Die Hausse an den europäischen Börse wird von den Pharma-Aktien mit angeführt. So hat sich der Stoxx Europe Total Market Pharmaceuticals-Net Return EUR Index seit Juni 2012 mehr als verdoppelt. Wenn man bedenkt, dass viele Pharma-Unternehmen unter auslaufenden Patenten bei wichtigen Patenten sowie allgemein dem Aufkommen von Nachahmer-Medikamenten oder Produkten aus dem Biotechsegment bedroht werden, ist das auf den ersten Blick eine etwas erstaunliche Performance-Bilanz.

Doch speziell die großen Pharma-Konzerne haben auf die Herausforderungen mit Einsparungen sowie mit Zukäufen reagiert. Letztere sind im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld leicht zu stemmen und auf dem Papier lassen sich viele Akquisitionen auch schnell als schnell als gewinnsteigernd verkaufen. Nicht umsonst wird die in diesem Jahr weiter wachsende Übernahmewelle vom Pharmasektor mit angeschoben. Die Ratingagentur Fitch hat jüngst deswegen zwar auch auf mögliche Risiken für die Kreditwürdigkeit der Branchenvertreter hingewiesen, an der Börse werden M&A-Aktivitäten derzeit aber noch gerne gesehen.

Das bereits erwähnte Niedrigzinsumfeld erweist sich auch in einer zweiten Hinsicht als vorteilhaft für den Pharma-Sektor. Schließlich bieten Pharma-Aktien nach wie vor eine im Vergleich mit erstklassigen Staatsanleihen relativ lukrative Rendite. Auf der Jagd nach einer höheren Verzinsung fühlen sich viele Marktteilnehmer davon angelockt. Die Analysten bei Barclays gehen davon aus, dass dies ein Kaufargument bleiben wird. Denn die Ausschüttungsquote sei mit durchschnittlich 55 Prozent einigermaßen moderat und das von 2014 bis 2018 erwartete Gewinnwachstum von rund zehn Prozent p.a. lasse weitere Dividendenerhöhungen zu. Auch bei der Société Générale gehen die Analysten davon aus, dass die bis 2020 erwartete kumulierte Generierung von 400 Milliarden Dollar an freiem Cash-Flow unter anderem für Dividendenzahlungen verwendet wird.

Anders als die unter dem starken Franken leidenden Schweizer Branchenvertreter profitierten die Pharma-Aktien aus dem Euro-Raum zuletzt auch von dem festen Dollar. Bei der Deutschen Bank hat dies beispielsweise dazu geführt, dass die Analysten ihre Kursziele zuletzt in einigen Fällen erhöht haben.

Was die Bewertungen angeht, hält die Société Générale das europäische Pharma-Branchen-KGV mit 18,6 zwar für hoch, aber trotzdem weiter für attraktiv, weil es sich damit im Rahmen des Zehnjahresdurchschnitts bewegt. Auf Ebene der Einzelaktien wird bei der Société Générale aber klar differenziert. Auf den nachfolgenden Seiten verraten wir näheres zu den drei Aktien, die als Top-Käufe herausgestellt werden und den beiden Titeln, die als Verkäufe eingestuft sind. Die drei Kaufempfehlungen verfügen dabei über ein Aufwärtspotenzial von 21, 23 und 40 Prozent.



Société Générale Verkaufskandidat Nummer eins unter den europäischen Pharma-Aktien: GlaxoSmithkline Plc. (WKN: 940561, 15,62 britische Pfund, 21,80 Euro, alles Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 27. April)



Im Zuge der jüngst aufgenommenen Abdeckung des europäischen Pharmasektors stuft die Société Générale zwei Branchenvertreter als Verkauf ein. Der eine Wert, den dieses Negativurteil trifft, ist GlaxoSmithKline. Allerdings liegt das Kursziel mit 15,50 Pfund nur leicht unter dem aktuellen Kurs, womit sich aus der Verkaufsempfehlung zumindest kein großes Abwärtspotenzial ableiten lässt.

