Als im heißen Sommer 1987 im Münchner Markt & Technik Verlag die Vorbereitungen für ein neues Anlegermagazin laufen, ist die Stimmung an den Märkten gut. Auftrieb geben Deregulierung, erfolgreiche Börsengänge und die Gründung des französischen Leitindex CAC 40. Dann kommt der Crash. Innerhalb eines Tages bricht der amerikanische Leitindex Dow Jones Industrial Average um 22,6 Prozent ein. Fast 500 Milliarden US-Dollar Börsenwert lösen sich in Luft auf. Auslöser sind Gerüchte um eine Zinserhöhung. Alle wollen zur gleichen Zeit raus - die Verkaufswelle rollt, die technischen Systeme sind überlastet, die Panik steigt ins Unermessliche.

Der 19. Oktober wird als "Schwarzer Montag" in die Geschichte eingehen. In München reicht Thomas Michaelsen, der Gründungs-Chefredakteur von BÖRSE ONLINE, noch vor Erscheinen der ersten Ausgabe seine Kündigung ein. Als das Heft am 6. November am Kiosk liegt, steht auf der Titelseite "Der Bulle ist tot". Offenbar glaubt die Redaktion selbst nicht daran, dass das noch etwas wird mit der Börse.

Aber schon bald geht es wieder nach oben: Bis Anfang 1989 holt der Dow Jones seine Verluste wieder auf. Für Aufwind sorgt der damalige Chef der US-Notenbank Fed, Alan Greenspan. Er kauft Staatsanleihen und sorgt damit für Liquidität. Die Kurse erholen sich wieder. Der dramatische Absturz, der auch deutsche Börsianer in Angst und Schrecken versetzt hatte, sieht heute aus wie eine kleine Delle im Aufwärtstrend. Michael Kölmel und der heutige Herausgeber Frank-B. Werner übernehmen zum 1. Januar 1988 die Redaktionsleitung und versorgen Anleger mit gewinnbringenden Tipps.

Wie "online" in den Namen kommt



Ursprünglich war das Blatt als Komplementärprodukt für einen elektronischen Börseninformationsdienst gedacht, der Anleger via Telefon-Modem mit Echtzeitkursen und schnellen Tipps versorgen sollte. Mangels ausreichender Infrastruktur setzt sich "Börse Realtime" jedoch nie durch. Das Heft und der für die damalige Zeit beinahe visionäre Name können sich aber durchsetzen.

Lässt man die 30 Jahre seit der Gründung des Magazins Revue passieren, grenzt es an ein Wunder, dass die Redaktion viele Leser zu eingefleischten Börsianern gemacht hat. Denn an Krisen und Kurseinbrüchen herrschte kein Mangel. Die guten, die normalen Börsenzeiten, in denen die Märkte heimlich, still und leise vor sich hin steigen, kommen in den Schlagzeilen anderer Medien kaum vor. Nur wenn Blut an den Märkten fließt, sind Fernsehkameras zur Stelle.

So nimmt kaum jemand Notiz davon, dass die Deutschen Wertpapierbörsen und die "Börsen-Zeitung" am 1. Juli 1988 ein neues Kursbarometer einführen: den deutschen Aktienindex, kurz DAX. Als der neue Leitindex aber kurz nach seiner Geburt den größten Tagesabsturz seiner Geschichte erleidet, ist er plötzlich in aller Munde. Am 16. Oktober 1989, fast exakt zwei Jahre nach dem Schwarzen Montag, bricht der DAX um 12,8 Prozent ein. Anleger sorgen sich, dass die vielen geplanten Übernahmen, die zuvor für Hochstimmung gesorgt hatten, doch nicht zustande kommen könnten. Alles in allem ist aber auch dieser sogenannte Crash nur eine kleine Zäsur. Immerhin liegt der DAX auch nach dem heftigen Kurseinbruch noch um fast 50 Prozent über den 1000 Punkten, auf die er bei seiner Gründung rückwirkend zum 31. Dezember 1987 normiert worden war.

