Der Boom an den Aktienmärkten hat der Deutschen Börse Anfang 2015 kräftigen Rückenwind verliehen. Das Unternehmen steigerte seine Nettoerlöse im ersten Quartal um 16 Prozent auf 600 Millionen Euro und hob daraufhin seine Jahresprognose an. Investitionskapital, das im Zuge der Euro-Krise in die USA oder nach Asien abgezogen worden sein, kehre nun wieder nach Europa zurück, erklärte Deutschlands größter Börsenbetreiber am Mittwochabend. Auch die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar habe für eine Belebung des Handels gesorgt.

Bereits seit Herbst 2014 haben die Schwankungen an den Märkten wegen der Krisen in der Ukraine und Griechenland zugenommen. Wenn die Volatilität hoch ist, sind unter anderem Hochfrequenzhändler aktiver, die bei der Deutschen Börse für 20 bis 25 Prozent der Umsätze verantwortlich sind. Zudem führen Spekulationen über die Frage, wann die US-Notebank Fed die Zinsen anhebt, zu höheren Handelsvolumen. Die Derivate-Tochter Eurex - die wichtigste Sparte des Konzerns - baute ihren Umsatz in der Folge im ersten Quartal um 18 Prozent aus. Auch das Geschäft der Wertpapier-Verwahrtochter Clearstream und der Verkauf von Marktdaten zogen deutlich an.

Für das laufende Jahr hob das Frankfurter Unternehmen seine Umsatzprognose deshalb um 100 Millionen Euro auf 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro an. Die Gewinnziele schraubte der Konzern um jeweils 50 Millionen Euro nach oben. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn soll sich im laufenden Jahr nun auf 975 Millionen Euro bis 1,18 Milliarden Euro belaufen, der Überschuss auf 675 bis 825 Millionen Euro.

Im ersten Quartal ging der Betriebsgewinn allerdings um neun Prozent auf 313 Millionen Euro zurück. Verantwortlich dafür machte die Deutsche Börse einen Sonderertrag im Vorjahr. Damals fusionierten die US-Börsen Bats Global Markets und Direct Edge, wodurch der Wert des Deutsche-Börse-Anteils an Direct Edge deutlich stieg.

Bei der Deutschen Börse sind es die letzten Quartalszahlen, für die Firmenchef Reto Francioni verantwortlich ist. Nach rund zehn Jahren an der Spitze des Unternehmens tritt er Ende Mai ab. Sein Nachfolger wird Investmentbanker Carsten Kengeter, der bereits im April bei der Deutschen Börse angefangen hat. Investoren hoffen, dass Kengeter dank seiner Erfahrungen bei UBS und Goldman Sachs das Geschäft der Deutschen Börse mit große Investmentbanken ausbauen wird. Am Finanzplatz Frankfurt hoffen viele Banker, dass sich Kengeter stärker in öffentliche Diskussionen einmischt als sein Vorgänger, der Besprechungen im Hinterzimmer bevorzugt.

Reuters