Das zurückhaltende Urteil passt aber zu dem von dem britischen Pharmakonzern zuletzt an den Tag gelegten Kursverhalten. Denn die Notiz tritt nun per Saldo nun schon seit zwei Jahren nur auf der Stelle. Keinen frischen Kurs-Elan habe demnach bisher auch die Anfang März verkündeten umfangreichen Transaktionen gebracht, die mit dem Wettbewerber Novartis vereinbart wurden. Dabei haben diese ein Gesamtvolumen von mehr als 20 Milliarden Dollar und die Aktionäre von GlaxoSmithKline sollen davon mit vier Milliarden Pfund profitieren. Die nächste Gelegenheit, an der Kurslethargie etwas zu ändern, hat der Vorstand am 06. Mai bei der Vorlage der Quartalszahlen.

Generell eine Bürde beim Versuch die Anleger zu begeistern stellen aber die relativ wenigen Wachstumstreiber im Arzneimittelportfolio dar. Wichtig wird deswegen sein, wie der Ausblick auf das Joint Venture ViiV Healthcare zur HIV-Forschung ausfällt, denn das ist einer der Hoffnungsträger für künftiges Wachstum. Die nur geringen Wachstumsaussichten sind auch für die Société Générale mit das Hauptargument für eine zurückhaltende Einschätzung der Aktie. So dürfte der Druck auf das Geschäft mit Atemwegsmedikamenten aufgrund von Nachahmerpräparaten, neue Wettbewerbern und Preisdruck andauern.

Die Analyten sehen jedenfalls auch nach den mit Novartis eingefädelten Deals das Wachstumsprofil mit Blick auf den bis 2020 zu erwartenden Gewinn je Aktie für die künftigen drei Geschäftshauptsäulen Pharma, Impfstoffe und Consumer deutlich unter dem Sektorschnitt. Wie es weiter heißt, fehle es in der Pipeline an Umsatztreibern und auch vor diesem Hintergrund sei die Bewertung unattraktiv. Die überdurchschnittliche Dividendenrendite von gut fünf Prozent wird nicht als ausreichendes Kaufargument gesehen.



Société Générale Verkaufskandidat Nummer zwei unter den europäischen Pharma-Aktien: Novo Nordisk A/S (WKN: A1XA8R, 394,00 dänische Kronen, 52,613 Euro)



Als zweiten Verkaufskandidaten haben die Analysten der Société Générale mit Novo Nordisk einen Wert auserkoren, der ein komplett anderes Profil als GlaxoSmithKline sowie einen Ruf als Börsenliebling hat. Für letzteres hat ein seit April 2009 von 46,90 Kronen ausgehender Kursanstieg auf das aktuelle Niveau von 394,00 Kronen gesorgt.

Das dänische Unternehmen profitiert von seiner führenden Stellung bei der Diabetesversorgung, denn damit tummelt man sich in einem Bereich, der sich zu einer Volkskrankheit entwickelt hat. Eine starke Stellung verfügt die Gesellschaft, die ihre Produkte in über 180 Ländern vertreibt, zudem in den Gebieten Blutgerinnung, Wachstumshormon- sowie Hormonersatztherapie.

Zuletzt punktete die Nummer eins unter den Herstellern von Insulinpräparaten mit der Meldung, wonach in den USA die Wiederzulassung von Tresiba beantragt wurde. Dahinter steckt ein Langzeit-Insulin, das bereits eine Zulassung in Europa und Japan hat und weitere Erfolge auch in den USA würden hier helfen, Unsicherheiten um das Diabetes-Portfolio zu beseitigen. Bei der Société Générale ist man aber genau für diesen Bereich etwas zurückhaltender gestimmt, weil man befürchtet, am Markt könnte man die Aussichten zu positiv beurteilen. Zudem führe dieser unter den Marktteilnehmern vorherrschende Optimismus zu einer aus ihrer Sicht zu hohen Bewertung.

In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass die Analysten das KGV für die Aktie von Novo Nordisk für 2016 auf 29 beziffern. Gegenüber dem Sektor-KGV ist das ein happiger Aufschlag. Aus Sicht der Société Générale lässt sich das schwer rechtfertigen, zumal man die Gewinnaussichten vorsichtiger als der Konsens beurteilt. Während die anderen Analysten im Schnitt von 2015 bis 2019 von einem Anstieg beim Gewinn je Aktie von 11,85 auf 20,36 Kronen rechnen die Franzosen am Ende der Zeitreihe nur mit niedrigeren 18,06 Kronen.