Auch in der Redaktion will niemand mehr etwas davon wissen, dass der Bulle - im Börsianerjargon das Symbol für steigende Kurse - tot sei. Zu Recht, denn die nächste Hausse steht bereits vor der Tür. Am 9. November 1989 fällt die Mauer, mit der Wiedervereinigung 1990 endet die Teilung Deutschlands. In Westdeutschland kommt es durch die zunehmende Nachfrage aus dem Osten zum Boom.

Kölmel und Werner verlassen in diesem Glücksmoment der Geschichte das Blatt und machen sich mit dem Finanzen Verlag (in dem BÖRSE ONLINE seit 2013 wieder erscheint) selbstständig. Kurz darauf übernimmt der Verlag Moderne Industrie BÖRSE ONLINE, doch schon wenig später wird die neue Muttergesellschaft an den Süddeutschen Verlag verkauft. Dieser gibt das Blatt im Oktober 1994 schließlich an Gruner + Jahr ab, wo die Redaktion für fast zwei Jahrzehnte eine neue Heimat findet.

Auf Seite 2: Russland-Krise belastet





Russland-Krise belastet



1997 kommt es zu Turbulenzen in den sogenannten Tigerstaaten Südostasiens, was den DAX allerdings nur für einige Wochen belastet. Schlimmer wird es ein Jahr später. Nach dem Ende der Sowjetunion ist der russische Staat hoch verschuldet. Die Zinsen für Anleihen schießen nach oben. Am 17. August 1998 gibt Präsident Boris Jelzin die Währung frei. Der Rubel wertet um 60 Prozent ab. Der Staat ist pleite. Russland setzt die Rückzahlung von Auslandsschulden für 90 Tage aus. Das trifft die Bundesrepublik besonders hart, denn die deutschen Banken sind größter Gläubiger. Durch die Russland-Krise steht der US-Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM) vor dem Zusammenbruch. Der Grund: Jedem Dollar Eigenkapital stehen zeitweise mehr als 60 Dollar Fremdkapital gegenüber. Der Fonds verliert 90 Prozent seiner Gelder und wird kurz vor knapp von der US-Notenbank gerettet. Das bewahrt das weltweite Finanzsystem vor dem Zusammenbruch. Der heftige Kurssturz um 38 Prozent im DAX ist jedoch bald wieder ausgebügelt. Denn längst bestimmen andere Themen das Börsengeschehen.

Im November 1996 geht die Deutsche Telekom an die Börse, Millionen Privatanleger greifen zu. Am 2. Juni 1999 kommt eine zweite und am 19. Juni 2000 die dritte Tranche. Der Kurs notiert am 6. März 2000 auf dem Rekordhoch bei 103,50 Euro. Dann kommt der Absturz. 2001 korrigiert der Konzern den Wert seiner Grundstücke um 2,5 Milliarden Euro nach unten. Am 10. September 2001 fällt die T-Aktie unter den Ausgabepreis von 28,50 Mark (14,57 Euro). Am 26. Juni 2002 notiert das Papier auf dem Tiefpunkt bei 8,14 Euro. Auch die Aktie der Internettochter T-Online - im April 2000 an die Börse gebracht - bringt schnell Verluste.

Das Segment Neuer Markt startet am 10. März 1997 bei 505 Punkten. In den folgenden drei Jahren geht es steil bergauf: 337 Unternehmen sind notiert, der Nemax-Index klettert bis auf 8559 Punkte - ein Plus von 1595 Prozent. Der Hype um Internetfirmen ist riesig.

Nach dem Hype kommt der Crash



Die Wende kommt im März 2000. Bilanzskandale sind an der Tagesordnung. Einen davon deckt BÖRSE ONLINE auf. Redakteurin Renate Daum recherchiert, dass der angebliche Telematik-Spezialist Comroad Umsätze frei erfunden hat. Am Ende muss Comroad-Chef Bodo Schnabel ins Gefängnis, das Unternehmen meldet Insolvenz an - wie viele andere Unternehmen vom Neuen Markt auch. Das Ende des einstigen Hoffnungssegments wird am 21. März 2003 bei 403 Nemax-Punkten besiegelt - 95 Prozent unter dem Rekordhoch. Am 5. Juni wird das Segment endgültig geschlossen. Das Platzen der Blase und die anschließende, bis zum Frühjahr 2003 anhaltende Baisse - die längste in der Geschichte des DAX - hinterlassen tiefe Spuren beim Publikum. Bis heute ist die Aktie als Wertanlage trotz Niedrigzinsen wenig verbreitet.

