei Prozent zeitweise größter Dax-Gewinner.

"Das wäre ein großer Schritt nach vorne", lobte einer der zehn größten Aktionäre. Von einem anderen großen Investor hieß es, die Bank könne mit den einfachen Privatkunden ohnehin keinen Blumentopf gewinnen. Das Filialnetz verschlinge viel Geld. Die einzige Chance liege im Kapitalmarktgeschäft - wenn man darauf setze, dass dieses irgendwann wieder anspringe. Die Analysten von JP Morgan versprechen sich von der Aufspaltung mit Börsenperspektive mehr Transparenz über die Kosten im Privatkundengeschäft.




Den Prozess dürfen Sie sich nicht zerlegen lassen, nur weil da draußen alle möglichen Leute hyperventilieren."
Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, am Montag zur Suche nach der künftigen strategischen Ausrichtung der größten deutschen Bank.



Achleitner zeigte sich in Berlin sichtlich genervt, dass so viele Details der Aufsichtsratssitzung nach außen gesickert sind. Die Deutsche Bank habe "das Pech", die einzige globale Bank Deutschlands zu sein. Daher stürzten sich die Medien auf alles, was in der Bank passiere. Der Vorstand werde sich in der Strategiefrage nicht treiben lassen. "Den Prozess dürfen Sie sich nicht zerlegen lassen, nur weil da draußen alle möglichen Leute hyperventilieren." Welche und wie viele Modelle der Vorstand ausgearbeitet hat, wollte Achleitner nicht sagen. Er betonte nur: "Die Bank arbeitet seriös und detailliert daran, eine nachhaltige Strategie zu entwickeln." Diese werde nicht nur bis 2018 reichen, sondern eine längere Perspektive haben.

Reuters