Als gerechtfertigtes Kursziel werden auf dieser Basis als gerechtfertigtes Kursziel 350 Kronen je Aktie genannt. Bei Zielerreichung wurde das einen Rückgang von 11,2 Prozent gegenüber dem aktuellen Kursniveau bedeuten und das KGV würde sich auch dann noch auf Basis der hauseigenen Gewinnschätzungen für 2016 auf 25,8 belaufen.



Société Générale Kaufkandidat Nummer eins unter den europäischen Pharma-Aktien: Roche Holding AG (WKN: 851311, 273,00 Schweizer Franken, 262 36 Euro)



Ebenfalls ein Liebling vieler Investoren ist der Schweizer Pharmakonzern Roche Holding. Allerdings konnte dieser Titel seit mehr als einem Jahr in Franken gerechnet keinen Kursfortschritt mehr verbuchen. Die Société Générale stuft den Titel aber als einen der drei Kaufkandidaten unter den großen europäischen Pharmakonzernen ein. Als Kursziel werden 330 Franken genannt, woraus sich theoretisch ein Kurspotenzial von fast 21 Prozent errechnet. Hinzu kommt auch noch eine Dividendenrendite von knapp 3,1 Prozent, die sich auf Basis des erwarteten Ausschüttungssatzes von 8,40 Franken je Aktie errechnet.

Das Chance-Risiko-Profil wird als das attraktivste im Sektor bezeichnet und auch was die Ergebnisaussichten angeht ist man mehr als zehn Prozent zuversichtlicher gestimmt als der Analystenkonsens. Beim Gewinn je Aktie wird von 2014 bis 2017 mit einem Anstieg von 14,3 auf 18,0 Franken gerechnet. Auf dieser Basis ergibt sich für 2017 ein KGV von gut 15. Das sei im Branchenvergleich ein vorteilhafter Wert. Insbesondere dann, wenn man berücksichtige, dass Roche in diesem und im kommenden Jahr unter den großen Branchenvertretern mit den besten Pipeline-Meldungen aufwarten dürfte. Gute Nachrichten verspricht man sich unter anderem von den Medikamenten Rituxan, Herceptin und Avastin.

Der Verlauf des ersten Quartals scheint den Analysten von Société Générale Recht zu geben. Denn in den ersten drei Monaten setzten die Schweizer mit 11,8 Milliarden Franken mehr um als im Vorjahr und vom Analystenschnitt erwartet. Auch an den Zielen für das Gesamtjahr hielt der Vorstand fest. Demnach wird weiterhin mit einem Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich gerechnet. Der Kerngewinn je Aktie soll dabei stärker ausfallen als das Umsatzwachstum.

Wichtig war aus Anlegersicht auch die Erkenntnis, dass die Auswirkungen der Franken-Aufwertung weniger dramatisch als befürchtet ausgefallen sind. Was Investoren ebenfalls gefallen dürfte, sind die Dividendenprognosen der Société Générale für Roche. Denn man traut den Schweizer bis 2025 Dividendenerhöhungen von im Schnitt fünf Prozent p.a. zu. Zudem dürfte der hohe Cash Flow einen weiteren Schuldenabbau ermöglichen.



Société Générale Kaufkandidat Nummer zwei unter den europäischen Pharma-Aktien: Sanofi S.A. (WKN: 920657, 97,33 Euro)



Anders als Roche hat mit Sanofi der zweite Kauf-Favorit der Société Générale eine zwischenzeitliche Kursschwäche zuletzt wieder abgeschüttelt. Die Notiz des französischen Pharmakonzerns ist jüngst sogar auf neue Rekorde vorgestoßen.

Die Analysten der Société Générale halten damit das Ende der Fahnenstange aber noch nicht für erreicht. Sie beziffern vielmehr das Kursziel auf 120 Euro, was immerhin noch gut 23 Prozent Luft nach oben lassen würde. Hinzu kommt übrigens außerdem für das Geschäftsjahr 2014 eine Dividende von 2,85 Euro je Aktie. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von knapp drei Prozent.