Die Börsen stehen 2001 durch die geplatzte Internetblase bereits unter Druck - die Terroranschläge vom 11. September auf das World Trade Center und das Pentagon sorgen schließlich für den Kollaps. Der DAX bricht um 8,5 Prozent ein. In den USA wird der Handel bis zum 17. September ausgesetzt. Um die Kurse zu stützen, senkt die US-Notenbank Fed den Leitzins um 50 Basispunkte auf drei Prozent. Der Dow Jones fällt um sieben Prozent.

Für die Wende sorgt - frei nach dem Motto "Kaufen, wenn die Kanonen donnern" - der Einmarsch von US-Streitkräften in den Irak im März 2003. Machthaber Saddam Hussein wird beschuldigt, über Massenvernichtungswaffen zu verfügen und mit dem Anführer des Terrornetzwerks al-Qaida, Osama bin Laden, im Bunde zu stehen - zu Unrecht, wie sich später herausstellt. Durch den Krieg ist die Zeit der Unsicherheit nach den Terroranschlägen vorbei. Der US-Leitzins bei nur noch einem Prozent gibt Unterstützung.

Am 1. Januar 2002 wird der Euro in Deutschland und elf weiteren Staaten als Bargeld eingeführt. Der Umrechnungskurs beträgt 1,95583 D-Mark je Euro. Die Deutschen sind skeptisch, denn das Einkaufen wird gefühlt teurer. Banken und Finanzmärkte haben schon seit dem 1. Januar 1999 in Euro gerechnet. Die Gemeinschaftswährung kostet 1,1789 US-Dollar - ungefähr so viel wie heute.

Die niedrigen Zinsen nach den Anschlägen in New York heizen die Kreditvergabe an: Selbst Menschen mit geringer Bonität kommen - vor allem in den USA - locker an Immobilienkredite, sogenannte "Subprime Loans". Man spekuliert darauf, dass die Immobilienpreise weiter steigen, um so nach Rückzahlung der Schulden einen hübschen Gewinn einzusacken.

Banken bündeln Immobilienkredite mit niedriger, mittlerer und hoher Qualität zu sogenannten "Collateralized Debt Obligations" (CDOs). Die Kreditpakete erhalten Bestnoten von den Ratingagenturen und versprechen hohe Renditen. Die CDOs werden nochmals gebündelt und an andere Banken, Versicherungen und Pensionsfonds verkauft. Ab 2004 hebt die Fed die Zinsen wieder an. Das Problem: Die Subprime Loans sind an die Leitzinsen gekoppelt. Hausbesitzer müssen höhere Raten zahlen, was sich viele nicht leisten können. Es kommt zu Zwangsversteigerungen und einem Überangebot auf dem Immobilienmarkt. Die Preise fallen - ein Teufelskreis, der Markt bricht zusammen.

Auf Seite 3: Pleite von Lehman Brothers





Pleite von Lehman Brothers



Die Immobilienkrise entwickelt sich zu einer ausgewachsenen Bankenkrise. Am 30. Juli 2007 steht die deutsche Mittelstandsbank IKB vor der Pleite. Landesbanken wie die SachsenLB, BayernLB oder WestLB geraten ebenfalls in Schieflage. Im März 2008 steht die fünftgrößte US-Investmentbank Bear Stearns wegen der ausgefallenen CDOs vor der Pleite. Die Großbank JP Morgan Chase springt ein. Anfang September werden die angeschlagenen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac verstaatlicht. Im September 2008 erreicht die Krise ihren Höhepunkt. Die US-Investmentbank Lehman Brothers muss die CDOs abschreiben und kann die Schulden in Höhe von 613 Milliarden US-Dollar nicht mehr tragen. Um an Geld zu kommen, verkauft Lehman die gebündelten Darlehen - wodurch aus dem Minus in den Büchern ein realer Verlust wird. Am 15. September meldet das Geldhaus Insolvenz an. Durch die Pleite kommt es zur Kettenreaktion.

