Wie sieht die Zukunft des Finanzdienstleistungssektors aus? Die Antwort darauf könnte Financial Technology - kurz FinTech - lauten. Dies bezeichnet den intelligenten Einsatz moderner Technologien, die die traditionelle Bankenwelt auf den Kopf stellen könnten. FinTech-Unternehmen bieten einiges, was auch klassische Banken im Angebot haben, wie Kontoverwaltung, Kreditvergabe oder Wertpapiergeschäfte. Darüber hinaus offerieren sie auch Versicherungen und mobile Bezahlsysteme, Online-Plattformen zur Kreditvermittlung oder das sogenannte Crowdfunding, bei dem sich mehrere Personen zusammentun und gemeinsam ein neues Unternehmen oder ein Projekt finanzieren. Oft sind die Dienstleistungen preisgünstiger als bei Banken.

Die junge Branche steht vor einer hoffnungsvollen Zukunft. Marktbeobachter gehen davon aus, dass FinTechs mithilfe moderner Datenanalysemethoden Finanzdienste digital so individualisieren können, dass sie vor allem für internetaffine Kunden immer größeren Nutzwert haben.

Die Start-up-Szene setzt auf das Wachstumspotenzial des erwarteten technologischen Umbruchs. Laut der Beratungsfirma Accenture haben sich die Investitionen in FinTechs weltweit von 4,05 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013 auf 12,2 Milliarden Dollar 2014 verdreifacht. "Die klassische Finanzindustrie ist zu langsam und nicht innovativ genug, um mit den FinTechs mitzuhalten", sagt Gernot Overbeck, Chef und Gründer des Online-Vergleichsportals Fintura. Amazon, Google, Apple und viele andere hätten gezeigt, wie man Industrien umkrempelt.

Wie ernst etablierte Geldhäuser die neue Konkurrenz nehmen, verdeutlicht die Studie der Deutschen Bank "FinTech - Die digitale (R)evolution im Finanzsektor". Dort hieß es schon 2014: "Die Durchdringung internet- und somit datengetriebener Technologien, moderner Analysemethoden und virtueller Infrastrukturen machen vor keinem Haushalt, keinem Land, keiner Branche, keinem Wertschöpfungsnetz und keinem Geschäftsmodell halt."

"Viele FinTech-Start-ups bringen die etablierte Finanzindustrie zum Nach- und Umdenken", sagt Frank Niehage, Chef der börsennotierten FinTech Group. Der Frankfurter Finanzdienstleister will in den kommenden Jahren der führende Anbieter innovativer Technologien werden. Niehage glaubt, dass sich im FinTech-Sektor bald die Spreu vom Weizen trennen wird. "Man sollte sich immer fragen, ob eine Firma das Zeug dazu hat, profitabel zu arbeiten oder nicht", so der gelernte Banker.

In seinem Unternehmen scheint dies zu funktionieren. Den Sprung in die schwarzen Zahlen hat es geschafft (siehe Interview), und der Aktienkurs verdoppelte sich in den vergangenen zwölf Monaten.

Es ist jedoch nicht gerade einfach, innerhalb der jungen und zum Teil bunten Szene diejenigen Unternehmen herauszufiltern, die künftig nachhaltig und rentabel wirtschaften könnten. Einen Anhaltspunkt bietet ein Zertifikat der UBS auf den Solactive FinTech 20 Index (WKN: UBS 1FT). Der Index bildet die Wertentwicklung der weltweit 20 größten börsennotierten FinTech-Aktien ab. Anleger, die dem Sektor Aufwärtspotenzial zutrauen, streuen mit dem Papier ihr Investment somit auf verschiedene Werte. Die Mitglieder werden bei der Indexanpassung zweimal jährlich gleich gewichtet.

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Einzelwerte für Mutige



Aber auch für Aktienanleger ist der Index im Hinblick auf die Einzelwerte interessant. Zu den Mitgliedern zählen beispielsweise Simcorp (Dänemark), Ingenico (Frankreich), Total Systems Services (USA) und Wirecard (Deutschland). Der Simcorp-Titel machte in den vergangenen zwölf Monaten ein Plus von 78 Prozent. Das dänische Unternehmen bietet Portfolio-Management-Software und weitere Dienstleistungen für Vermögens- und Fondsverwalter an. Die Ingenico-Aktie steigerte ihren Wert binnen eines Jahres um rund 50 Prozent. Der französische Konzern ist weltweit im Bereich von gesicherten bargeldlosen Transaktions- und Zahlungssystemen tätig. Total Systems Services ist in der gleichen Branche unterwegs. Der Kurs der US-Aktie kletterte in den vergangenen zwölf Monaten um rund 60 Prozent in die Höhe.

Im selben Zeitraum legte die Wirecard-Aktie zwar nicht ganz so stark, aber immerhin um 28 Prozent zu. Wegen der inzwischen recht ambitionierten Bewertung stufen wir den Titel des bayerischen Unternehmens allerdings auf "Beobachten" ein (siehe Heft 34/15).



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Interview mit Frank Niehage, dem Chef der Fintech Group



BÖRSE ONLINE: Die FinTech Group ist heute rund 200 Millionen Euro wert. Sie sagen, dass Sie in den kommenden vier Jahren eine One-Billion-Dollar-Company, also ein Unternehmen mit einem Börsenwert von einer Milliarde Dollar, erschaffen wollen. Ist das nicht etwas zu hoch gegriffen?
Frank Niehage: Nein, die international ausschlaggebende One-Billion-Dollar-Marke ist mittelfristig erreichbar: Für das Gesamtjahr 2015 ist ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 20 Millionen Euro realistisch. Geht man von einer konservativen Börsenbewertung mit Faktor 15 aus, wäre die FinTech Group 300 Millionen Euro wert. Für 2016 erwarte ich ein Ebitda zwischen 30 und 35 Millionen Euro. Die konservative Bewertung läge dann bei rund 500 Millionen Euro. Unser Geschäftsmodell rechtfertigt zudem den Tech-Multiple, also eine weniger konservative Bewertung.

Der Kurs der Aktie soll sich also vervielfachen. Woran machen Sie das Aufwärtspotenzial fest?
Wir haben eine FinTech-Story zu erzählen. Neben unserem Aushängeschild, dem Onlinebroker Flatex, verfügen wir seit dem Frühjahr über einen zweiten großen Geschäftsbereich: Wir haben die Xcom-Gruppe erworben, einen der erfolgreichsten Software- und Technologieanbieter für Finanzdienstleister. Auch die Xcom-Tochter biw Bank haben wir gekauft. Sie verfügt über Cash-Einlagen von einer Milliarde Euro und wird ihr Kreditgeschäft erheblich ausbauen. Für die Expansion ins Mobile Banking, ins Kreditkartengeschäft und in das europäische Ausland sind wir damit bestens ausgestattet.