Die Reaktion des Marktes auf die Neuausrichtung ist negativ: Der Aktienkurs fiel am Montagvormittag um bis zu 5,8 Prozent. Damit lagen die Papiere am Dax-Ende. Investoren hoffen, dass jetzt nach Monaten der Unsicherheit endlich Klarheit herrscht, wohin die Reise geht, und dass die Deutsche Bank weiter ihre operative Stärke insbesondere im Investmentbanking ausbauen kann. Doch die Verunsicherung scheint groß zu sein.

Der angestrebte Verkauf der Postbank beziehungsweise deren Börsenplatzierung ist ein Eingeständnis, dass diese Übernahme vor sieben Jahren ein strategischer Fehler war. Das heutige Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen ist zwar erst vor drei Jahren angetreten, doch auch sie sind mit den Zielen ihres Reform- und Renditeprogramms gescheitert: Die Eigenkapitalrendite liegt mit drei Prozent noch immer weit entfernt von der Zielmarke von zwölf Prozent. Auch gemessen an der Börsenkapitalisierung kann die Deutsche Bank nicht in der Weltspitze mitspielen, zu der sie sich nach eigenem Verständnis zählt. Immerhin: In einigen Bereichen wie dem Anleihe- und Derivatehandel, zählt sie zu den Weltmarktführern.

Auf Seite 2: Das Ertragspotenzial bleibt begrenzt





Das Ertragspotenzial des Geldhauses bleibt wegen der immer schärferen Regulierungsvorschriften auf Dauer beschränkt. Dafür kämpft die Bank mit immer höheren Sonderlasten: Allein im ersten Quartal musste sie 1,5 Milliarden Rechtskosten wegstecken und hat im Zinsskandal soeben die höchste jemals verhängte Strafe der US-Behörden kassiert. Dabei sind noch mindestens zwei größere juristische Verfahren anhängig. Und die Abtrennung der Postbank wird weitere Sonderabschreibungen in Milliardenhöhe zur Folge haben.

Das lässt für große Kurssprünge in nächster Zeit wenig Spielraum, auch vor dem Hintergrund, dass die Aktie seit den ersten Spekulationen über einen Konzernumbau zu Jahresbeginn bereits um rund 26 Prozent zugelegt hat. Die vielen anstehenden Sonderlasten bergen dafür reichlich Enttäuschungspotenzial. Dass sich Co-Chef Jürgen Fitschen in dieser schwierigen Situation ab Dienstag auch noch in einem Strafprozess in Zusammenhang mit Betrugsvorwürfen im Kirch-Verfahren verantworten muss, macht die Sache nicht einfacher. Die Frage stellt sich schon, ob ein Neuanfang wirklich noch mit diesem Führungspersonal gelingen kann.

Auf Seite 3: Einschätzung der Redaktion





Einschätzung der Redaktion: Der Aktienkurs hat in den vergangenen Monaten im Vorfeld der strategischen Neuausrichtung bereits kräftig angezogen. Das Aufwärtspotenzial ist begrenzt, dafür könnten weitere Negativnachrichten erneut belasten. Nur für sehr risikoorientierte Anleger.

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