Schon am 15. Januar 2008 war in Deutschland die Aktie der Hypo Real Estate (HRE) um 27 Prozent abgestürzt. Das Geldhaus musste wegen der wertlos gewordenen CDOs 390 Millionen Euro abschreiben. Weil sich seit Lehman alle Banken misstrauen und untereinander kein Geld mehr leihen, kommt Deutschlands drittgrößte Bank kaum noch an frisches Kapital. Am 28. September steht die HRE vor der Insolvenz. Die Bundesregierung handelt mit der Branche ein Rettungspaket aus. Der damalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) spricht von einer "geordneten Abwicklung". Der HRE-Kurs bricht um weitere 74 Prozent ein. Am 5. Oktober 2009 wird die HRE verstaatlicht.

Nach der Finanzkrise kommt es zur Rezession. Die deutsche Wirtschaft schrumpft im Gesamtjahr 2009 so stark wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt um fünf Prozent. Der private Konsum geht vor allem im ersten Quartal deutlich zurück, die Industrieproduktion bricht ein. Der deutsche Staat startet Konjunkturprogramme wie die Abwrackprämie. Rund um den Globus steigen die Staatsausgaben. Die hohe Arbeitslosigkeit schmälert die Steuereinnahmen - die Schulden wachsen weiter. Länder wie Griechenland, Portugal oder Irland müssen aber nicht nur die Krise schultern, sondern leben auch über ihre Verhältnisse. Im Frühling 2010 wird schließlich klar, dass Griechenland seine Schulden nicht mehr bezahlen kann. Die Regierung beantragt Finanzhilfen, um eine Pleite abzuwenden. Die EU-Staats- und Regierungschefs und der IWF beschließen im Mai 2010 das erste Rettungspaket, im Gegenzug muss Griechenland sparen. Mehrere Hilfsrunden folgen, bis heute ist das Problem nur vertagt, nicht gelöst.

2011 stehen die Märkte erneut unter Druck. Im März drücken ein Erdbeben in Japan und die Atomkatastrophe in Fukushima auf die Stimmung. Im August stehen die USA im Fokus. Dort droht der Staatsbankrott, erste Behörden werden geschlossen. Kurz vor knapp einigen sich Demokraten und Republikaner, die Schuldenobergrenze anzuheben. Die Ratingagentur Standard & Poor’s entzieht den USA dennoch die Topbewertung "AAA". Heute haben die USA wieder die "Triple-A"-Note.

Auf Seite 4: Börsen im Rallymodus





Börsen im Rallymodus



Im Zuge der anhaltenden Eurokrise und ausbleibender Werbeerlöse trennt sich Gruner + Jahr Anfang 2013 von den meisten Wirtschaftstiteln. Die "Financial Times Deutschland" wird eingestellt, "Impulse" an den Chefredakteur Nikolaus Förster und BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag verkauft. So schließt sich der Kreis. Der Mut wird belohnt, kurz nach der Übernahme drehen die Märkte wieder in den Hausse-Modus - von kleinen Unterbrechungen abgesehen.

Zum Jahresauftakt 2016 beispielsweise bricht die chinesische Börse um sieben Prozent ein. Der DAX verliert am ersten Handelstag 2016 etwa die Hälfte seiner Gewinne aus dem Vorjahr. Auf die Erholung folgt der nächste Schock: Die Briten stimmen für den Austritt aus der Europäischen Union, den "Brexit". Die überraschende Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten sorgt dagegen nur für einen kurzen Kursknick. Im Gegenteil. Seit einem Jahr befindet sich die Wall Street im Daueraufschwung. Für gute Laune sorgen die versprochenen Steuersenkungen und Infrastruktur-Investitionen.

Zinsen sind mittlerweile fast weltweit Fehlanzeige, dank Trump werden sie in den USA langsam wieder maßvoll angehoben. In der Eurozone verharren sie noch am Nullpunkt, was den Aktienmarkt beflügelt. Im November 2017 klettert der DAX erstmals über die Marke von 13 500 Punkten. Seit dem 31. Dezember 1987 hat sich das Börsenbarometer trotz aller Krisen verdreizehnfacht. Langjährige Leser von BÖRSE ONLINE waren dabei.









