Frank Appel gilt als Zahlenmensch, als scharfer Rechner und Kostenreduzierer. Einst arbeitete der Vorstandschef der Deutschen Post bei der Unternehmensberatung McKinsey und lernte über viele Jahre, Unternehmen zu optimieren. So weit eine typische Managerkarriere. Appel ist jedoch zugleich promovierter Neurobiologe - und damit ein Exot unter den Lenkern deutscher Großkonzerne. Ausbildung und Aufgabe in der Chefetage des weltgrößten Logistikers ergänzen sich aber offensichtlich, denn Appel hat sich gleich doppelt als Netzwerkexperte bewiesen - einst bei Nervenzellen, heute bei Logistikknoten. Das bringt den Konzern voran.

Aktionäre können zufrieden sein. In den vergangenen drei Jahren hat sich das Papier jeweils besser entwickelt als der DAX, im laufenden Jahr ist die Aktie bislang zwar leicht im Minus, liegt aber gleichwohl wieder über dem DAX-Durchschnitt.

Der Aufwärtstrend dürfte anhalten. Denn der Neurobiologe hat das Unternehmen auf die globalen Trends zur immer intensiveren Vernetzung bei Transport und Warenaustausch ausgerichtet. Der Logistikkonzern profitiert von seiner guten Position in den Emerging Markets. Dort hat die Post laut Appel im Jahr 2013 Marktanteile gewonnen.

Vor allem der florierende Onlinehandel beschert den Bonnern neue Rekorde. Über eine Milliarde Pakete lieferte das Unternehmen 2013 allein in Deutschland aus - mehr als jemals zuvor. Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Immer mehr Menschen bestellen in Internetshops von Amazon bis Zalando. Laut Handelsverband Deutschland sollen die E-Commerce-Umsätze hierzulande um 17 Prozent auf knapp 39 Milliarden Euro steigen.

Die Post profitiert davon gleich doppelt: Die Ware wird schnell geliefert - und geht bei Nichtgefallen oft auch wieder zurück. Die Umsätze im Paketgeschäft stiegen dementsprechend im vergangenen Jahr um knapp acht Prozent auf ein neues Rekordniveau von 3,8 Milliarden Euro.

Konzernweit lagen die Erlöse aufgrund von Währungseffekten mit gut 55 Milliarden Euro zwar leicht unter dem Vorjahresniveau, operativ verdiente der Konzern aber deutlich mehr. Das operative Ergebnis stieg um sieben Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro, das Nettoergebnis kletterte gar um 27 Prozent.

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Dividende wieder aus dem Cash

Appel hat zudem ein wichtiges Finanzziel erreicht: Der operative Cashflow stieg 2013 spürbar, sodass die Dividende, die über die Kreditanstalt für Wiederaufbau zu gut 25 Prozent an den Bund geht, komplett aus den Mittelzuflüssen gezahlt werden kann. Das war im Vorjahr noch anders. Mit 80 Cent gibt es jetzt zudem zehn Cent mehr als im Vorjahr.

Gleichwohl ist nicht alles Gold, was gelb aussieht. In der internationalen Luftfracht etwa sanken die Umsätze recht deutlich um fast fünf Prozent; zudem verlor die Schiffsfracht konjunkturbedingt an Boden. "Wir konzentrieren uns auf margenstarke Geschäfte", begründete Appel den Schwund. Das heimische Briefgeschäft erlebte zwar 2013 wegen der Bundestagswahl einen Zuwachs, soll jetzt aber jährlich um zwei bis drei Prozent schrumpfen.

Ins Jahr 2014 blickt Appel mäßig optimistisch. Der operative Gewinn soll lediglich auf 2,9 bis 3,1 Milliarden Euro steigen. Das länger angekündigte Ziel, 2015 einen operativen Gewinn zwischen 3,35 und 3,55 Milliarden Euro zu schreiben, steht. "Wir sind zuversichtlich, auch wenn die Konjunktur uns dabei nicht unbedingt helfen dürfte", sagt Appel.

Der Neuronen-Kenner optimiert derweil weiter sein Netzwerk. Ab Mai wollen die Bonner deutschen Kunden fest installierbare Paketboxen etwa für Vorgärten anbieten, in denen Postboten Päckchen ablegen und eifrige Internetbesteller vorfrankierte Rücksendungen deponieren können. Kostenpunkt: voraussichtlich ab 100 Euro.

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