In diesem Zusammenhang erwähnenswert: Durch 21 Dividendenanhebungen in Folge hat sich die Gesellschaft einen guten Ruf unter Dividendenjägern erarbeitet. Geht es nach der Société Générale, dann wird dieser Ruf nach weiter gestärkt. Denn man rechnet für die Jahre 2015, 2016 und 2017 mit weiteren Anhebungen auf 3,05, 3,15 und 3,29 Euro je Aktie.

Die zuletzt steigenden Aktienkurse werden bei Sanofi unter anderem mit der Ernennung des neuen Vorstandsvorsitzenden Olivier Brandicourt in Verbindung gebracht. Denn das verspreche bald mehr Klarheit über die künftige Strategie. Möglicherweise es dabei ein Teil seiner Strategie, den Partner Regeneron vollständig zu übernehmen. Zumindest würde das dabei helfen, die Pipeline zu füllen.

Als Kurskatalysator könnte sich außerdem eine US-Zulassung des neuartigen Cholesterinsenkers Praluent im Juli erweisen. Die Probleme im Bereich Impfstoffe und Animal Health halten die Analysten unterdessen für gelöst und das diversifizierte Portfolio bilde eine gute Grundlage, um Wachstum zu erzielen. Der feste Dollar wird ebenfalls als Vorteil für Sanofi gewertet. Aktionäre dürfen gespannt, wie viel von den Vorschusslorbeeren das Unternehmen bei der Zahlenvorlage für das erste Quartal am 30. April rechtfertigen kann.



Société Générale Kaufkandidat Nummer drei unter den europäischen Pharma-Aktien: AstraZeneca Plc. (WKN: 886455, 47,055 britische Pfund, 65,50 Euro)



Mit AstraZeneca traut die Société Générale den Aktien von einem Pharma-Unternehmen derzeit am meisten zu, das derzeit mit rückläufigen Umsätzen und Gewinnen zu kämpfen hat. Deutlich wurden die Probleme auch jüngst wieder bei der Vorlage der neuesten Quartalszahlen. Denn unter Verweis auf die Konkurrenz durch Nachahmer-Medikamente und Gegenwind vom starken Dollar berichtete der britisch-schwedische Konzern von einem Umsatzminus in den ersten drei Monaten von sechs Prozent auf 6,06 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn sank gleichzeitig um sieben Prozent auf 550 Millionen Dollar.

Einen Umsatzeinbruch von 31 Prozent musste das wichtige Magenmittel Nexium hinnehmen. Bei den beiden Hoffnungsträgern, dem Herzmedikament Brilinta und dem Diabetesmittel Onglyza, legten die Einnahmen weniger stark zu als vom Analystenkonsens erwartet. Immerhin: Der in London ansässige Pharmakonzern hat mit dem US-Unternehmen Celgene einen Partner für wie Weiterentwicklung seines Mittels MEDI4736 gegen Blutkrebs gefunden.

Trotzdem war man aber auch bei der Société Générale nicht zufrieden mit den jüngste Nachrichten. Die Umsatzhöhe wurde zwar als in Ordnung bezeichnet, doch die Qualität der Erlöse überzeuge noch nicht, weil sie unter anderem auf Sondereffekte nach Verkäufen von Geschäftsaktivitäten zurückzuführen gewesen seien. Auch habe die Marge beim Gewinn vor Steuern und Zinsen mit 29,8 Prozent 70 Basispunkte unter der Erwartung gelegen. Die höhere Bruttomarge sei von höheren Pipeline-Investitionen und gestiegenen Kosten aufgezehrt worden, hieß es zur Begründung.

Trotzdem wurde die bestehende Kaufempfehlung am vergangenen Freitag bekräftigt. Erklärend hieß es, das bestehende Portfolio werde am Markt unterschätzt und die Bewertung des Unternehmens, um das sich immer wieder auch Übernahmegerüchte ranken, sei attraktiv. Auf Basis der hauseigenen Schätzungen ergeben sich für 2016 und 2016 Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 14,9 und 14,5. Das Kursziel wird mit 66 Pfund angegeben. Das verspricht ein Kurspotenzial von gut 40 Prozent. Hinzu kommt eine Dividendenrendite, die sich für 2014 auf rund vier Prozent beläuft.