Politisch und volkswirtschaftlich läuft es in Südafrika längst nicht so, wie sich das Investoren wünschen würden. Unter anderem ist das Wachstum zu gering, um Armut und Arbeitslosigkeit wirkungsvoll zu bekämpfen. Dafür wären beim Bruttoinlandsprodukt Zuwachsraten von mindestens fünf Prozent nötig, doch davon ist das Land weit entfernt. 2014 reichte es nur zu einem Plus bei der Wirtschaftsleistung von 1,4 Prozent. Während der Internationale Währungsfonds (IWF) im Oktober vergangenen Jahres für 2015 ein Plus von 2,3 Prozent in Aussicht stellte, hat die Regierung jüngst ihre Prognose von 2,5 Prozent auf zwei Prozent gesenkt. Verantwortlich für das Zurückrudern ist nicht zuletzt eine durch ständige Stromausfälle verursachte Energieversorgungskrise. Hinzu kommen im wichtigen Minensektor Streiks und steigende Arbeitskosten. Misstrauisch beäugt das Ausland auch die von Präsident Jacob Zuma oft mit einem etwas selbstherrlichen Anstrich betriebene Politik.



Doch den Aktienmarkt stört all das nicht. Seit Mitte 2014 tritt der Leitindex FTSE/JSE Top 40 per saldo zwar auf der Stelle. Seit November 2008 hat sich der Kurs des Index mit den 40 größten Unternehmen aus dem FTSE/JSE-All-Share-Index aber verdreifacht. Mit dem jüngst erfolgten Vorstoß auf neue Höhen winkt sogar das Ende des zuletzt gültigen Seitwärtstrends. Charttechnisch gesehen ist das ein sehr ermutigendes Signal.



Trotzdem ist Vorsicht angebracht. Denn zum einen ist die Landeswährung traditionell schwach. Zum anderen war in den vergangenen fünf Jahren laut Morgan-Stanley- Analystin Mary Curtis in erster Linie die Ergebnisentwicklung verantwortlich für die Performance. Doch das Gewinnwachstum der Unternehmen wurde in nur drei Monaten im Schnitt von gut zwölf Prozent auf unter fünf Prozent gesenkt. Ob der Gesamtmarkt vor diesem Hintergrund nachhaltig durchstarten kann, bleibt abzuwarten. Stock-Picker sind auf die allgemeine Verfassung der Börse aber nur bedingt angewiesen. Solange sich der Aktienmarkt halbwegs hält, finden sich auf dem Kurszettel in Johannesburg immer einige Titel, denen eine überzeugende Wertentwicklung zuzutrauen ist.

Einige dieser Aktien laufen schon seit Jahren sehr gut und werden das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig tun. Das Problem ist die mit einem Kurs-Gewinn- Verhältnis (KGV) von gut 16 für den Gesamtmarkt relativ anspruchsvolle Bewertung. Viele der spannendsten Firmen weisen sogar eine noch höhere Bewertung auf.

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Wachstum plus Dividenden

Ansehnliche Wachstumsraten machen das aber wieder wett. Auch die Eigenkapitalrendite kann sich mit im Schnitt 14,8 Prozent sehen lassen. Zudem gelten viele südafrikanische Gesellschaften als verlässliche Dividendenzahler, was im Schwellenländerbereich besonders honoriert wird.

Durchaus anspruchsvoll bewertet ist Aspen Pharmacare. Das KGV ist mit geschätzten gut 25 hoch, die Dividendenrendite mit 0,4 Prozent aber niedrig. Doch der Generikahersteller ist in einem wachstumsstarken Umfeld aktiv. Auf den afrikanischen Kontinent entfallen 24 Prozent der globalen Krankheitslasten. Gleichzeitig werden dort aber nur ein Prozent der Gesundheitsausgaben generiert. International ist Aspen gut aufgestellt. So kommt rund ein Viertel der Umsätze aus der Region Asien-Pazifik. Weitere Zukäufe sind geplant. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres reichte es zu einem Umsatzplus von 51 Prozent auf 18 Milliarden Rand und einem Nettogewinnanstieg von 27 Prozent auf 2,46 Milliarden Rand. Der Lohn für diese Zuwächse ist eine Kursvervierfachung in den vergangenen drei Jahren.

In die gleiche Richtung marschiert seit 2012 Mediclinic. Der private Krankenhausbetreiber ist auch in Namibia, der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig und hat in Südafrika 49 Kliniken. Das Unternehmen profitiert ebenfalls von den großen Wachstumschancen im Gesundheitssektor. Macht das Management keine strategischen Fehler, dürfte diese Aktie ein Dauerläufer bleiben.

Gute Chancen auf weiteres Wachstum sowohl in Südafrika als auch auf dem Rest des Kontinents dürfen sich die Branchen Telekommunikation und Einzelhandel ausrechnen. Von dem Wachstum haben in der Vergangenheit der Telekomkonzern MTN Group und der Einzelhändler Mr Price profitiert. Das dürfte auch zukünftig so bleiben - belohnt würde dies mit langfristig steigenden Aktienkursen.

Eine weitere interessante Story, auf die wir schon in Ausgabe 27/2014 aufmerksam machten, hat Steinhoff International zu bieten. Die Aktie des Möbelherstellers mit deutschen Wurzeln hat das Kursziel von fünf Euro überschritten, hat aber weiter Luft nach oben.



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International gut eingerichtet

Die Gesellschaft ist mit Aktivitäten in Europa, Australien und Afrika breit aufgestellt - in Deutschland ist Steinhoff mit den Poco-Einrichtungsmärkten vertreten. Speziell die sich zaghaft andeutende Konjunkturerholung in Europa würde hier den Geschäften helfen. Zudem wird im Jahresverlauf ein Listing an der Frankfurter Börse angestrebt. Dadurch dürfte die Aktie einem deutlich breiteren Anlegerkreis bekannt werden und für zusätzliches Kaufinteresse sorgen. Durch die Verbindungen zu Deutschland ist die Steinhoff-Aktie auch etwas einfacher zu handeln als viele andere südafrikanische Titel, die an deutschen Börsen leider kaum umgesetzt werden. Anleger müssen ihre Order deshalb stets streng limitieren.

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