Auf Seite 5: In die Zukunft investieren: Die Megatrends





In die Zukunft investieren: Die Megatrends



Die Megatrends Elektromobilität, künstliche Intelligenz und Demografie werden unser Leben radikal verändern. Wir zeigen Ihnen, wie Sie als Anleger davon profitieren können

An das Internet hatten die Namensgeber von BÖRSE ONLINE 1987 sicherlich nicht gedacht. Denn die Ursprünge des World Wide Web entstanden erst zwei Jahre später im Zuge eines Projekts an der Forschungseinrichtung CERN in der Nähe von Genf. Erst Mitte der 90er-Jahre zeichnete sich ab, dass sich ein neuer Megatrend anbahnt. Heute ist es völlig normal, online zu sein: 2016 nutzten bereits 87 Prozent der Deutschen über zehn Jahre das Internet.

Wenn Anleger solche Trends erkennen und frühzeitig in entsprechende Aktien investieren, können sie ein Vermögen verdienen. Wer etwa 1997 für 1000 Euro Aktien des US-Internetkonzerns Amazon kaufte, besitzt heute Anteile im Wert von fast einer halben Million Euro. Angesichts solcher Entwicklungen sind wir auf die Suche nach den potenziellen Megatrends der kommenden 30 Jahre gegangen.

Der Begriff Megatrend geht auf den Begründer der modernen Zukunftsforschung, John Naisbitt, zurück, der 1980 den Weltbestseller mit dem gleichen Titel schrieb. Demnach müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Erstens haben Megatrends eine Halbwertszeit von mindestens 25 bis 30 Jahren. Zweitens müssen sie in allen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft auftauchen und dort Auswirkungen zeigen. Drittens haben Megatrends prinzipiell einen globalen Charakter, auch wenn sie nicht überall gleichzeitig stark ausgeprägt sind.

Elektromobilität



Spätestens seit den Dieselskandalen ist klar, dass der Megatrend Elektromobilität nicht mehr aufzuhalten ist. Auf deutschen Straßen sind Elektroautos zwar noch die Ausnahme. Doch ihr Anteil an den Neuzulassungen steigt - auch in vielen anderen Ländern weltweit. Vor allem in China genießt der Technologiewechsel in der Automobilbranche höchste Priorität. Viele Staaten wie Frankreich oder Großbritannien haben bereits angedeutet, den Verkauf konventioneller Fahrzeuge in Zukunft verbieten zu wollen.

Bei der Suche nach den Hauptprofiteuren des Megatrends Elektromobilität fällt den Anlegern meist die Tesla-Aktie ein. Klar: Der kalifornische Konzern gilt als E-Auto-Pionier. Dabei ist der chinesische BYD-Konzern gemessen an den Stückzahlen weltweit führend und stellt auch die heiß begehrten Batterien her. Außerdem sind - wie bei einem Verbrennungsmotor - eine Vielzahl von Komponenten nötig, um ein elektrisch betriebenes Fahrzeug zum Laufen zu bringen. Unter anderem stecken im Schnitt rund 30 Bauteile mit Hochleistungselektronik in einem E-Auto. Sie steuern beispielsweise die Batterie, den Elektromotor und den Ladevorgang. Dabei führt an den Halbleiter-Zulieferern Infineon und dem US-Konzern Nvidia kein Weg vorbei.

Gebündelt können Anleger mit dem Zertifikat auf den UBS Global E-Mobility Pioneers Equity Basket in den Sektor investieren. Das Wertpapier beinhaltet die Aktien von 20 Konzernen weltweit wie Tesla, Continental und Garmin, die das Thema Elektromobilität abdecken. Das Zertifikat hat eine feste Laufzeit und wird am 7. Juli 2021 zurückgezahlt. Ein Nachteil ist die starre Zusammensetzung des Aktienkorbs. Dadurch kann während der Laufzeit nicht auf aktuelle Branchenänderungen reagiert werden. Auf der anderen Seite fällt dadurch auch keine Managementgebühr an.

