von Franz-Georg Wenner

Im SDAX sind viele Werte aus eher klassischen Branchen zu finden, die leider zu oft unter dem Börsenradar von Anlegern und Analysten bleiben. Doch dies muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Denn nur so können mutige Anleger Perlen finden, bevor auch die Masse der Investoren aufmerksam wird und einsteigt. "Klein, aber fein" lautet das Motto. Wie beim Kölner Motorenhersteller Deutz. Die Aktien sind zwar nur im Kleinwertesegment zu finden, der traditionsreiche Konzern spielt in seiner Branche aber in der ersten Liga. Natürlich nicht ohne Rückschläge, hier gibt es durchaus Parallelen zum Fußballverein des FC Köln. Fest steht aber auch: Nach den zuletzt eher durchwachsenen Jahren greifen die Kölner wieder an. Das gilt nicht nur für den Spitzenreiter der zweiten Fußball-Bundesliga, sondern auch für Deutz.

Auf Seite 2: Investitionen zahlen sich aus

Investitionen zahlen sich aus

Die Kölner sind einer der größten unabhängigen Hersteller von Dieselmotoren. Gut 60 Prozent der Umsätze werden mit den Geräten erzielt, die überwiegend in der Landwirtschaft, in Nutzfahrzeugen aber auch stationären Anlagen wie Generatoren eingesetzt werden. Der Rest der Erlöse stammt aus begleitenden Serviceleistungen und Finanzdienstleistungen. Auch wenn die Finanzkrise den Konzern ordentlich zusetzte, die Investitionen in Forschung und Entwicklung blieben hoch und zahlen sich nun aus. Deutz überarbeitete sämtliche Motorenfamilien und entwickelte zugleich neue Motoren für bisher nicht bediente Marktbereiche. Dank der neuen Maschinen im Segment unter vier Litern Hubraum nahm die Anzahl der Neukunden deutlich zu. Ein hervorragendes Fundament für die Zukunft.

In den Industriestaaten gelten zudem künftig verschärfte Abgas-Emissionsvorschriften. Gerade hier erntet Deutz nun die Früchte seiner Forschungsarbeit. Mit den neuen Motoren werden die Vorgaben nicht nur eingehalten, sondern sogar unterboten. Gut für Kunden, aber auch sehr profitabel für Deutz. Denn die neuen Motoren mit den höherwertigen Antrieben sind teuer und weisen eine gegenüber den bisherigen Maschinen bessere Marge aufgrund höherer Gleichteile auf. Aktuell schlägt der Effekt aber noch nicht auf die Zahlen durch. Denn die Anlaufkosten sind noch recht hoch, Deutz produziert parallel auf zwölf Motorenplattformen. Die sieben alten Plattformen werden auf fünf reduziert. Höhere Abschreibungen, der Anlauf der Neumotoren und die Forschungs- und Investitionsausgaben belasten zwar derzeit noch die Bilanz. An der Börse wird aber bekanntlich die Zukunft gehandelt. Und die sieht bei Deutz nach den Investitionen sehr vielversprechend aus. Mittelfristig peilen Analysten eine deutliche Margenexpansion an.

Als zuverlässiger Motorenhersteller mit einer etablierten und starken Marke ist der Konzern aber nicht nur in Europa vertreten. Inzwischen zählt Deutz rund 5500 Mitarbeiter in rund 130 Ländern auf allen Kontinenten. Für Kursfantasie sorgt das Joint Venture mit Changlin aus China. Auch wenn die jüngsten Konjunkturdaten aus Peking eher durchwachsen ausfielen, liegen die Wachstumsraten im hohen einstelligen Prozentbereich und somit deutlich über denen in Europa. Zugleich sind die Risiken überschaubar, denn viele Kunden aus Europa nutzen inzwischen die deutlich niedrigeren Herstellungskosten in Asien. Neben China blickt das Management des Motorenbauers auch auf die Märkte in Indien und Südamerika. Innovationen sind dabei oft der Schlüssel zum Eintritt in einen neuen Markt. Der jüngste Coup wurde vor vier Wochen vorgestellt. Gerade in den Schwellenländern wächst der Mobilfunkmarkt rasant. Für die kostengünstige und zuverlässige Energieversorgung der Signal- und Telekommunikationstürme präsentierte Deutz Motoren der Baureihe 2011. Diese verbrauchen bis zu acht Prozent weniger Kraftstoff, weisen geringere Installationskosten auf und niedrige Geräuschemission, so dass aufwendige Dämmmaßnahmen entfallen.

