Obendrein steht die Deutschen Börse im operativen Geschäft unter Druck, weil sich viele Investoren wegen der Unsicherheit an den Märkten im Handel zurückhalten.

Reuters-Informationen zufolge will die EU-Kommission die LSE-Fusion in den kommenden Tagen offiziell untersagen, möglicherweise am 29. März. Viele Mitarbeiter fürchten, dass der Vorstand nun die Daumenschrauben anziehen wird, um die Kosten für den geplatzten Zusammenschluss zumindest teilweise zu kompensieren. Laut "Süddeutscher Zeitung" will Pottmeyer kurzfristig einen zweistelligen Millionen-Betrag einsparen.

Die härtere Gangart wurde diese Woche bei einer Vorstandssitzung deutlich, wie Insider berichten. Dabei sei unter anderem der Vorschlag abgelehnt worden, ein "Liaison-Büro" in Wiesbaden zu eröffnen, um den Kontakt zur hessischen Landespolitik zu pflegen. Auch der Ausbau der Berliner Repräsentanz der Deutschen Börse und ein kostspieliger Umbau der Kommunikationsabteilung sei nicht bewilligt worden. In vielen Geschäftsbereichen gebe es zudem einen Einstellungsstopp. Die Deutsche Börse wollte sich dazu nicht äußern.

WANN KOMMT ES ZUM STÜHLERÜCKEN IM VORSTAND?



Investoren finden die Herangehensweise richtig. "Kosten sind bei Börsen immer ein Thema", sagt einer größten 20 Aktionäre des Unternehmens. "Es ist richtig, dass Herr Pottmeyer das fortlaufend im Blick hat." Der Aufsichtsrat hat dem Finanzchef bereits vor einiger Zeit den Rücken gestärkt. Sein Vertrag sei bis 2022 verlängert worden, sagte ein Firmensprecher nun und bestätigte damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters.

Pottmeyer hat den Großteil seiner Karriere beim Autobauer Daimler verbracht, wo er zuletzt Finanzvorstand der Mercedes Benz Bank war. 2009 wechselte er dann in gleicher Funktion zur Deutschen Börse. Anfangs wurde er beim Frankfurter Unternehmen von manchem als ehemaliger Automanager kritisch beäugt, doch inzwischen genießt der 54-jährige Saarländer intern wie extern einen guten Ruf. "Er hat seine Abteilung im Griff", sagt eine mit der Vertragsverlängerung vertraute Person. "Er ist zu einer wichtigen Konstante geworden." Pottmeyers Verbleib sei auch deshalb wichtig, weil im Vorstand der Deutschen Börse in den kommenden Jahren einige Wechsel anstünden.

Der Vertrag von Jeffrey Tessler läuft beispielsweise Ende des Jahres aus. Der 62-jährige Amerikaner ist für das Derivate-, Abwicklungs- und Wertpapierverwahrgeschäft verantwortlich. Diese Sparte fährt bei der Deutschen Börse den Löwenanteil der Erträge ein. In der Firmenzentrale in Eschborn bei Frankfurt gehen die meisten Verantwortlichen davon aus, dass Tessler keine Vertragsverlängerung mehr anstreben und in Ruhestand gehen wird. Intern hat er mehrfach durchblicken lassen, dass er gerne mehr Zeit mit seinen Enkelkinder in den USA verbringen würde. Auch der Vertrag des stellvertretenden Vorstandschefs Andreas Preuß, der im Juni 61 wird, läuft nur noch bis Mai 2018.

rtr