Auf Seite 6: Künstliche Intelligenz/Automatisierung und Gesundheit und Demografie





Künstliche Intelligenz/Automatisierung

Autonomes Fahren, Bild- und Spracherkennung, Big Data - Anwendungen im Bereich künstliche Intelligenz (KI) werden unser Leben radikal verändern. Zudem wird KI der globalen Ökonomie laut einer Studie von PwC bis 2030 einen Output von weiteren 15,7 Billionen Dollar bescheren - zusätzliche 14 Prozent. Dieser Wert übersteigt die gemeinsame wirtschaftliche Leistung von Indien und China.

Vorreiter auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz ist der amerikanische Alphabet-Konzern. Welche Bedeutung das Thema bei der Google-Mutter hat, zeigte die Umstrukturierung des Konzerns im Oktober 2015. Damals wurde Alphabet gegründet und löste damit den bestehenden Namen Google ab. Seitdem können die einzelnen Unternehmensteile wie das Webgeschäft (weiterhin unter dem Namen Google) oder die Entwicklung selbstfahrender Autos unabhängiger als einzelne Tochtergesellschaften arbeiten. Das chinesische Gegenstück zu Alphabet ist Baidu - ein Konzern, der sich seit geraumer Zeit ebenso wie die US-Internetkonzerne stark in KI-Bereichen wie autonomes Fahren, Machine Learning und Deep Learning engagiert. Spekulativer einzustufen ist iRobot - ein Hersteller von Haushaltsrobotern, die zunehmend mit autonomen Eigenschaften ausgestattet werden.

Das Zertifikat auf den Solactive Artificial Intelligence Performance-Index bezieht die gesamte Wertschöpfungskette des Themas KI ein. Der Index setzt sich aus 14 bis 20 Mitgliedern zusammen, die aus den KI-Subsektoren Hardwareplattformen, Softwareplattformen, Applikationen und Big Data stammen. Auswahlkriterien sind die Affinität des Geschäftsmodells zu KI sowie harte Finanzkennzahlen. In Betracht gezogen werden am Ende die finanziell stärksten Werte, die anhand einer Rangliste selektiert und halbjährlich angepasst werden.

Gesundheit und Demografie



Unbestritten ist auch, dass die Welt vor einem erheblichen demografischen Wandel steht. Das rasante Wachstum der globalen Bevölkerung sorgt für große Herausforderungen in unterschiedlichsten Bereichen wie Infrastruktur, Ernährung und Gesundheitsversorgung. Hinzu kommt, dass dank des medizinischen Fortschritts die Menschen auch immer älter werden. Vor allem in den Industrienationen ist seit Jahrzehnten eine stetige Erhöhung des durchschnittlichen Lebensalters festzustellen.

Dieser Trend eröffnet Unternehmen, die ihr Geld mit Produkten und Dienstleistungen rund um die Versorgung und Betreuung von älteren Menschen erwirtschaften, eine rosige Zukunft. Ganz vorne dabei ist der Gesundheitskonzern Fresenius, der unter anderem Produkte und Dienstleistungen für Krankenhäuser, die ambulante medizinische Versorgung von Patienten und die Dialyse anbietet. Hoch im Kurs stehen auch Biotechfirmen wie Morphosys, die auf der Suche nach neuen Arzneimitteln für die Behandlung von Krankheiten wie Krebs, Autoimmunkrankheiten und Infektionen sind. Aufgrund des wachsenden Bedarfs an Nahrungsmitteln führt an Großkonzernen wie Nestlé auch weiterhin kein Weg vorbei.

Breit gestreut können Anleger auf den demografischen Wandel mit dem Zertifikat auf den Solactive Healthcare Facilities Performance-Index setzen. Es ermöglicht den Zugang zu 15 Firmen verschiedener Industrienationen, die im Bereich der infrastrukturellen Gesundheitsversorgung tätig sind. Für die Aktienauswahl sind qualitative und quantitative Kriterien entscheidend; zudem wird auf Diversifizierung geachtet. Eventuelle Dividendenausschüttungen der Indexmitglieder werden in die Indexperformance eingerechnet.