Auf Seite 3: Marge auf dem Vormarsch

Marge auf dem Vormarsch

Die Zahlen für die ersten neun Monate 2013 lassen bereits aufhorchen. Mit einem Auftragseingang von 1,2 Mrd. Euro lag Deutz nicht nur um gut ein Viertel über dem Vorjahreswert, sondern erzielte zugleich einen Rekordwert. Zudem übertrafen die Bestellungen den Umsatz um rund 160 Mio. Euro. Beim operativen Ergebnis lieferte man einen Zuwachs von 16 Prozent auf 27,2 Mio. Euro ab. Nach Angaben der Analysten vom Bankhaus Lampe kletterte der Anteil hochwertiger Motoren mit Emissionsreduzierung von 20 Prozent in 2012 auf 30 Prozent in 2013. Für das laufende Jahr wird mit einem Anstieg auf 40 Prozent gerechnet. Wachstumstreiber sind neben den neuen Kunden, die zu einer um bis zu zehn Prozent zusätzliche Motorennachfrage führen, auch die hochwertigen Motoren mit positiven Preiseffekten von bis zu vier Prozent.

Das Management peilt für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Anstieg beim Umsatz um 8,4 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro an. Unter dem Strich belasten aber noch die Abschreibungen und Anlaufkosten, die Ebit-Marge soll drei Prozent übersteigen. Für das laufende Jahr rechnen die Kölner mit einem signifikanten Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich und einer moderaten Verbesserung der Marge. Auch 2015 wird noch als ein Übergangsjahr in die Geschichte des 1864 gegründeten Unternehmens eingehen. Erst ab 2016 sind signifikante Verbesserungen bei der Ebit-Marge zu erwarten.

Anleger sollten sich den 20. März im Kalender notieren, wenn Deutz den Geschäftsbericht für 2013 veröffentlicht und zugleich an einer Analystenkonferenz in Frankfurt teilnimmt. Der Zwischenbericht für das erste Quartal 2014 wird am 5. Mai erwartet. Nach Einschätzung von Analyst Felix Wienen von der Berenberg Bank könnte die Aktie vor allem im ersten Semester von den schwachen Zahlen aus dem Vorjahreszeitraum profitieren und somit die Basis legen für einen guten Jahresauftakt.

Auf Seite 4: Kurstreiber in Sicht

Kurstreiber in Sicht

Als mittelfristige Impulsgeber für den Aktienkurs dürften sich aber nicht nur die verbessernden Geschäftsperspektiven erweisen, sondern noch zwei weitere Faktoren. In den vergangenen Jahren mussten sich die Aktionäre mit einer Nullrunde bei der Dividende begnügen. Aufgrund eines bestehenden Verlustvortrags im Einzelabschluss war zuletzt keine Ausschüttung möglich. Damit könnte es bald vorbei sein. Für das vergangene Jahr rechnen Analysten mit 0,05 oder 0,10 Euro pro Aktie. Macht für den SDAX-Wert eine Verzinsung von bis zu 1,3 Prozent. Nicht viel, aber auch hier geht die Tendenz in die richtige Richtung. Positiv ist zugleich der kürzlich gestiegene Streubesitz zu werten. Sollte die seit gut einem Jahr bestehende Aufwärtsbewegung der Aktie anhalten, könnten Spekulationen über eine Rückkehr in den MDAX für zusätzlichen Auftrieb sorgen. Die Marktkapitalisierung liegt derzeit knapp unter der Grenze von 1 Mrd. Euro. Gelingt der Sprung, könnte die Aktie neue Aufmerksamkeit erfahren. Der durchschnittliche Handelsumsatz an der Börse ist zuletzt wieder deutlich gestiegen und liegt bei rund 3,1 Mio. Euro pro Tag. Gute Voraussetzungen für einen möglichen Indexaufstieg.

Börse Online rechnet für 2014 mit einem Ergebnis je Aktie 0,49 und 2015 mit 0,64 Euro. Bezogen auf das 2015er-Kurs-Gewinn-Verhältnis werden die Papiere aktuell mit Faktor 12,7 gehandelt. Finanzexperten wie die vom Bankhaus Lampe und Berenberg siedeln das Kursziel bei 8,10 Euro an. Kepler Cheuvreux hält die Konsensschätzungen für 2015 für zu vorsichtig und traut der Aktie sogar einen Anstieg von zehn Prozent bis 8,60 Euro zu. Nachdem die Aktien nun auch den 2011er-Widerstand um sieben Euro hinter sich gelassen hat, dürfte der stabile Aufwärtstrend weiter anhalten. Deutz ist sicherlich keine Aktie für einen kurzfristigen, heißen Zock. Mittel- und langfristig dürften die Investitionen den Aktionären aber viel Freude und steigende Kurse bereiten. Mit der Aussicht auf einen Aufstieg, ähnlich wie beim FC Köln.