Ausgerechnet das Investmentbanking und der für das größte deutsche Geldhaus wichtige Anleihehandel haben der Deutschen Bank im Schlussquartal 2014 zu einem überraschend guten Ergebnis verholfen. Dabei waren die Vorgaben der großen US-Banken in diesem Segment durchweg negativ. Umso stärker wirkt der Kontrast: Über eine halbe Milliarde Euro Vorsteuergewinn hat die Sparte Investmentbanking im vierten Quartal geliefert, nach 132 Millionen Euro im Vorjahr. Unter dem Strich konnte die Bank konzernweit einen Nettogewinn von 441 Millionen Euro ausweisen, nach 1,4 Milliarden Euro Minus im Vorjahreszeitraum.

Die Erleichterung war auch an der Börse spürbar, der Aktienkurs der Deutschen Bank lag zum Börsenauftakt am Donnerstag mit 0,7 Prozent im Plus. Das Papier setzte sich unmittelbar nach Handelsstart an die DAX-Spitze. Der Leitindex dagegen lag 0,8 Prozent im Minus.

Auf Seite 2: Die größten Probleme sind noch nicht gelöst



Die überraschend guten Zahlen können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bank nach wie vor mit gravierenden juristischen Risiken kämpft - und im Schlussquartal auch noch mit einem Gewinneinbruch im Privatkundengeschäft konfrontiert ist. Hier ging das Ergebnis auf 55 (Vorjahreszeitraum 218) Millionen Euro zurück. Gerade die Privatkundensparte war in den vergangenen Tagen Gegenstand zahlreicher Spekulationen.

Fest steht: Die Bank überprüft derzeit ihr Geschäftsmodell grundlegend und will erste Ergebnisse im Frühjahr vorlegen. Dabei soll auch eine Neuausrichtung im Privatkundengeschäft kein Tabu mehr sein und die Universalbankstrategie auf den Prüfstand kommen: Medienberichten zu Folge soll das von einer Abspaltung der Postbank bis hin zu einer Trennung des gesamten Privatkundengeschäfts aufgrund der verschärften regulatorischen Vorgaben reichen. Die Bank hält sich zu diesen Spekulationen konsequent bedeckt.

Gravierender für die Ertragslage in den kommenden Monaten erscheinen zunächst ohnehin die zahlreichen rechtlichen Risiken, denen das Geldhaus trotz mehrerer kostenträchtiger Vergleiche noch immer gegenübersteht. Das reicht vom Vorwurf der Zinsmanipulation über Steuerbetrugsvorwürfe bis hin zu diversen US-Hypothekenklagen. Die Rückstellungen für diese Rechtsstreitigkeiten liegen bei mittlerweile über drei Milliarden Euro. Im Schlussquartal 2014 kamen weitere 200 Millionen Euro hinzu - ein vergleichsweise überschaubarer Betrag.

Auf Seite 3: Fazit



Fazit: Auch wenn die guten Zahlen im Investmentbanking die Lage des größten deutschen Geldhauses in ein etwas freundlicheres Licht tauchen: An den grundlegenden Problemen hat das nichts geändert. Nach wie vor belastet eine immer schärfere Regulierung auf Dauer die Erträge, und Rechtsstreitigkeiten bleiben auch in den nächsten Quartalen ein Damoklesschwert, wie die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen auch bei der Vorlage der Zahlen an diesem Donnerstag noch einmal klarstellten. Finanzchef Stefan Krause verzichtete deshalb auch auf eine konkrete Prognose für 2015. Dass trotz einer Gewinnverdopplung 2014 auf 1,7 Milliarden Euro die Bank ihre Dividende konstant bei 0,75 Euro halten will, ist angesichts des anspruchsvollen Umfelds zwar verständlich, zeigt aber auch, dass Aktionäre von dieser Seite her auch künftig wenig erwarten können.

Auf Seite 4: Einschätzung der Redaktion



Einschätzung der Redaktion:

Die immer schärfere Regulierung des Bankensektors drückt dauerhaft auf die Rendite, ebenso die anhaltend hohen Rechtskosten. Die Aktie erscheint mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,5 zwar günstig. Deutliche Kursbewegungen könnten sich jedoch wohl erst einstellen, wenn die Bank mit ihrem Konzernumbau ernst macht. Derzeit ist ein Investment hochriskant. Halten.

Ziel: 28 Euro

Stopp: 21 Euro